Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
Drogon.«
Indes ihre Drachen prächtig gediehen, schwand ihr Khalasar dahin. Das Land wurde immer öder und karger. Nun
fand sich sogar Teufelsgras nur noch selten; Pferde blieben plötzlich stehen und brachen zusammen. Viele Menschen mussten bereits zu Fuß gehen. Doreah litt unter Fieber und wurde mit jeder Meile schwächer. Ihre Lippen und Hände waren mit Blutblasen übersät, ihr Haar fiel büschelweise aus, und eines Abends mangelte es ihr an der Kraft, ihr Pferd zu besteigen. Jhogo sagte, man müsse sie entweder zurücklassen oder im Sattel festbinden, doch Dany erinnerte sich an eine Nacht auf dem Dothrakischen Meer, als das Mädchen aus Lys sie Geheimnisse gelehrt hatte, mit deren Hilfe sie Drogos Liebe noch vermehren konnte. Sie flößte Doreah Wasser aus ihrem eigenen Schlauch ein, kühlte ihre Stirn mit einem feuchten Tuch und hielt ihre Hand, bis sie zitternd starb. Erst dann erlaubte sie dem Khalasar , weiterzumarschieren.
Von anderen Reisenden fanden sie keine Spur. Die Dothraki flüsterten einander ängstlich zu, der Komet führe sie in die Hölle. Eines Morgens trat Dany zu Ser Jorah, während sie das Lager inmitten eines Gewirrs schwarzer Steine errichteten. »Haben wir uns verirrt?«, fragte sie ihn. »Hat diese Wüste denn gar kein Ende?«
»Doch, das hat sie«, antwortete er müde. »Ich habe die Karten von Kaufleuten gesehen, meine Königin. Nur wenige Karawanen wählen diesen Weg, das stimmt wohl, dennoch liegen im Osten große Königreiche und Städte voller Wunder. Yi Ti, Qarth, Asshai am Schatten …«
»Werden wir lebend dort ankommen?«
»Ich will Euch nicht belügen. Der Weg dorthin ist härter, als ich anzunehmen wagte.« Das graue Gesicht des Ritters zeigte seine Erschöpfung. Die Wunde an seiner Hüfte, die er erhalten hatte, als er gegen Khal Drogos Blutreiter gekämpft hatte, war nie ganz ausgeheilt; stets verzog er das Gesicht vor Schmerz, wenn er sein Pferd bestieg, und im Sattel sank er während des Ritts in sich zusammen. »Vielleicht ereilt uns das Verhängnis, wenn wir weiterziehen … aber ganz gewiss sind wir verdammt, wenn wir umkehren.«
Dany küsste ihn sanft auf die Wange. Sein Lächeln gab ihr Mut. Auch ihm muss ich meine Kraft geben, dachte sie grimmig. Er mag ein Ritter sein, doch ich bin das Blut des Drachen.
Das Wasser des nächsten Tümpels, auf den sie stießen, war brühend heiß und stank nach Schwefel, aber ihre Schläuche waren so gut wie leer. Die Dothraki ließen das Wasser in Krügen und Töpfen abkühlen und tranken es lauwarm. Der Geschmack wurde dadurch nicht besser, immerhin war es Wasser, und sie waren halb verdurstet. Dany blickte voller Verzweiflung zum Horizont. Sie hatte ein Drittel ihres Volkes verloren, und weiterhin erstreckte sich die Wüste öde und rot und endlos vor ihnen. Der Komet verspottet mich , ging es ihr durch den Kopf, während sie nach oben blickte, wo der Komet eine Schramme über den Himmel zog. Habe ich die halbe Welt durchquert und die Geburt von Drachen gesehen, nur um mit ihnen in dieser heißen, harten Wüste zu sterben? Sie wollte es nicht glauben.
Am nächsten Tag befanden sie sich zu Beginn der Dämmerung auf einer von Rissen und Spalten durchzogenen roten Ebene. Dany wollte gerade befehlen, das Lager aufzuschlagen, da galoppierten die Kundschafter ins Lager. »Eine Stadt, Khaleesi ! «, riefen sie. »Eine Stadt, bleich wie der Mond und lieblich wie eine Jungfrau. Keine Stunde von hier entfernt.«
»Zeigt sie mir«, sagte sie.
Dann tauchte die Stadt mit ihren weißen Mauern und Türmen, die durch einen Schleier von Hitze schimmerten, vor ihr auf, und der Anblick war so erhaben, dass Dany ihn für ein Trugbild hielt. »Wisst Ihr, welcher Ort das ist?«, erkundigte sie sich bei Ser Jorah.
Der verbannte Ritter schüttelte müde den Kopf. »Nein, das weiß ich nicht, meine Königin. So weit hat es mich nie nach Osten verschlagen.«
Die fernen weißen Mauern versprachen Ruhe und Sicherheit, eine Möglichkeit, sich zu erholen und zu stärken, und Dany wäre am liebsten weitergeeilt. Stattdessen wandte sie
sich an ihre Blutreiter: »Blut von meinem Blut, geht voraus, bringt den Namen dieser Stadt in Erfahrung und auch, ob man uns willkommen heißen wird.«
»Ja, Khaleesi «, antwortete Aggo.
Es dauerte nicht lange, bis ihre Reiter zurückkehrten. Rakharo schwang sich aus dem Sattel. An seinem mit Medaillons geschmückten Gürtel hing das Arakh, das Dany ihm verliehen hatte, als sie ihn zu ihrem Blutreiter erklärt
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