Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
sie mich berühren. Dein Gemächt, ich liebe dein Gemächt, ich liebe es, es in mir zu fühlen.«
»Es liebt dich ebenfalls.«
»Ich liebe es, deinen Namen zu sagen. Tyrion Lennister. Er passt zu meinem. Nicht das Lennister. Tyrion und Tysha. Tysha und Tyrion. Tyrion. Mylord Tyrion …«
Lügen, dachte er, alles Täuschung, alles nur des Goldes wegen, sie war eine Hure, Jaimes Hure, Jaimes Geschenk, Mylady von der Lüge. Ihr Gesicht schien zu verblassen und löste sich hinter einem Schleier von Tränen auf, doch selbst nachdem sie verschwunden war, hörte er noch ihre leise, ferne Stimme, die seinen Namen rief: »… Mylord, hört Ihr mich? Mylord? Tyrion? Mylord? Mylord?«
Benommen vom Mohnblumensaft sah er ein weiches, rosafarbenes Gesicht über sich. Er war wieder in dem feuchten Zimmer mit dem zerrissenen Bettvorhang, und das Gesicht passte nicht, war nicht das ihre, war zu rund und hatte zudem einen fransigen braunen Bart. »Habt Ihr Durst, Mylord? Ich habe Euren Saft, Euren guten Saft. Ihr braucht Euch nicht zu wehren, nein, versucht nicht, Euch zu bewegen, Ihr braucht Ruhe.« In der einen Hand hielt er den Kupfertrichter, in der anderen eine Flasche.
Als der Mann sich vorbeugte, schob Tyrion die Finger unter die Kette aus verschiedenen Metallen, fasste zu und zog. Der Maester ließ die Flasche fallen, und der Mohnblumensaft ergoss sich über die Bettdecke. Tyrion verdrehte die Kette,
bis er spürte, dass sich die Glieder in den fetten Nacken des Mannes gruben. »Nicht. Mehr«, krächzte er heiser und war nicht sicher, ob er wirklich gesprochen hatte. Doch so musste es wohl gewesen sein, denn der Maester keuchte: »Lasst los, bitte, Mylord … Ihr braucht Euren Saft, wegen der Schmerzen … die Kette, bitte nicht, lasst los, nein …«
Das rosafarbene Gesicht lief bereits violett an, als Tyrion losließ. Der Maester wich zurück und schnappte nach Luft. Der gerötete Hals zeigte tiefe weiße Abdrücke von der Kette. Die Augen waren weit aufgerissen. Tyrion hob die Hand zum Gesicht und machte eine reißende Bewegung über die harte Maske. Und wieder. Und wieder.
»Ihr … Ihr wollt, dass ich den Verband entferne?«, fragte der Maester endlich. »Aber ich darf nicht … das wäre … nicht sehr weise, Mylord. Die Wunden sind noch nicht verheilt, und die Königin würde …«
Bei der Erwähnung seiner Schwester knurrte Tyrion. Dann gehörst du also zu ihr? Er zeigte mit dem Finger auf den Maester und ballte dann die Hand zur Faust. Zermalmen, würgen, es war ein Versprechen für den Fall, dass der Narr nicht tat, was er von ihm verlangt hatte.
Glücklicherweise verstand er ihn. »Ich … Ich werde tun, was Mylord befehlen, natürlich, aber … das ist nicht sehr weise, Eure Wunden …«
»Tut. Es.« Diesmal lauter.
Der Mann verneigte sich, ging aus dem Zimmer, und als er kurz darauf zurückkehrte, trug er ein langes Messer mit Sägezähnen, ein Becken mit Wasser, einen Stapel weicher Tücher und mehrere Fläschchen. Inzwischen hatte Tyrion es geschafft, sich ein wenig hochzuschieben, sodass er nun halb in sein Kissen gelehnt dasaß. Der Maester bat ihn, ganz still zu halten, und schob die Spitze des Messers am Kinn unter die Maske. Ein kleines Abrutschen, und Cersei ist mich los, dachte er. Er fühlte, wie die Klinge dicht über seiner Kehle durch das steife Leinen schnitt.
Glücklicherweise gehörte der Mann nicht zu den tapferen Kreaturen seiner Schwester. Einen Augenblick später spürte er kühle Luft auf seiner Wange. Es tat zwar auch weh, doch er versuchte, den Schmerz zu ignorieren. Der Maester legte den Verband, der noch mit Salbe verschmiert war, zur Seite. »Haltet bitte still, ich muss die Wunde waschen.« Seine Berührungen waren sanft, das Wasser war warm und lindernd. Die Wunde, dachte Tyrion und erinnerte sich an einen grellen silbernen Blitz, der ihn unterhalb der Augen getroffen hatte. »Dies wird ein wenig brennen«, warnte der Maester, nachdem er ein Tuch mit Wein befeuchtet hatte, der nach zerriebenen Kräutern roch. Es war mehr als ein wenig Brennen. Das Tuch zog eine Spur aus Feuer über sein Gesicht und stach ihm wie ein glühendes Schüreisen in die Nase. Tyrion krallte sich in die Laken und schnappte nach Luft, doch es gelang ihm, nicht zu schreien. Der Maester gluckte wie eine alte Henne. »Es wäre weiser gewesen, die Maske an Ort und Stelle zu belassen, bis das Fleisch verheilt ist, Mylord. Immerhin sieht es sauber aus, gut, gut. Als wir Euch in diesem Keller unter den
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