Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
nun … der König hat es befohlen, Mylord. Der König persönlich.«
»Der König ist dreizehn«, erinnerte ihn Tyrion.
»Trotzdem. Er ist der König.« Slynts Kinnbacken zitterten, als er die Stirn runzelte. »Der Herr der Sieben Königslande.«
»Jedenfalls der Herrscher über ein oder zwei davon«, entgegnete Tyrion mit säuerlichem Lächeln. »Dürfte ich vielleicht einen Blick auf Euren Speer werfen?«
»Meinen Speer?« Lord Janos blinzelte verwirrt.
Tyrion zeigte darauf. »Die Spange, die Euren Umhang zusammenhält. «
Zögernd nahm Lord Janos das Schmuckstück ab und reichte es Tyrion.
»In Lennishort haben wir bessere Goldschmiede«, meinte er. »Die rote Emaille ist für Blut einen Schatten zu dunkel, wenn ich mir dieses Urteil erlauben darf. Sagt mir, Mylord, habt Ihr dem Mann den Speer selbst in den Rücken gebohrt oder habt Ihr nur den Befehl dazu gegeben?«
»Ich habe den Befehl gegeben, und ich würde es wieder tun. Lord Stark war ein Hochverräter.« Der kahle Fleck auf Slynts Kopf war rot wie eine Rübe, und sein goldenes Cape war von seinen Schultern zu Boden gerutscht. »Der Mann hat versucht, mich zu bestechen.«
»Dabei wart Ihr längst gekauft worden.«
Slynt knallte den Kelch auf den Tisch. »Seid Ihr betrunken? Wenn Ihr glaubt, ich würde hier tatenlos sitzen und meine Ehre in den Schmutz ziehen lassen …«
»Welche Ehre sollte das sein? Ich gebe zu, Ihr habt einen besseren Tausch gemacht als Ser Jaslyn. Den Titel eines Lords und eine Burg für einen Speer in den Rücken, und Ihr musstet nicht einmal selbst zustechen.« Er warf Janos Slynt das goldene Schmuckstück zu. Es prallte von dessen Brust ab
und landete scheppernd auf dem Boden, als sich der Mann erhob.
»Mir gefällt Euer Ton nicht, Mylo- … Gnom . Ich bin der Lord von Harrenhal und Mitglied im Rat des Königs, wer seid Ihr, mich derartig zu beschimpfen?«
Tyrion neigte den Kopf zur Seite. »Ihr wisst recht gut, wer ich bin. Wie viele Söhne habt Ihr?«
»Was haben meine Söhne damit zu tun, Zwerg?«
»Zwerg?« Sein Zorn flammte auf. »Ihr hättet Euch mit Gnom begnügen sollen. Ich bin Tyrion aus dem Hause Lennister, und eines Tages werdet Ihr, wenn Euch die Götter auch nur den Verstand einer Meeresschnecke geschenkt haben, auf die Knie fallen und ihnen dafür danken, dass ich es war, mit dem Ihr zu tun hattet, und nicht mein Hoher Vater. Also, wie viele Söhne habt Ihr? «
Tyrion konnte Janos Slynt die Angst an den Augen ablesen. »D-drei, Mylord. Und eine Tochter. Bitte, Mylord …«
»Ihr braucht nicht zu betteln.« Er rutschte von seinem Stuhl. »Mein Wort, ihnen wird nichts geschehen. Eure jüngeren Söhne werden als Mündel zu Knappen erzogen. Falls sie gut und treu dienen, könnten sie eines Tages in den Ritterstand erhoben werden. Glaubt nicht, das Haus Lennister würde jene nicht belohnen, die ihm dienen. Euer ältester Sohn wird den Titel Lord Slynt erben und dazu dieses entsetzliche Wappen.« Er stieß den kleinen goldenen Speer mit dem Fuß an, und die Spange schlitterte über den Boden. »Für ihn wird man ein Lehen finden, und dort kann er sich seinen Sitz bauen. Harrenhal wird es nicht sein, aber ein ausreichend großes Gut. Er wird sich darum kümmern müssen, das Mädchen zu verheiraten.«
Janos Slynts Gesichtsfarbe hatte von Rot zu Weiß gewechselt. »W-was … was habt Ihr …?« Seine Kinnbacken bebten wie Pudding.
»Was ich mit Euch zu tun gedenke?« Tyrion ließ den Dummkopf einen Augenblick lang schwitzen, ehe er antwortete.
»Die Karacke Sommertraum läuft mit der Morgenflut aus. Ihr Besitzer hat mir gesagt, sie werde in Möwenstadt, an den Drei Schwestern, der Insel Skagos und Ostwacht an der See anlegen. Wenn Ihr Lord Kommandant Mormont trefft, überbringt ihm meine herzlichsten Grüße und sagt ihm, dass ich die Nöte der Nachtwache nicht vergessen hätte. Ich wünsche Euch ein langes Leben und einen angenehmen Dienst, Mylord.«
Nachdem Janos Slynt begriffen hatte, dass er nicht umgehend hingerichtet werden würde, kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück. Er schob das Kinn vor. »Das werden wir ja sehen, Gnom. Zwerg. Vielleicht findet gar Ihr Euch auf diesem Schiff wieder, was haltet Ihr davon? Vielleicht geht Ihr zur Mauer.« Er lachte brüllend, und dennoch bange. »Ihr und Eure Drohungen. Warten wir’s ab. Ich bin des Königs Freund, wisst Ihr. Wir wollen uns doch einmal anhören, was Joffrey dazu zu sagen hat. Und Kleinfinger und die Königin, o ja. Janos Slynt hat viele gute
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