Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
anscheinend auf sie auf, wie Gendry ihm aufgetragen hatte.
»Sie nutzt uns gar nichts«, wiederholte Gendry stur. »Sie und Heiße Pastete und Lommy halten uns nur auf, und am Ende werden wir ihretwegen noch getötet werden. Du bist
der Einzige in dem ganzen Haufen, mit dem man was anfangen kann. Auch wenn du ein Mädchen bist.«
Arya blieb abrupt stehen. » Ich bin kein Mädchen! «
»Doch, das bist du. Glaubst du, ich wäre genauso dumm wie die anderen?«
»Nein, du bist noch dümmer. Die Nachtwache nimmt keine Mädchen, das weiß doch jeder.«
»Stimmt. Mir ist zwar auch schleierhaft, weshalb Yoren dich mitgenommen hat, aber er hat sicherlich einen Grund gehabt. Trotzdem bist du ein Mädchen.«
»Bin ich nicht!«
»Dann hol deinen Pimmel raus und piss. Na los!«
»Ich muss gerade nicht pissen. Wenn ich wollte, könnte ich aber.«
»Lügner. Du kannst deinen Pimmel nicht rausholen, weil du keinen hast. Als wir noch dreißig Mann waren, ist es mir nicht aufgefallen, jetzt aber schon. Du gehst immer in den Wald, wenn du pinkelst. Heiße Pastete oder ich tun das nicht. Wenn du kein Mädchen bist, dann bist du ein Eunuch.«
» Du bist der Eunuch.«
»Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt.« Gendry lächelte. »Oder soll ich meinen Pimmel rausholen und es dir beweisen? Ich habe nichts zu verstecken.«
»Doch«, platzte Arya heraus, weil sie verzweifelt das Thema wechseln wollte. »Diese Goldröcke bei dem Gasthaus, die waren hinter dir her, und du hast uns nicht verraten, warum.«
»Ich wünschte, ich hätte selbst eine Ahnung. Yoren wusste es, aber er hat es mir nicht erzählt. Warum, glaubst du, haben sie mich gejagt?«
Arya biss sich auf die Lippen. Sie erinnerte sich daran, was Yoren zu ihr gesagt hatte, an dem Tag, an dem er ihr Haar geschoren hatte. Die Hälfte dieses Haufens würde dich so rasch an die Königin verraten, wie Spucke im Feuer verdampft, für eine Begnadigung und vielleicht ein paar Silberstücke. Und die andere
Hälfte würde das Gleiche tun, sich allerdings vorher an dir vergehen. Nur Gendry war anders, denn auch ihn wollte die Königin haben. »Ich verrate dir mein Geheimnis, wenn du mir deins anvertraust«, schlug sie vorsichtig vor.
»Ich wollte, ich wüsste es, Arry … heißt du wirklich so, oder hast du einen richtigen Mädchennamen?«
Arya starrte die knorrige Wurzel neben ihren Füßen an. Mit ihrer Verstellung hatte es jetzt ein Ende. Gendry wusste Bescheid, und in ihrer Hose würde sie nichts finden, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Nun konnte sie entweder Nadel ziehen und ihn töten oder ihm vertrauen. Sie war nicht überzeugt, ob sie ihn wirklich besiegen könnte; er hatte ebenfalls ein Schwert, und er war viel stärker. Blieb also nur die Wahrheit. »Lommy und Heiße Pastete dürfen es nicht erfahren.«
»Werden sie nicht«, schwor er, »nicht von mir.«
»Arya.« Sie hob den Blick und sah ihn an. »Ich heiße Arya. Aus dem Hause Stark.«
»Aus dem Hause …« Es dauerte einen Moment lang, bis er hinzufügte: »Des Königs Hand hieß Stark. Den sie als Hochverräter hingerichtet haben.«
»Er war kein Hochverräter. Er war mein Vater.«
Gendry riss die Augen auf. » Deshalb hast du also gedacht …«
Sie nickte. »Yoren wollte mich nach Winterfell bringen.«
»Wenn … du hochgeboren bist … äh … dann seid Ihr ja eine Lady.«
Arya sah an ihrer zerlumpten Kleidung hinunter bis zu den nackten Füßen. Sie betrachtete den Dreck unter ihren Fingernägeln, die verschorften Ellbogen, die zerkratzten Hände. Septa Mordane würde mich nicht einmal erkennen, möchte ich wetten. Sansa vielleicht, aber sie würde tun, als ob sie mich nicht kennt. »Meine Mutter ist eine Lady, und meine Schwester auch, aber ich war niemals eine.«
»Doch, wart Ihr. Ihr wart die Tochter eines Lords, und Ihr
habt in einer Burg gelebt, nicht wahr? Und Ihr … bei den guten Göttern, ich habe nie …« Plötzlich wurde Gendry unsicher, beinahe ängstlich. »Das mit dem Pimmel, das hätte ich nicht sagen sollen, und gepisst habe ich auch vor Euch, und all so was. Ich … ich bitte um Verzeihung, M’lady.«
» Hör auf damit! «, zischte Arya. Wollte er sie verspotten?
»Ich weiß mich höflich zu benehmen, M’lady«, antwortete Gendry, stur wie immer. »Immer wenn hochgeborene Mädchen mit ihren Vätern in den Laden kamen, hat mir mein Meister befohlen, ich solle mich verneigen und nur sprechen, wenn sie mit mir sprachen, und sie M’lady nennen.«
»Wenn du mich weiter
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