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Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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in Winterfell.«
    »War es Sommer?«
    »Sei still!«
    »In der Nacht des Erntefests hast du geträumt, du seist Sommer, hier im Götterhain, nicht wahr?«
    » Hör auf! «, schrie Bran. Sommer schlich geduckt auf den Wehrholzbaum zu und fletschte die Zähne.
    Jojen beachtete ihn nicht. »Als ich Sommer berührt habe, habe ich dich in ihm gefühlt. Genauso wie jetzt.«
    »Wie denn? Ich war im Bett und habe geschlafen.«
    »Du warst im Götterhain, ganz in Grau.«

    »Das war nur ein böser Traum …«
    Jojen stand auf. »Ich habe dich gespürt. Ich habe gespürt, wie du gefallen bist. Hast du davor Angst, zu fallen?«
    Vor dem Fallen, dachte Bran, und vor dem goldenen Mann, dem Bruder der Königin, vor ihm habe ich auch Angst, aber am meisten vor dem Fallen. Trotzdem sprach er es nicht aus. Wie könnte er auch? Nicht einmal Ser Rodrik und Maester Luwin hatte er es sagen können, und bei den Reets erging es ihm ebenso. Wenn er nicht darüber redete, würde er es vielleicht vergessen. Er hatte sich niemals daran erinnern wollen. Möglicherweise war es gar keine richtige Erinnerung.
    »Fällst du jede Nacht, Bran?«, fragte Jojen leise.
    Ein leises, grollendes Knurren löste sich aus Sommers Kehle, und diesmal lag nichts Spielerisches darin. Er pirschte sich heran, mit blitzenden Zähnen und glühenden Augen. Meera trat mit dem Speer in der Hand zwischen den Wolf und ihren Bruder. »Halt ihn zurück, Bran.«
    »Jojen macht ihn wütend.«
    Meera schüttelte ihr Netz zurecht.
    »Es ist deine Wut, Bran«, sagte ihr Bruder. »Deine Furcht.«
    »Nein. Ich bin kein Wolf.« Und doch heulte er des Nachts mit ihnen, schmeckte er in seinen Wolfsträumen Blut.
    »Ein Teil von dir ist Sommer, und ein Teil von Sommer bist du. Und das weißt du sehr gut, Bran.«
    Sommer sprang vor, doch Meera versperrte ihm den Weg und stieß mit dem Froschspeer nach ihm. Der Wolf wich aus und umkreiste sie lauernd. Meera wandte sich Bran zu. »Ruf ihn zurück.«
    »Sommer!«, schrie Bran. »Hierher, Sommer!« Er schlug sich mit der offenen Hand auf den Oberschenkel. Seine Hand kribbelte, doch in seinem toten Bein spürte er nichts.
    Der Schattenwolf stürzte abermals nach vorn, und wieder stieß Meera mit dem Speer zu. Sommer duckte sich und zog sich zurück. Im Gebüsch raschelte es, und eine schlanke
schwarze Gestalt trabte mit gefletschten Zähnen hinter dem Wehrholzbaum hervor. Der Geruch war stark; sein Bruder hatte seine Wut gewittert. Bran merkte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Meera stand neben ihrem Bruder und war von den Wölfen eingekreist. »Bran, ruf sie zurück!«
    »Ich kann nicht .«
    »Jojen, klettere auf den Baum.«
    »Das brauche ich nicht. Heute ist nicht der Tag, an dem ich sterbe.«
    » Mach schon! «, brüllte sie, und nun stieg ihr Bruder den Wehrholzbaum hinauf, wobei er das Gesicht als Haltegriff benutzte. Die Schattenwölfe kamen näher. Meera ließ Speer und Netz fallen, sprang in die Höhe und ergriff den Ast über ihrem Kopf. Struppis Kiefer schnappten unter ihrem Knöchel zusammen, während sie sich hinaufschwang. Sommer hockte sich auf die Hinterläufe und heulte, derweil Struppel das Netz mit den Zähnen packte und hin und her schüttelte.
    Erst jetzt erinnerte sich Bran daran, dass sie nicht allein waren. Er legte die Hände an den Mund. »Hodor!«, rief er. » Hodor! Hodor! « Plötzlich hatte er fürchterliche Angst und schämte sich. »Hodor werden sie nichts tun«, versicherte er seinen Freunden auf dem Baum.
    Einige Augenblicke verstrichen, bevor sie ein unmelodisches Summen hörten. Hodor erschien halb nackt und von seinem Besuch bei den heißen Tümpeln schlammbespritzt, aber Bran hatte sich noch nie so sehr gefreut, ihn zu sehen. »Hodor, hilf mir. Verscheuch die Wölfe. Verscheuch sie.«
    Hodor machte sich sofort freudig an die Arbeit, fuchtelte mit den Armen, stampfte mit den riesigen Füßen auf und schrie »Hodor! Hodor!«, wobei er zunächst auf den einen und dann auf den anderen Wolf zulief. Struppel floh dorthin, von wo er gekommen war, und knurrte nur noch ein letztes Mal. Als Sommer genug von der Hetzjagd hatte, kehrte er zu Bran zurück und legte sich neben ihn.
    Meera ließ sich zu Boden fallen und hob sofort Speer und
Netz auf. Jojen ließ Sommer nicht aus den Augen. »Wir werden uns bald wieder unterhalten«, versprach er Bran.
    Das waren die Wölfe, nicht ich. Er wusste auch nicht, weshalb sie so wild geworden waren. Vielleicht hatte Maester Luwin Recht, sie im Götterhain einzusperren.

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