Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
vor den Mauern von Schnellwasser geschlagen, aber so, wie manche seiner Vasallen von ihm sprachen, könnte man meinen, er sei der wiedergeborene Aegon der Eroberer.
Brynden Schwarzfisch zog die buschigen Augenbrauen hoch. »Diese Narren! Meine erste Regel im Krieg lautet: Erfülle dem Feind niemals seine Wünsche. Lord Tywin würde es gefallen, den Kampf auf einem Feld auszutragen, das er selbst bestimmt. Er möchte, dass wir nach Harrenhal marschieren. «
»Harrenhal.« Jedes Kind am Trident kannte die Geschichten über Harrenhal, über die riesige Festung, die König Harren der Schwarze vor dreihundert Jahren am Ufer des Götterauges errichtet hatte. Damals waren die Sieben Königslande
noch sieben Königreiche, und die Flusslande wurden von den Männern der Eiseninseln beherrscht. Der stolze Harren hatte die höchste Halle und den höchsten Turm von ganz Westeros besitzen wollen. Vierzig Jahre hatte der Bau gedauert und sich allmählich wie ein dunkler Schatten über das Ufer des Sees erhoben, während Harrens Armeen seine Nachbarn auf der Suche nach Steinen, Holz, Gold und Arbeitskräften ausplünderten. Tausende von Gefangenen gingen elend in seinen Steinbrüchen zu Grunde, wo sie die Schlitten mit den Felsblöcken ziehen mussten oder an den fünf riesigen Türmen schufteten. Im Winter erfroren sie, im Sommer brachte sie die Hitze um. Wehrholzbäume, die seit dreitausend Jahren standen, wurden gefällt und zu Baken oder Sparren verarbeitet. Harren brachte sowohl die Flusslande als auch die Eiseninseln an den Bettelstab, um sich seinen Traum zu erfüllen. Und an dem Tag, als Harrenhal endlich fertig war und König Harren dort einzog, landete Aegon der Eroberer dort an, wo später Königsmund stehen sollte.
Catelyn erinnerte sich an die Geschichte, wie sie die Alte Nan den Kindern auf Winterfell erzählt hatte. »Und König Harren musste schmerzlich erfahren, dass dicke Mauern und hohe Türme gegen Drachen von geringem Nutzen sind«, hatte sie stets geendet. »Denn Drachen können fliegen .« Harren und sein Geschlecht waren in den Flammen untergegangen, die seine monströse Festung einhüllten, und jedes Haus, das Harrenhal seitdem zu seinem Sitz erwählt hatte, war vom Unglück verfolgt worden. Mächtig mochte die Feste sein, doch es war ein düsterer Ort – und ein verfluchter dazu.
»Ich möchte nicht, dass Robb im Schatten dieser Burg in die Schlacht zieht«, gestand Catelyn ein. »Dennoch müssen wir etwas unternehmen, Onkel.«
»Und zwar bald«, stimmte er ihr zu. »Das Schlimmste habe ich dir noch gar nicht erzählt, Kind. Die Männer, die ich nach Westen geschickt habe, brachten die Nachricht, dass sich bei Casterlystein ein neues Heer versammele.«
Eine zweite Armee der Lennisters. Bei diesem Gedanken wurde ihr übel. »Das sollte Robb umgehend erfahren. Wer wird das Heer befehligen?«
»Ser Steffert Lennister, heißt es.« Er richtete den Blick hinaus auf den Fluss, und sein rotblauer Umhang wehte im Wind.
»Noch ein Neffe?« Die Lennisters von Casterlystein waren ein verdammenswert großes und fruchtbares Haus.
»Ein Vetter«, berichtete Ser Brynden. »Ein Bruder von Lord Tywins verstorbener Gemahlin, also doppelt verwandt. Ein alter Mann und ein Dummkopf, doch sein Sohn, Ser Dawen, ist durchaus ernst zu nehmen.«
»Hoffen wir also, dass es der Vater und nicht der Sohn sein wird, der die Armee gegen uns ins Feld führt.«
»Noch bleibt uns Zeit, bevor wir uns ihnen stellen müssen. Dieser Haufen wird aus Söldnern, freien Rittern und grünen Jungen aus Lennishort bestehen. Ser Steffert muss sie zunächst bewaffnen und drillen, ehe er eine Schlacht riskieren kann … und täusch dich nicht, Lord Tywin ist nicht der Königsmörder, der ohne Überlegung vorrückt. Er wird geduldig warten, bis Ser Steffert zum Marsch bereit ist, bevor er sich aus den Mauern von Harrenhal hervorwagt.«
»Es sei denn …«, meinte Catelyn.
»Ja?«, hakte Ser Brynden nach.
»Es sei denn, er müsste Harrenhal verlassen«, antwortete sie, »um sich einer anderen Bedrohung zu stellen.«
Ihr Onkel blickte sie nachdenklich an. »Lord Renly.«
» König Renly.« Wenn sie ihn um Hilfe bitten wollte, musste sie ihm den Titel zugestehen, den er sich selbst verliehen hatte.
»Vielleicht.« Der Schwarzfisch lächelte gefährlich. »Er wird eine Gegenleistung verlangen.«
»Er will das, was jeder König will«, erwiderte sie. »Huldigung. «
TYRION
Janos Slynt war der Sohn eines Metzgers, und sein Lachen klang, als
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