Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
verließen mitsamt dem kostbaren Schwert den Ort des Geschehens, während das Feuer so gut wie herabgebrannt war. Davos und seine Söhne schlossen sich der Menschenmenge an, die zur Küste und den wartenden Schiffen aufbrach. »Devan hat seine Sache gut gemacht«, sagte er.
»Ja, er hat den Handschuh gebracht, ohne ihn fallen zu lassen«, meinte Dael.
Allard nickte. »Das Wappen auf seinem Wams, dieses flammende Herz, was ist das? Das Zeichen der Baratheons ist doch der gekrönte Hirsch.«
»Ein Lord kann sich mehr als ein einziges Wappen wählen«, erklärte Davos.
Dael lächelte. »Ein schwarzes Schiff und eine Zwiebel, Vater? «
Allard trat einen Stein zur Seite. »Mögen die Anderen unsere Zwiebel holen … und das flammende Herz dazu. Es war eine üble Sache, die Sieben zu verbrennen.«
»Seit wann bist du denn so fromm?«, erkundigte sich Davos. »Und was versteht der Sohn eines Schmugglers schon von den Angelegenheiten der Götter?«
»Ich bin der Sohn eines Ritters, Vater. Wenn Ihr Euch schon
nicht als solchen betrachtet, warum sollten die anderen es tun?«
»Eines Ritters Sohn, aber kein Ritter«, erwiderte Davos. »Und das wirst du auch niemals werden, wenn du dich weiterhin in Dinge einmischst, die dich nichts angehen. Stannis ist unser rechtmäßiger König, und es steht uns nicht zu, seine Entscheidungen in Frage zu stellen. Wir steuern seine Schiffe und führen seine Befehle aus. Das ist alles.«
»Was das angeht, Vater«, sagte Dael, »diese Wasserfässer, die ich für die Gespenst bekommen habe, gefallen mir gar nicht. Selbst auf einer kurzen Reise würde in diesem frischen Kiefernholz das Wasser faulig werden.«
»Für die Lady Marya hat man mir die gleichen geliefert«, sagte Allard. »Die Männer der Königin haben das ganze abgelagerte Holz für sich beansprucht.«
»Ich werde mit dem König darüber sprechen«, versprach Davos. Besser er als Allard. Seine Söhne waren gute Kämpfer und noch bessere Seeleute, aber im Umgang mit den Lords zeigten sie wenig Geschick. Sie sind von niederer Herkunft, so wie ich, doch sie werden nicht gern daran erinnert. Wenn sie unser Banner betrachten, sehen sie nur ein großes schwarzes Schiff im Wind. Vor der Zwiebel verschließen sie die Augen.
So bevölkert hatte Davos den Hafen selten zuvor erlebt. Auf jedem Anleger verluden die Seeleute Proviant, und in den Schenken drängten sich Soldaten, die sich beim Würfelspiel vergnügten, tranken oder nach einer Hure Ausschau hielten … eine vergebliche Suche, da Stannis solchen Frauen das Betreten seiner Insel untersagt hatte. Überall am Ufer lagen Kriegsgaleeren und Fischerboote, gedrungene Karacken und breite Koggen. Die besten Liegeplätze nahmen die größten Schiffe ein: Stannis’ Flaggschiff Zorn schaukelte zwischen der Lord Steffon und der Seehirsch , Lord Velaryons Stolz von Driftmark mit dem silbernen Rumpf und ihren drei Schwestern, Lord Celtigars prunkvolle Rote Kralle und der schwerfällige Schwertfisch mit seiner langen eisernen Ramme. Draußen
auf dem Meer lag die große Valyria von Salladhor Saan zwischen zwei Dutzend kleineren, gestreiften Galeeren aus Lys.
Am Ende des Steinpiers, wo sich die Schwarze Betha und die Lady Marya den Platz mit einem halben Dutzend anderer Galeeren teilten, stand ein altes Gasthaus. Davos hatte Durst. Er verabschiedete sich von seinen Söhnen und lenkte seine Schritte in Richtung der Schenke. Davor hockte eine hüfthohe Steinfigur, die von Salz und Regen so verwittert war, dass man die Gesichtszüge kaum mehr erkennen konnte. Das Ungeheuer war ein alter Freund von Davos. Er tätschelte im Vorübergehen seinen Kopf. »Glück«, murmelte er.
Im hinteren Teil des von Lärm erfüllten Schankraums saß Salladhor Saan und aß Weintrauben aus einer Holzschüssel. Als er Davos bemerkte, winkte er ihn zu sich. »Ser Ritter, setzt Euch doch zu mir. Esst eine Traube. Oder esst zwei. Sie sind wunderbar süß.« Der Pomp dieses aalglatten, stets lächelnden Mannes aus Lys war inzwischen auf beiden Seiten der Meerenge sprichwörtlich. Heute trug er ein grelles Gewand mit langen Festons, die bis auf den Boden hingen. Die Knöpfe aus Jade stellten Äffchen dar, und auf seinen dünnen weißen Locken thronte eine kecke grüne Mütze mit einem Fächer aus Pfauenfedern.
Davos drängte sich zwischen den Tischen hindurch zu ihm hinüber. Ehe er zum Ritter geschlagen worden war, hatte er häufig Fracht von Salladhor Saan gekauft. Der Lyseni war ebenfalls Schmuggler, außerdem
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