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Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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eine Wölfin, ja, aber manchmal war sie eben doch nur ein kleines Mädchen.
    Der schwarze Bruder zupfte ein frisches Bitterblatt aus dem Ballen im Wagen und stopfte es in den Mund. »Vielleicht hätte ich euch dort lassen sollen, wo ich euch gefunden habe, Junge. Euch alle. In der Stadt ist es möglicherweise sicherer.«
    »Das ist mir gleich. Ich will nach Hause.«
    »Seit dreißig Jahren bringe ich schon Männer auf die Mauer. « Speichel glänzte auf Yorens Lippen wie blutige Blasen. »Und die ganze Zeit über habe ich nur drei verloren. Ein alter
Mann starb am Fieber, ein Stadtjunge hat sich beim Scheißen von einer Schlange beißen lassen, und ein Narr hat versucht, mich im Schlaf umzubringen und sich dafür ein rotes Lächeln eingefangen.« Er zog den Dolch über die Kehle, um ihr zu zeigen, was er damit meinte. »Drei in dreißig Jahren.« Er spuckte das Bitterblatt aus. »Ein Schiff wäre in diesen Zeiten weiser gewesen. Zwar hätte ich dann unterwegs keine Männer mehr für die Mauer finden können, aber trotzdem … es wäre klüger gewesen. Und was tue ich? Wie seit nunmehr dreißig Jahren wähle ich den Königsweg.« Er schob den Dolch in die Scheide. »Schlaf jetzt, Junge. Verstanden? «
    Sie gab sich Mühe. Doch während sie unter ihrer dünnen Decke lag, hörte sie die Wölfe heulen … und noch etwas, leiser, kaum ein Wispern im Wind – es hätten Schreie sein können.

DAVOS
    In der Morgenluft hing der schwarze Rauch brennender Götter.
    Inzwischen standen sie alle in Flammen, Jungfrau und Mutter, Krieger und Schmied, das Alte Weib mit den Perlenaugen und der Vater mit seinem vergoldeten Bart; sogar der Fremde, so geschnitzt, dass er eher einem Tier als einem Menschen ähnelte. Das alte trockene Holz und die unzähligen Schichten von Farbe und Firnis loderten gierig grell auf. Die aufsteigende Hitze ließ die kalte Luft flimmern; dahinter verschwammen die Figuren und Steindrachen auf den Mauern der Burg, als würde Davos durch einen Tränenschleier blicken. Oder als würden die Bestien zittern, sich bewegen …
    »Eine üble Sache«, sagte Allard, wobei er wenigstens so vernünftig war, die Stimme zu senken. Dael murmelte etwas Zustimmendes.
    »Ruhe«, zischte Davos. »Vergesst nicht, wo ihr seid.« Seine Söhne waren gute Männer, doch sie waren jung, und vor allem Allard handelte oft voreilig. Wäre ich Schmuggler geblieben, wäre Allard längst auf der Mauer geendet. Stannis hat ihn davor bewahrt, noch etwas, das ich ihm schulde …
    Hunderte hatten sich an den Burgtoren versammelt, um die Verbrennung der Sieben zu bezeugen. In der Luft lag ein scheußlicher Gestank. Selbst den Soldaten war angesichts solcher Beleidigung der Götter, die sie ihr Leben lang verehrt hatten, unbehaglich zu Mute.
    Die Rote Frau schritt drei Mal ums Feuer, sprach ein Gebet in der Sprache von Asshai, eines in Hochvalyrisch und
eines in der Gemeinen Zunge. Davos verstand nur das letzte. »R’hllor, komm zu uns in unserer Finsternis!«, rief sie. »Herr des Lichts, wir opfern dir die falschen Götter, jene Sieben, die einer sind, und dieser eine der Feind. Nimm sie und lasse dein Licht über uns leuchten, denn die Nacht ist dunkel und voller Schrecken.« Königin Selyse wiederholte die Worte. Neben ihr schaute Stannis unbeteiligt zu. Das Kinn unter dem blauschwarzen Schatten seines kurzgeschorenen Bartes war wie versteinert. Er hatte sich festlicher gekleidet als gewöhnlich, wie für einen Besuch in der Septe.
    Die Septe von Drachenstein hatte an jener Stelle gestanden, an der Aegon der Eroberer sich in der Nacht, bevor er in See stach, zum Gebet niedergekniet hatte. Dieser Umstand hatte sie nicht vor den Männern der Königin gerettet. Sie hatten die Altäre umgestoßen und die Statuen und bunten Fenster mit Streitäxten zertrümmert. Septon Barre konnte sie nur verfluchen, aber Ser Hubbard Ramton war mit seinen drei Söhnen zur Septe gestürmt, um die Götter zu verteidigen. Die Ramtons hatten vier Männer erschlagen, bevor die Getreuen der Königin sie überwältigten. Danach trat Gunter Sonnglas, der mildeste und frommste der Lords, vor Stannis hin und sagte ihm, er könne seinen Anspruch auf den Thron nicht länger unterstützen. Jetzt teilte er sich eine Zelle mit dem Septon und den beiden Söhnen von Ser Hubbard, die mit dem Leben davongekommen waren. Die anderen Lords hatten die Lektion rasch begriffen.
    Die Götter hatten Davos dem Schmuggler niemals viel bedeutet, obwohl er, wie viele andere, vor der Schlacht

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