Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
Ziege!«, kicherte der Narr.
Rorge und Beißer standen den anderen in nichts nach. Jedes Mal, wenn Lord Bolton mit seinen Soldaten speiste, sah Arya sie bei den anderen sitzen. Beißer stank wie verdorbener Käse, daher setzten ihn die Tapferen Kameraden ans Ende des Tisches, wo er grunzen und zischen und sein Fleisch mit Fingern und Zähnen auseinanderreißen konnte. Er schnaubte immer, wenn Arya vorbeikam, trotzdem flößte ihr Rorge mehr Furcht ein. Er saß beim Treuen Ursywck, dennoch spürte sie die Blicke, die er ihr zuwarf, während sie ihren Pflichten nachging.
Manchmal wünschte sie, sie wäre mit Jaqen H’ghar über die Meerenge fortgegangen. Noch immer hatte sie die dumme Münze, die er ihr geschenkt hatte, ein Stück Eisen, kaum größer als ein Penny, mit verrostetem Rand. Auf einer Seite stand etwas geschrieben, das sie nicht lesen konnte. Die andere zeigte den Kopf eines Mannes, dessen Gesichtszüge jedoch
längst abgerieben waren. Er hat gesagt, sie sei sehr wertvoll, aber das war wahrscheinlich auch eine Lüge, genau wie sein Name und sogar sein Gesicht. Das machte sie so wütend, dass sie die Münze wegwarf, doch nach einer Stunde bekam sie ein ungutes Gefühl und ging zurück, suchte und fand sie wieder, obwohl sie überhaupt nichts wert war.
Sie dachte über die Münze nach, während sie den Fließsteinhof überquerte und sich mit dem schweren Wassereimer abmühte. »Nan«, rief eine Stimme. »Stell den Eimer ab und hilf mir.«
Elmar Frey war nicht älter als sie und außerdem noch klein für sein Alter. Er hatte ein Fass mit Sand über den unebenen Steinboden gerollt, und sein Gesicht war vor Anstrengung gerötet. Arya ging hin und half ihm. Zusammen schoben sie das Fass bis zur Mauer und wieder zurück, dann stellten sie es aufrecht hin. Sie konnte den Sand hören, der im Inneren herumrutschte, dann öffnete Elmar den Deckel und zog ein Kettenhemd heraus. »Glaubst du, es ist sauber genug?« Da er Roose Boltons Knappe war, oblag ihm die Aufgabe, die Rüstung seines Herrn stets glänzend zu halten.
»Du musst den Sand rausschütteln. Da sind noch Rostflecke. Siehst du?« Sie zeigte darauf. »Am besten machst du es noch einmal.«
»Mach du das.« Elmar konnte sehr freundlich sein, wenn er Hilfe brauchte, anschließend pflegte er sich jedoch daran zu erinnern, dass er der Knappe war und sie nur das Zimmermädchen. Er war der Sohn des Lords vom Kreuzweg, und damit prahlte er nur zu gern, dass er kein Neffe oder Bastard oder Enkel war, nein, ein richtiger Sohn , und deshalb würde er einmal eine Prinzessin heiraten.
Arya war seine kostbare Prinzessin gleichgültig, doch gefiel ihr nicht, wenn er ihr Befehle erteilte. »Ich muss Mylord das Wasser für sein Waschbecken bringen. Er ist in seinem Zimmer und hat die Blutegel aufgesetzt. Nicht die normalen schwarzen, sondern die großen hellen.«
Elmars Augen wurden so groß wie gekochte Eier. Vor Blutegeln hatte er Angst, insbesondere vor den großen hellen, die wie Gelee aussahen, bis sie sich mit Blut füllten. »Ich habe ganz vergessen, dass du sowieso zu mager bist, um ein so schweres Fass zu rollen.«
»Ich habe ganz vergessen, dass du blöd bist.« Arya nahm ihren Eimer. »Vielleicht sollte ich dich auch mit Blutegeln behandeln. In der Eng gibt es Blutegel, die sind so groß wie Schweine.« Sie ließ ihn mit seinem Fass stehen.
Das Schlafzimmer des Lords war voller Menschen, als sie eintrat. Qyburn war da, und der finstere Walton in seinem Kettenhemd und seinen Beinschienen, außerdem ein Dutzend Freys, alle Brüder, Halbbrüder oder Vettern. Roose Bolton lag nackt im Bett. An der Innenseite seiner Arme und Beine und auf seiner blassen Brust saßen Blutegel, lange durchscheinende Würmer, die ein leuchtendes Rosa annahmen, während sie sich vollsogen. Bolton zollte ihnen nicht mehr Beachtung als Arya.
»Wir dürfen Lord Tywin nicht erlauben, uns hier in Harrenhal festzusetzen«, meinte Ser Aenys Frey, während Arya das Waschbecken füllte. Er war ein grauer, gebeugter Riese von einem Mann, mit wässrigen roten Augen und großen knorrigen Händen, und er hatte fünfzehnhundert Frey-Soldaten nach Harrenhal geführt, obwohl er oft den Anschein erweckte, er könne nicht einmal seinen Brüdern Befehle erteilen. »Die Burg ist so groß, dass man eine Armee braucht, um sie zu halten, und wenn wir erst einmal umzingelt sind, können wir keine Armee mehr ernähren . Ausreichende Vorräte werden wir ebenfalls nicht anlegen können. Das Land liegt
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