Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
all den Leichen, wer sollte das sonst sein, außer den Lennisters?
Dann hörte sie einen Ruf.
Die beiden Speerträger drehten sich um, und ein dritter Mann kam in Sicht, der einen Gefangenen vor sich herschob. Es war inzwischen zu dunkel, um die Gesichter zu erkennen, doch trug der Gefangene einen glänzenden Stahlhelm, und als Arya die Hörner sah, wusste sie, dass es Gendry war. Du blöder, blöder, BLÖDER Kerl!, dachte sie. Wenn er hier gewesen wäre, hätte sie ihn gleich noch einmal getreten.
Zwar sprachen die Wachen laut miteinander, trotzdem waren sie zu weit entfernt, und so konnte Arya nichts verstehen,
vor allem auch, weil die Krähen laut krächzten und flatterten. Einer der Speerträger riss Gendry den Helm vom Kopf und stellte ihm eine Frage. Die Antwort schien ihm nicht zu gefallen; er schlug mit dem Speerschaft zu und stieß Aryas Freund zu Boden. Der Mann, der ihn gebracht hatte, versetzte ihm einen Tritt, während der dritte den Helm aufprobierte. Schließlich zerrten sie Gendry auf die Beine und marschierten mit ihm zum Lagerhaus hinüber. Als sie die schwere Holztür öffneten, kam ein kleiner Junge herausgeschossen, den eine der Wachen am Arm packte und wieder ins Innere schleuderte. Arya hörte ein Schluchzen und dann einen lauten Schmerzensschrei, bei dem sie sich vor Schreck auf die Lippen biss.
Die Wachen stießen Gendry hinein und verriegelten die Tür hinter ihm. In diesem Augenblick wehte ein Wind vom See herüber, und die Banner blähten sich. Das eine trug tatsächlich den goldenen Löwen, wie sie befürchtet hatte. Auf dem anderen zeichneten sich drei schlanke schwarze Formen in buttergelbem Feld ab. Hunde, dachte sie. Irgendwo hatte sie die schon einmal gesehen, aber wo?
Das war im Augenblick nicht wichtig. Wichtig war nur, dass sie Gendry geschnappt hatten. Mochte er noch so stur und blöd sein, sie musste ihn dort herausholen. Ob sie wohl wussten, dass die Königin hinter ihm her war?
Der eine Speerträger nahm seinen Helm ab und setzte statt dessen Gendrys auf. Bei diesem Anblick stieg Wut in ihr auf, nur leider konnte sie rein gar nichts dagegen tun. Sie meinte, weitere Schreie aus dem fensterlosen Lagerhaus zu hören, die durch das Mauerwerk gedämpft wurden, doch war sie sich dessen nicht sicher.
Also blieb sie lange genug, um den Wachwechsel zu beobachten, und darüber hinaus einiges mehr. Männer kamen und gingen. Sie führten Pferde hinunter zum Bach und tränkten sie. Eine Jagdgesellschaft kehrte aus dem Wald zurück und brachte einen Hirsch mit, der an einer Stange hing. Sie sah
zu, wie sie das Tier säuberten und ausweideten und auf der anderen Seite des Bachs ein Feuer anzündeten. Der Duft des bratenden Fleisches vermischte sich eigentümlich mit dem Verwesungsgestank. Ihr leerer Bauch rumorte, und sie fürchtete schon, sie müsse sich übergeben. Die Aussicht auf Essen lockte weitere Männer an, die alle Kettenhemden oder Harnische aus Leder trugen. Nachdem der Hirsch zubereitet war, wurden die besten Stücke in eines der Häuser getragen.
Sie überlegte, ob sie im Schutze der Dunkelheit vielleicht zu Gendry schleichen und ihn befreien könnte, aber die Wachen steckten am Feuer Fackeln an. Ein Knappe brachte den beiden, die vor dem Lagerhaus standen, Fleisch und Brot; später gesellten sich zwei andere Kerle zu ihnen, und ein Weinschlauch wurde von Hand zu Hand gereicht. Als er geleert war, verschwanden die beiden Männer, die Wachen jedoch blieben auf ihrem Posten und lehnten sich auf ihre Speere.
Mit steifen Armen und Beinen kroch Arya schließlich unter den Brombeeren hervor und schlüpfte in die Dunkelheit des Waldes. Heute Nacht konnte man kaum die Hand vor Augen sehen, weil nur eine schmale Mondsichel am Himmel stand, die zudem immer wieder von Wolken verdeckt wurde. Leise wie ein Schatten, schärfte sie sich ein, während sie zwischen den Bäumen hindurchging. In dieser Finsternis wagte sie nicht zu laufen, aus Angst, über eine Wurzel zu stolpern oder sich zu verirren. Zur Linken leckte das Götterauge still und sanft an seinen Ufern. Auf der anderen Seite strich der Wind seufzend durch die Zweige und ließ das Laub rascheln. Aus der Ferne hörte sie das Geheul von Wölfen.
Lommy und Heiße Pastete machten sich beinahe in die Hose, als sie aus dem Wald hinter ihnen trat. »Still!«, forderte sie die beiden auf und legte den Arm um Wiesel, die auf sie zugelaufen kam.
Heiße Pastete starrte sie mit großen Augen an. »Wir dachten,
ihr hättet uns im
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