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Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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wirklich nichts für sich behalten hatte.
    Die Verhöre fanden vor den anderen Gefangenen statt, damit sie sahen, welches Schicksal Rebellen und Verrätern blühte. Ein Mann, den die anderen den Kitzler nannten, stellte die Fragen. Wegen seines unauffälligen Gesichts und seiner einfachen Kleidung hatte Arya ihn zunächst für einen der Dorfbewohner gehalten, ehe sie ihn bei der Arbeit erlebte. »Kitzler lässt sie heulen, bis sie sich in die Hose pissen«, erklärte ihnen der bucklige Chiswyck. Das war der Soldat, den sie hatte beißen wollen und der sie mit der gepanzerten Faust niedergeschlagen hatte. Manchmal half er dem Kitzler. Dann wieder übernahmen andere diese Aufgabe. Ser Gregor Clegane stand reglos daneben, beobachtete alles und hörte zu, bis das Opfer gestorben war.
    Die Fragen waren stets dieselben. War irgendwo im Dorf Gold versteckt? Silber? Edelsteine? Gab es noch weitere Vorräte? Wo befand sich Lord Beric Dondarrion? Welche Dorfbewohner hatten ihm geholfen? Wo war er hingeritten? Wie viele Männer hatten ihn begleitet? Wie viele Ritter, Bogenschützen, wie viele Bewaffnete? Womit waren sie ausgerüstet? Wie viele Pferde hatten sie? Gab es Verwundete unter ihnen? Welche anderen Feinde hatten sie gesehen? Wie viele? Wann? Welche Banner hatten sie geführt? In welche Richtung waren sie gezogen? War irgendwo im Dorf Gold versteckt? Silber? Edelsteine? Wo befand sich Lord Beric Dondarrion? Wie viele Männer begleiteten ihn? Am dritten Tag hätte Arya die Fragen selbst stellen können.
    Sie fanden ein wenig Gold, ein wenig Silber, einen großen Beutel mit Kupfermünzen und einen verbeulten Kelch, der
mit Granaten verziert war und wegen dem sich zwei Soldaten beinahe geprügelt hätten. Sie erfuhren, dass Lord Beric zehn Hungergestalten bei sich hatte oder auch hundert Ritter; er war nach Westen geritten, oder nach Norden oder Süden; er hatte den See in einem Boot überquert; er war stark wie ein Auerochse oder von der Blutgrippe geschwächt. Niemand überlebte das Verhör des Kitzlers; kein Mann, keine Frau, kein Kind. Bei den Kräftigsten dauerte es bis zum Einbruch der Dunkelheit. Ihre Leichen wurden abseits der Lagerfeuer für die Wölfe aufgehängt.
    Als sie endlich aufbrachen, wusste Arya, dass sie keine Wassertänzerin war. Syrio Forel hätte sich niemals von ihnen niederschlagen oder das Schwert abnehmen lassen, und er hätte auch nicht tatenlos danebengestanden, während sie Lommy Grünhand ermordeten. Syrio hätte nicht stumm in diesem Lagerhaus gesessen, und er wäre auch nicht widerstandslos zwischen den anderen marschiert. Der Schattenwolf war das Wappen der Starks, aber Arya fühlte sich wie ein Lamm, umgeben von einer Herde anderer Schafe. Sie hasste die Dorfbewohner dafür, beinahe so sehr wie sich selbst.
    Die Lennisters hatten ihr alles genommen: Vater, Freunde, Heim, Hoffnung, Mut. Einer hatte ihr Nadel gestohlen, während ein anderer ihr Holzschwert über dem Knie zerbrochen hatte. Sie hatten ihr Geheimnis enthüllt. Das Lagerhaus war groß genug gewesen, um sich zum Wasserlassen eine stille Ecke zu suchen, aber unterwegs war das nicht mehr möglich. Sie beherrschte sich so lange wie möglich, am Ende musste sie sich doch neben einen Busch hocken und die Hose vor allen herunterlassen. Sonst hätte sie sich einnässen müssen. Heiße Pastete starrte sie mit seinen großen Mondaugen an, sonst jedoch hatte niemand einen Blick für sie übrig. Schafsmädchen oder Schafsjunge, Ser Gregor und seine Männer kümmerte das nicht.
    Ihre Wächter verboten ihnen das Sprechen. Eine aufgeplatzte
Lippe brachte Arya zu der Erkenntnis, lieber zu schweigen. Andere lernten es nicht. Ein dreijähriger Junge wollte nicht aufhören, nach seinem Vater zu rufen, also zertrümmerten sie ihm das Gesicht mit einer stachelbewehrten Keule. Dann fing die Mutter des Jungen an zu schreien, und Raff der Liebling tötete sie ebenfalls.
    Arya sah sie sterben und tat nichts dagegen. Was für einen Sinn hätte Tapferkeit gehabt? Eine der Frauen hatte versucht, beim Verhör tapfer zu sein, doch war sie ebenso wie die übrigen schreiend krepiert. Auf diesem Marsch gab es keine Tapferkeit, nur Wunden und Hunger. Die meisten Gefangenen waren Frauen und Kinder. Die wenigen Männer waren entweder sehr alt oder sehr jung; der Rest war am Galgen geendet und Wölfen und Krähen überlassen worden. Gendry wurde nur verschont, weil er zugab, den gehörnten Helm selbst geschmiedet zu haben; Schmiede, auch Lehrlinge, waren zu

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