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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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und riss einen Flügel von dem Kapaun ab.
    Tyrion hatte sich angewöhnt, die Unverschämtheiten des Söldners zu übergehen, doch heute Abend konnte er sich nicht beherrschen. »Ich erinnere mich nicht, dir erlaubt zu haben, mein Abendessen zu verzehren.«
    »Ich hatte den Eindruck, Ihr würdet es nicht mehr aufessen«, erwiderte Bronn mit vollem Mund. »Die Stadt verhungert, es wäre ein Verbrechen, Speisen zu verschwenden. Habt Ihr vielleicht etwas Wein?«
    Nächstens soll ich ihm auch noch einschenken, dachte Tyrion finster. »Du gehst zu weit«, warnte er.
    »Und Ihr geht niemals weit genug.« Bronn warf den Knochen in die Binsen. »Denkt nur, wie leicht das Leben wäre, wenn der andere als Erster geboren worden wäre.« Er stach mit dem Finger in den Kapaun und riss sich ein Stück Brust ab. »Der weinerliche, dieser Tommen. Der würde vermutlich tun, was man ihm sagt, wie es sich für einen guten König gehört.«
    Ein Schauder kroch Tyrion den Rücken hinunter, während ihm dämmerte, was der Söldner gerade vorgeschlagen hatte. Wenn Tommen König wäre …
    Es gab nur eine einzige Möglichkeit, wie Tommen König werden könnte. Nein, das konnte er nicht einmal denken. Joffrey war von seinem eigenen Blut und außerdem der Sohn von Jaime und Cersei. »Für solche Worte könnte ich dir den Kopf abschlagen lassen«, wies er Bronn zurecht, doch der Söldner lachte nur.
    »Freunde«, mischte sich Varys ein, »ein Streit bringt uns auch nicht weiter. Ich bitte Euch beide, fasst Euch ein Herz.«
    »Und wessen?«, fragte Tyrion säuerlich. Ihm fielen mehrere ein, die er ausgesprochen verführerisch fand.

DAVOS
    Ser Cortnay Fünfrosen trug keine Rüstung. Er saß auf einem fuchsroten Hengst, sein Bannerträger auf einem Apfelschimmel. Der gekrönte Hirsch der Baratheons und die gekreuzten Federkiele von Fünfrosen wehten im Wind, weiß in rotbraunem Feld. Ser Cortnays spitzzulaufender Bart war ebenfalls rotbraun, und auf dem Kopf war der Mann vollkommen kahl. Falls ihn die Pracht der königlichen Gesellschaft beeindruckte, offenbarte sich davon nichts auf seinem Gesicht.
    Unter lautem Rasseln und Scheppern der Rüstungen trabten sie heran. Sogar Davos trug ein Kettenhemd, wenngleich er nicht recht wusste, wieso; Schultern und Rücken schmerzten ihn von dem ungewohnten Gewicht. Er fühlte sich beengt und kam sich lächerlich vor, und abermals fragte er sich, weshalb er überhaupt hier war. Doch es steht mir nicht an, die Befehle des Königs in Zweifel zu ziehen …
    Jeder Mann dieser Gesellschaft nahm von Geburt an einen höheren Rang als Davos Seewert ein, und die großen Lords glitzerten in der Morgensonne. Versilberter Stahl und goldene Intarsien verzierten ihre Rüstungen, und ihre Helme waren mit Seide, Federbüschen und geschickt geschmiedeten Wappentieren mit Augen aus Edelsteinen geschmückt. Stannis selbst wirkte in dieser reichen und königlichen Begleitung fehl am Platze. Wie Davos trug der König ein einfaches Gewand aus Wolle und gehärtetem Leder, obwohl der Ring aus Rotgold über seiner Stirn ihm eine gewisse Erhabenheit verlieh. Das Sonnenlicht blitzte auf den flammenförmigen Zacken, wenn er den Kopf bewegte.

    So nah war Davos Seiner Gnaden seit acht Tagen nicht mehr gekommen, seit die Schwarze Betha sich zum Rest der Flotte vor Sturmkap gesellt hatte. Noch in der Stunde seiner Ankunft hatte er um eine Audienz ersucht, war jedoch mit der Begründung abgewiesen worden, der König sei beschäftigt. Der König war häufig beschäftigt, erfuhr Davos von seinem Sohn Devan, einem der königlichen Knappen. Jetzt, da Stannis Baratheon zu so großer Macht aufgestiegen war, umschwirrten ihn die Lords wie Fliegen eine Leiche. Und er sieht auch halb wie eine Leiche aus, Jahre älter als an dem Tag, da ich Drachenstein verlassen habe. Devan erzählte, der König schlafe wenig in letzter Zeit. »Seit Lord Renly tot ist, wird er von schrecklichen Albträumen geplagt«, hatte der Junge seinem Vater anvertraut. »Die Tränke der Maester helfen nicht dagegen. Nur die Lady Melisandre kann ihm Schlaf bringen.«
    Teilt sie deshalb den Pavillon mit ihm?, wunderte sich Davos. Um mit ihm zu beten? Oder kennt sie eine andere Methode, ihm in den Schlaf zu helfen? Es war eine unwürdige Frage, und er wagte es nicht, sie zu stellen, nicht einmal seinem eigenen Sohn. Devan war ein guter Junge, doch er trug das flammende Herz stolz auf seinem Wams, und sein Vater hatte ihn bei den Lagerfeuern in der Abenddämmerung gesehen, wenn

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