Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
das sie ein hellgrünes Kleid anziehen musste, dessen Oberteil über und über mit Eicheln in braunem Faden bestickt war und das sogar noch mehr Eicheln auf dem Saum hatte. »Meine Großtante ist Septa in einem Mutterhaus in Altsass«, erzählte Lady Kleinwald, während die Frauen ihr das Kleid auf dem Rücken zuknöpften. »Ich habe meine Tochter zu Beginn des Krieges dorthin geschickt. Wenn sie zurückkommt, wird sie gewiss aus diesen Kleidern herausgewachsen sein. Tanzt du gern, Kind? Meine Carellen ist so eine entzückende Tänzerin. Sie singt auch sehr hübsch. Was machst du am liebsten?«
Sie scharrte mit der Zehenspitze in den Binsen. »Nadelarbeiten. «
»Sehr beruhigend, nicht wahr?«
»Nun«, meinte Arya, »so wie ich es mache, nicht.«
»Nein? Ich habe es stets so empfunden. Die Götter schenken uns unsere kleinen Gaben und Talente, und wir sind bestimmt, sie einzusetzen, sagt meine Tante immer. Jede Tat kann ein Gebet sein, wenn wir nur immer das Beste geben, was wir können. Ein wunderbarer Gedanke, nicht wahr? Denk das nächste Mal daran, wenn du wieder mit deiner Nadel arbeitest. Beschäftigst du dich jeden Tag damit?«
»Das habe ich getan, bis ich meine Nadel verloren habe. Meine neue ist nicht so gut.«
»In Zeiten wie diesen muss man aus allem das Beste machen. « Lady Kleinwald zupfte das Oberteil ihres Kleides zurecht. »Jetzt siehst du aus wie eine richtige junge Dame.«
Ich bin keine Dame, hätte Arya ihr am liebsten gesagt, ich bin ein Wolf.
»Ich weiß immer noch nicht, wer du bist, Kind«, fuhr die Frau fort, »und vielleicht ist das auch gut so. Jemand Wichtiges, fürchte ich.« Sie strich Aryas Kragen glatt. »In Zeiten wie diesen ist man besser unscheinbar. Am liebsten würde ich dich ja bei mir behalten. Aber das wäre auch nicht sicher. Ich habe zwar Mauern, aber zu wenig Soldaten, um sie zu bemannen. « Sie seufzte.
Das Abendessen wurde in der Halle aufgetragen, nachdem Arya gewaschen und gekämmt und angekleidet war. Gendry warf einen Blick auf sie und lachte so schallend, dass ihm der Wein aus der Nase spritzte, bis Harwin ihm eine Ohrfeige verpasste. Das Mahl war einfach und sättigend; Hammel und Pilze, braunes Brot, Erbsenmus und gebackene Äpfel mit gelbem Käse. Nachdem das Essen abgeräumt war und die Diener sich entfernt hatten, senkte Grünbart die Stimme und fragte die Dame des Hauses, ob sie Neuigkeiten vom Blitzlord habe.
»Neuigkeiten?« Sie lächelte. »Vor nicht einmal vierzehn Tagen war er sogar hier. Er und ein Dutzend andere, die Schafe trieben. Ich mochte meinen Augen kaum trauen. Thoros hat mir drei zum Dank geschenkt. Heute Abend habt ihr eins davon verspeist.«
»Thoros treibt Schafe?« Anguy lachte laut.
»Ich sage euch, das war ein seltsamer Anblick, aber Thoros hat behauptet, als Priester wisse er genau, wie man eine Herde zu hüten habe.«
»Ja, und wie man sie schert«, kicherte Zit Zitronenmantel.
»Darüber könnte jemand ein selten schönes Lied machen.« Tom zupfte eine Saite an seiner Harfe.
Lady Kleinwald warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Jemand, der nicht Desertion auf Dondarrion reimt. Oder der jedem Milchmädchen in der Grafschaft vorsingt ›Oh, lege dich, mein Madel, hier in diesen Stadel‹ und am Ende zwei von ihnen mit dicken Bäuchen zurücklässt.«
»Es war ›Lass mich von deiner Schönheit trinken«‹, erwiderte
Tom rechtfertigend, »und die Milchmädchen haben es immer gern gehört. Genauso wie eine gewisse hochgeborene Dame, an die ich mich erinnere. Ich spiele, um zu gefallen.«
Sie blähte die Nasenflügel. »Die Flusslande sind voll von Mädchen, denen du gefallen hast und die jetzt Alraunentee trinken. Man sollte meinen, ein Mann in deinem Alter müsste wissen, wie er seinen Samen auf ihre Bäuche ergießt. Bald schon wird man dich Tom Siebensöhne nennen.«
»Wie es der Zufall will«, sagte Tom, »habe ich diese Zahl schon vor vielen Jahren übertroffen. Und gute Jungen sind es, mit süßen Nachtigallenstimmen.« Offensichtlich schätzte er dieses Thema nicht besonders.
»Hat Seine Lordschaft gesagt, wo er hinwill, Mylady?«, fragte Harwin.
»Lord Beric verrät nie etwas über seine Pläne, aber unten nahe Steinsepte und dem Dreigroschenwald herrscht große Hungersnot. Ich würde dort nach ihm suchen.« Sie trank einen Schluck Wein. »Eins will ich euch nicht verschweigen: Ich hatte auch weniger angenehmen Besuch. Ein Rudel Wölfe hat vor meinen Toren geheult und glaubte, ich hätte Jaime Lennister hier
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