Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
Bruder Renly hat mit seiner jungen schönen Königin Rosengarten verlassen, und seine blumigen Lords und strahlenden Ritter und ein mächtiges Heer von Fußvolk begleiten ihn. Er marschiert Eure Rosenstraße entlang auf eben jene Stadt zu, von der wir gerade sprechen.«
»Er hat seine Braut mitgenommen?«
Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern. »Den Grund dafür hat er mir nicht verraten. Vielleicht kann er es ohne die warme Zuflucht zwischen ihren Schenkeln nicht aushalten, auch nicht für eine Nacht. Oder er ist sich seines Sieges sehr gewiss.«
»Das muss der König erfahren.«
»Ich habe mich bereits darum gekümmert, werter Ser. Obwohl Seine Gnaden stets, sobald ich vor ihn trete, die Stirn so bedrohlich furcht, dass ich zu zittern beginne. Glaubt Ihr, er könnte mich besser leiden, wenn ich ein härenes Gewand anlegen und niemals lächeln würde? Nun, das werde ich nicht tun. Ich bin ein ehrlicher Mann, und er muss mich in Samt und Seide ertragen. Sonst führe ich meine Schiffe dorthin, wo man mich herzlicher willkommen heißt. Dieses Schwert war nicht Lichtbringer, mein Freund.«
Der abrupte Wechsel des Themas behagte Davos nicht. »Schwert?«
»Ein Schwert, das aus dem Feuer geholt wurde, ja. Man erzählt mir vieles, das liegt an meinem freundlichen Lächeln. Auf welche Weise soll ein verbranntes Schwert Stannis dienen? «
»Ein brennendes Schwert«, berichtigte Davos.
»Verbrannt«, beharrte Salladhor Saan, »und darüber bin ich froh, mein Freund. Kennt Ihr die Geschichte, wie Lichtbringer geschmiedet wurde? Ich werde sie Euch erzählen.
Einst gab es eine Zeit, da die Welt in Finsternis gehüllt war. Um die Dunkelheit zu vertreiben, musste der Held die Klinge eines Helden besitzen, oh, eine Klinge, wie man sie nie zuvor gesehen hatte. Und daher mühte sich Azor Ahai dreißig Tage und dreißig Nächte ohne Schlaf im Tempel und schmiedete ein Schwert im heiligen Feuer. Erhitzen und hämmern, erhitzen und hämmern, bis die Waffe vollendet war. Dennoch, als er sie zum Härten ins Wasser tauchte, barst der Stahl.
Ihm als Held war es nicht möglich, daraufhin mit den Achseln zu zucken und sich solche Weintrauben zu holen wie diese hier, sondern er begann von neuem. Beim zweiten Mal brauchte er fünfzig Tage und fünfzig Nächte, und dieses Schwert war sogar noch edler. Azor Ahai fing einen Löwen, in dessen rotem Herzen er die Klinge härten wollte, doch abermals barst der Stahl. Groß war sein Kummer, groß war sein Schmerz, denn nun wusste er, was er zu tun hatte.
Hundert Tage und hundert Nächte arbeitete er an der dritten Klinge, und während sie weiß glühend im heiligen Feuer ruhte, rief er seine Gemahlin. ›Nissa Nissa‹, sprach er zu ihr, denn so lautete ihr Name, ›entblöße deine Brust und glaube mir, dass ich dich mehr liebe als alles andere auf der Welt.‹ Sie folgte seinem Wunsch, aus welchem Grund, vermag ich nicht zu sagen, und Azor Ahai stieß die rauchende Klinge durch ihr lebendiges Herz. Es heißt, ihr gequälter, ekstatischer Schrei habe die Oberfläche des Mondes gespalten, aber ihr Blut und ihre Seele, ihre Kraft und ihr Mut gingen in den Stahl über. Das ist die Geschichte, wie Lichtbringer, das Rote Schwert der Helden, erschaffen wurde.
Versteht Ihr nun, was ich meine? Freut Euch, dass es nur ein verbranntes Schwert war, das Seine Gnaden aus dem Feuer gezogen hat. Zu viel Licht kann die Augen blenden, mein Freund, und Feuer brennt .« Salladhor Saan aß die letzte Traube und schnalzte mit den Lippen. »Wann glaubt Ihr, wird der König den Befehl geben, in See zu stechen, guter Freund?«
»Bald, glaube ich«, meinte Davos, »falls es sein Gott so wünscht.«
» Sein Gott, Ser Freund? Nicht der Eure? Wo ist der Gott von Ser Davos Seewert, Ritter des Zwiebelschiffs?«
Davos nippte an seinem Bier, weil er darüber einen Augenblick lang nachdenken musste. Das Gasthaus ist gut besucht, und du bist nicht Salladhor Saan , rief er sich in Erinnerung. Hüte deine Zunge. »König Stannis ist mein Gott. Er hat mich erschaffen und mit seinem Vertrauen gesegnet.«
»Das werde ich mir merken.« Salladhor Saan erhob sich. »Entschuldigt mich. Diese Weintrauben haben mich hungrig gemacht, und an Bord der Valyria erwartet mich das Abendessen. Gehacktes Lamm mit Pfeffer und gegrillte Möwe, mit Pilzen und Fenchel und Zwiebeln gefüllt. Bald werden wir gemeinsam in Königsmund speisen, ja? Im Roten Bergfried werden wir tafeln, während der Zwerg ein fröhliches Lied für uns singt.
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