Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
essen. Hier, streu mal ein bisschen Mehl auf das Brett.«
Arya legte den Kopf schief. »Was war das?«
»Was? Ich hab nichts …«
»Hör mit den Ohren zu, nicht mit dem Mund. Das war ein Kriegshorn. Zwei Töne, hast du es nicht gehört? Und da, die Ketten des Fallgitters. Jemand kommt herein oder will hinaus. Kommst du mit nachschauen?« Die Tore von Harrenhal waren seit dem Morgen von Lord Tywins Aufbruch nicht mehr geöffnet worden.
»Ich muss das Brot für morgen früh backen«, jammerte Heiße Pastete. »Außerdem mag ich es nicht, wenn es draußen dunkel ist, das habe ich dir doch gesagt.«
»Aber ich gehe hin. Hinterher erzähle ich dir alles. Kann ich ein Törtchen haben?«
»Nein.«
Sie stibitzte sich trotzdem eins und aß es auf dem Weg nach draußen. Es war mit gehackten Nüssen, Früchten und Quark gefüllt, mit einer Streuselkruste und noch ganz warm. Arya kam sich verwegen dabei vor, Ser Amorys Törtchen zu
essen. Barfüßig, sicherfüßig, leichtfüßig , sang sie vor sich hin. Ich bin der Geist von Harrenhal.
Das Hornsignal hatte die Burg aus dem Schlaf gerissen; Männer kamen hinunter in den Hof, um zu sehen, was es mit dem Lärm auf sich hatte. Arya gesellte sich zu den anderen. Eine Reihe Ochsenkarren rollte unter dem Fallgitter hindurch. Plündergut , erkannte sie sofort. Die Reiter, die die Karren eskortierten, redeten in seltsamen Sprachen. Ihre Rüstungen glänzten bleich im Mondlicht, und Arya entdeckte zwei schwarzweiß gestreifte Pferde. Der Blutige Mummenschanz. Sie zog sich ein wenig tiefer in den Schatten zurück und beobachtete, wie ein riesiger schwarzer Bär in einem Käfig auf einem der Wagen hereingerollt wurde. Andere Karren waren mit Silbertellern, Waffen und Schilden, Mehlsäcken, quiekenden Schweinen, hageren Hunden und Hühnern beladen. Arya dachte gerade daran, wie lange sie bereits keinen Schweinebraten mehr gegessen hatte, da bemerkte sie den ersten Gefangenen.
Seiner aufrechten Haltung und dem stolz erhobenen Kopf nach musste es sich um einen Lord handeln. Sie sah das Kettenhemd, das unter seinem zerrissenen roten Überwurf glitzerte. Zuerst meinte Arya, er sei ein Lennister, doch als er unter einer Fackel hindurchschritt, sah sie, dass das Wappen eine silberne Faust und keinen Löwen darstellte. Man hatte ihm die Handgelenke gefesselt, mit einem Seil um den Knöchel war er an den Mann hinter sich gebunden und dieser wiederum an den Mann hinter sich, und die ganze Kolonne schlurfte im Gleichschritt dahin. Viele der Gefangenen waren verwundet. Blieb einer stehen, trabte einer der Reiter heran und gab ihm einen Hieb mit der Peitsche, damit er weiterging. Sie versuchte zu zählen, wie viele Gefangene es waren, war jedoch bei fünfzig bereits durcheinandergekommen. Es waren mindestens doppelt so viele. Ihre Kleider waren von Schlamm und Blut verdreckt, und im Fackellicht war es schwierig, die verschiedenen Banner und Wappen auszumachen,
doch einige konnte Arya erkennen. Zwillingstürme. Sonnenaufgang. Blutiger Mann. Streitaxt. Die Streitaxt gehört zu Cerwyn, und die weiße Sonne auf schwarzem Grund zu Karstark. Das sind Nordmannen. Vaters Männer, und Robbs. Der Gedanke, was das bedeuten mochte, behagte ihr überhaupt nicht.
Der Blutige Mummenschanz stieg ab. Stallburschen sprangen verschlafen vom Stroh auf und kümmerten sich um die schaumbedeckten Pferde. Einer der Reiter rief nach Bier. Der Lärm hatte Ser Amory Lorch auf die überdachte Galerie oberhalb des Hofes gelockt. Zwei Männer mit Fackeln flankierten ihn. Vargo Hoat mit dem Ziegenhelm zügelte sein Tier unterhalb des Balkons. »Mylord Kaftellan«, rief der Söldner. Er hatte eine dicke, schmatzende Stimme, als wäre seine Zunge zu groß für seinen Mund.
»Was hat das zu bedeuten, Hoat?«, verlangte Ser Amory mit gerunzelter Stirn zu wissen.
»Gefangene. Roof Bolton wollte den Fluff überqueren, aber meine Tapferen Kameraden haben feine Vorhut in Ftücke gehauen, viele Männer getötet und Bolton in die Flucht geschlagen. Dief ift ihr Lord Kommandant, Glauer, und der dahinter ift Fer Aenyf Frey.«
Ser Amory Lorch starrte mit seinen kleinen Schweinsäuglein auf die gefesselten Gefangenen hinunter. Arya schien es, als ob ihm dies alles nicht recht passte. Jeder in der Burg wusste, wie sehr er und Vargo Hoat sich hassten. »Sehr gut«, sagte er. »Ser Cadwyn, bringt diese Männer in die Verliese. «
Der Lord mit der gepanzerten Faust auf dem Überwurf hob den Blick. »Uns wurde eine ehrenhafte Behandlung
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