Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
sich Lord Balon Graufreud gegen den Usurpator, und Ned Stark rief zu den Fahnen, um seinem Freund Robert beizustehen. Die letzte Schlacht wurde auf Peik geschlagen. Nachdem Roberts Katapulte eine Bresche in König Balons Mauer gerissen hatten, schlüpfte ein Priester aus Myr als Erster hindurch, und ich
folgte dicht hinter ihm. Dafür wurde ich zum Ritter geschlagen.
Um seinen Sieg zu feiern, ordnete Robert ein Turnier an, das vor Lennishort stattfinden sollte. Dort sah ich Lynesse zum ersten Mal, eine Jungfrau, halb so alt wie ich. Sie war mit ihrem Vater aus Altsass angereist, weil sie ihren Brüdern beim Tjost zuschauen wollte. Ich konnte den Blick nicht von ihr abwenden. In einem Anfall von Übermut flehte ich sie an, beim Turnier ihre Schleife tragen zu dürfen, und obwohl ich mir niemals hätte träumen lassen, dass sie meiner Bitte zustimmte, sagte sie ja.
Ich kämpfe so gut wie jeder andere, Khaleesi , bei Turnieren habe ich mich jedoch nie besonders wacker geschlagen. Allein, mit Lynesses Schleife um meinen Arm war ich ein anderer Mann. Ich gewann einen Tjost nach dem anderen. Lord Jason Mallister wurde von mir aus dem Sattel geworfen, Bronze Yohn Rois, Ser Ryman Frey, sein Bruder Ser Hosteen, Lord Whent, der Starke Eber, sogar Ser Boros Blount von der Königsgarde. Im letzten Zweikampf zerbrach ich neun Lanzen gegen Jaime Lennister, und noch immer waren wir zu keiner Entscheidung gekommen, und so überreichte König Robert mir am Ende den Lorbeerkranz des Siegers. Ich krönte Lynesse zur Königin der Liebe und der Schönheit, und in jener Nacht wagte ich mich zu ihrem Vater vor und bat um ihre Hand. Ich war trunken, gleichermaßen vom Triumph wie vom Wein. Dem Recht nach hätte ich mit einer Ablehnung rechnen müssen, doch Lord Leyton stimmte zu. Wir heirateten noch in Lennishort, und vierzehn Tage lang war ich der glücklichste Mann der Welt.«
»Nur vierzehn Tage lang?«, fragte Dany. Selbst mir wurde mehr Glück mit Drogo beschieden, meiner Sonne, meinen Sternen.
»So lange dauerte die Reise von Lennishort zur Bäreninsel. Meine Heimat war für Lynesse eine große Enttäuschung. Die Bäreninsel war kalt, feucht, abgelegen, und meine Burg
lediglich eine hölzerne Langhalle. Wir hielten keine Maskenspiele ab, kein Mimentheater, keine Bälle und keine Jahrmärkte. Manchmal vergingen Jahre, bis sich ein Sänger zu uns verirrte, und auf der Insel gab es auch keinen Goldschmied. Sogar das Essen missfiel ihr. Über Braten und Eintopf hinaus kannte mein Koch wenige Rezepte, und Lynesse verging bald der Appetit auf Fisch und Wild.
Ich lebte nur, um sie lächeln zu sehen, und so schickte ich nach Altsass nach einem neuen Koch und ließ einen Harfner aus Lennishort kommen. Goldschmiede, Juweliere und Schneider trieb ich für sie auf, aber all meine Bemühungen genügten ihr nicht. Die Bäreninsel ist reich an Bären und Bäumen, an allem anderen jedoch arm. Ich baute ein hübsches Schiff für sie, und wir fuhren nach Lennishort und Altsass zu Festen und Jahrmärkten, einmal gar nach Braavos, wo ich mich bei den Geldverleihern schwer verschuldete. Als Sieger eines Turniers hatte ich ihr Herz und ihre Hand errungen, und so nahm ich um ihretwillen an weiteren Turnieren teil, doch die Magie war verschwunden. Nicht ein einziges Mal konnte ich mich hervortun, und jede Niederlage bedeutete den Verlust eines Streitrosses und einer Rüstung. Das Geld dafür vermochte ich nicht länger aufzubringen. Schließlich bestand ich auf unserer Heimkehr, und dort angekommen wurde alles noch viel schlimmer. Ich konnte selbst den Koch und den Harfner nicht mehr bezahlen, und Lynesse tobte vor Zorn, als ich ihr gestand, dass ich ihre Edelsteine verpfänden wolle.
Der Rest … nun, ich tat Dinge, für die ich mich heute schäme. Um des lieben Goldes willen. Damit Lynesse ihren Schmuck behalten konnte, ihren Harfner und ihren Koch. Am Ende verlor ich alles. Als ich hörte, dass Eddard Stark zur Bäreninsel unterwegs war, war ich so ehrvergessen und blieb nicht, um sein Urteil zu hören, sondern floh stattdessen mit Lynesse in die Verbannung. Allein unsere Liebe sei von Wichtigkeit, redete ich mir ein. So landeten wir in Lys,
wo ich mein Schiff verkaufte, damit wir von dem Geld leben konnten.«
In seiner Stimme schwang tiefer Kummer mit, und Dany wollte nicht weiter in ihn dringen, trotzdem musste sie doch wissen, welchen Ausgang die Geschichte genommen hatte. »Ist sie dort gestorben?«, fragte sie leise.
»Nur für mich«,
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