Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
wäre. Jetzt war sie älter, aber hätte sie einen Falken gehabt, hätte sie ihn aufgegessen .
»Was weißt du denn schon von der Wildschweinjagd?«, wollte Heiße Pastete wissen.
»Mehr als du.«
Gendry war nicht in der Stimmung, sich solches Gerede anzuhören. »Ruhe, und zwar beide. Ich muss darüber nachdenken, was wir unternehmen sollen.« Er machte immer ein so gequältes Gesicht, wenn er grübelte, es schien ihm regelrecht wehzutun.
»Ergeben«, wiederholte Lommy.
»Ich habe dir gesagt, du sollst den Mund halten. Wir wissen nicht einmal, wer dort in dem Dorf ist. Vielleicht können wir etwas zu essen stehlen.«
»Lommy könnte stehlen, wenn sein Bein in Ordnung wäre«, sagte Heiße Pastete. »In der Stadt war er ein Dieb.«
»Ein schlechter Dieb«, warf Arya ein. »Sonst hätte man ihn nicht erwischt.«
Gendry blinzelte in die Sonne. »Die beste Zeit, ein wenig herumzuschnüffeln, ist bei Einbruch der Dunkelheit. Ich werde ein wenig kundschaften, sobald es dunkel ist.«
»Nein, ich gehe«, widersprach Arya. »Du machst zu viel Lärm.«
Gendry bekam plötzlich diesen seltsamen Ausdruck in den Augen. »Wir gehen zusammen.«
»Arry sollte gehen«, meinte Lommy. »Er kann besser schleichen.«
»Wir gehen zusammen , habe ich gesagt.«
»Und wenn ihr nicht zurückkommt? Heiße Pastete kann mich allein nicht tragen, das weißt du ganz genau …«
»Und es gibt Wölfe hier«, ergänzte Heiße Pastete. »Letzte Nacht habe ich sie gehört, als ich Wache hatte. Sie waren gar nicht weit entfernt.«
Arya hatte sie ebenfalls gehört. Sie hatte im Geäst einer Ulme geschlafen, aber das Geheul hatte sie geweckt. Eine gute Stunde hatte sie dagesessen und ihnen gelauscht, wobei ihr wieder und wieder eine Gänsehaut über den Rücken gekrochen war.
»Und wir dürfen nicht mal ein Feuer anzünden, um sie uns vom Leib zu halten«, sagte Heiße Pastete. »Das ist doch nicht gerecht, uns mit den Wölfen ganz allein zu lassen.«
»Niemand lässt euch allein«, entgegnete Gendry empört. »Lommy hat seinen Speer, wenn die Wölfe kommen, und du bist schließlich auch dabei. Wir gehen nur kurz nachschauen; dann kommen wir wieder.«
»Wer immer dort ist, ihr solltet euch ihnen ergeben«, jammerte Lommy. »Ich brauche Medizin für mein Bein, die Schmerzen sind unerträglich.«
»Falls wir irgendwelche Beinmedizin finden, bringen wir sie mit«, versprach Gendry. »Arry, machen wir uns auf den Weg. Ich möchte so nah wie möglich bei dem Dorf sein, bevor die Sonne untergeht. Heiße Pastete, du behältst Wiesel bei dir. Sie darf uns auf keinen Fall folgen.«
»Letztes Mal hat sie mich getreten.«
» Ich trete dich auch, wenn du sie nicht hierbehältst.« Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte Gendry seinen Helm auf und marschierte los.
Arya musste sich beeilen, um nicht zurückzubleiben.
Gendry war fünf Jahre älter und einen Fuß größer als sie, und lange Beine hatte er außerdem. Eine Weile lang sagte er nichts, sondern stürmte nur mit verärgerter Miene zwischen den Bäumen hindurch. Schließlich blieb er stehen. »Ich glaube, Lommy wird sterben.«
Es überraschte sie nicht. Kurtz war auch an seiner Wunde gestorben, und er war viel kräftiger gewesen. Wann immer Arya an der Reihe gewesen war, Lommy zu tragen, hatte sie die Hitze seiner Haut gespürt und den Gestank gerochen, der von seinem Bein ausging. »Vielleicht finden wir einen Maester …«
»Maester gibt es nur in Burgen, und selbst wenn wir zufällig auf einen stoßen, würde der sich vermutlich nicht die Hände an jemandem wie Lommy schmutzig machen.« Gendry duckte sich unter einem niedrigen Ast hindurch.
»Das stimmt nicht.« Maester Luwin half bestimmt jedem, der zu ihm kam, da war sie sich ganz sicher.
»Er wird sterben, und je eher, desto besser für uns andere. Wir sollten ihn einfach zurücklassen, wie er es sagt. Wenn du oder ich an seiner Stelle wären, würde er das auch tun, das weißt du.« Sie stiegen einen steilen Hang hinauf und hielten sich auf der anderen Seite an Wurzeln fest, als es wieder hinunterging. »Ich habe es satt, ihn zu tragen, und ich habe sein Gerede darüber, wir sollten uns ergeben, ebenfalls satt. Wenn er stehen könnte, würde ich ihm die Zähne einschlagen. Lommy ist zu nichts zu gebrauchen. Und das weinende Mädchen auch nicht.«
»Lass bloß Wiesel in Ruhe, sie hat nur Angst und Hunger. « Arya blickte sich über die Schulter um, aber dieses eine Mal folgte das Mädchen ihnen nicht. Heiße Pastete passte
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