Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
größeren Höhle, was in der Dunkelheit da unten allerdings schwer zu beurteilen war. Jon konnte von dort das leise Rauschen eines unterirdischen Wasserlaufs hören.
Jarl befand sich beim Magnar; Manke hatte ihnen gemeinsam den Befehl übergeben. Styr war damit nicht sehr zufrieden, das hatte Jon schon bald bemerkt. Manke Rayder hatte den dunklen jungen Mann das »Schoßhündchen« von Val genannt, die eine Schwester von Dalla war, seiner eigenen Königin, wodurch Jarl eine Art Schwager zweiten Grades des Königs-jenseits-der-Mauer war. Dem Magnar gefiel es gar nicht, seine Befehlsgewalt teilen zu müssen. Er hatte hundert Thenns mitgebracht, fünfmal so viele Männer wie Jarl, und häufig benahm er sich, als habe er allein das Kommando. Trotzdem würde es der jüngere Mann sein, der sie über das Eis brachte, so viel wusste Jon. Obwohl er kaum zwanzig Jahre alt sein konnte, nahm Jarl bereits seit acht Jahren an Raubzügen teil, und mit Alfyn Krähentöter und dem Weiner und jüngst auch mit seiner eigenen Bande hatte er die Mauer insgesamt bereits ein Dutzend Mal überwunden.
Der Magnar redete ganz offen. »Jarl hat mich vor Krähen gewarnt, die oben auf der Mauer patrouillieren. Sag mir alles, was du über diese Patrouillen weißt.«
Sag mir, fiel Jon auf, nicht sag uns, obwohl Jarl direkt neben
ihm stand. Nichts hätte er lieber getan, als sich diesem brüsken Befehl zu widersetzen, doch er wusste, Styr würde ihn für die geringste Untreue töten und Ygritte gleich mit ihm, weil sie das Verbrechen begangen hatte, sich ihm anzuschließen. »Jede Patrouille besteht aus vier Mann, zwei Grenzern und zwei Baumeistern«, berichtete er. »Die Baumeister sollen nach Rissen und Schmelzschäden oder anderen Mängeln suchen, während die Grenzer nach Feinden Ausschau halten. Sie reiten auf Maultieren.«
»Auf Maultieren?« Der Ohrenlose runzelte die Stirn. »Maultiere sind langsam.«
»Langsam, aber sie gehen sicherer auf Eis. Die Patrouillen reiten häufig oben auf der Mauer, und außer in der Umgebung der Schwarzen Festung sind die Wege seit langer Zeit nicht mehr mit Kies bestreut worden. Die Maultiere werden in Ostwacht gezüchtet und für diese Aufgaben besonders abgerichtet. «
»Sie reiten häufig auf der Mauer? Also nicht immer?«
»Ja. Jede vierte Patrouille bleibt unten, um nach Rissen im Eisfundament oder nach Hinweisen auf Tunnel zu suchen.«
Der Magnar nickte. »Sogar im fernen Thenn kennen wir die Geschichte von Arson Eisaxt und seinem Tunnel.«
Jon kannte sie ebenfalls. Arson Eisaxt hatte sich schon halb durch die Mauer gegraben, als sein Tunnel von Grenzern aus dem Nachtfort entdeckt wurde. Sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, ihn beim Buddeln zu stören, sondern verschlossen einfach den Ausgang hinter ihm mit Eis und Steinen und Schnee. Der Schwermütige Edd pflegte zu sagen, wenn man das Ohr an die Mauer drückte, könne man Arson noch immer mit seiner Axt scharren hören.
»Wann brechen diese Patrouillen auf? Wie oft?«
Jon zuckte die Schultern. »Das wechselt. Ich habe gehört, Lord Kommandant Qorgyl hat sie jeden dritten Tag von der Schwarzen Festung nach Ostwacht an der See ausgeschickt, und jeden zweiten Tag von der Schwarzen Festung zum
Schattenturm. Zu seiner Zeit hatte die Wache allerdings mehr Männer. Lord Kommandant Mormont neigt dazu, die Anzahl der Patrouillen und die Tage ihres Aufbruchs zu variieren, um es schwieriger zu machen, ihr Kommen und Gehen einzuschätzen. Und manchmal schickt der Alte Bär auch einen größeren Trupp zu einer der verlassenen Burgen, wo sie vierzehn Tage oder einen Monat bleiben.« Sein Onkel hatte dieses taktische Vorgehen eingeführt, das wusste Jon. Alles, um den Feind in Unsicherheit zu halten.
»Ist Steintor zurzeit bemannt?«, fragte Jarl. »Oder Grauwacht? «
Zwischen diesen beiden sind wir also? Jon ließ sich nichts anmerken. »Nur Ostwacht, die Schwarze Festung und der Schattenturm waren bemannt, als ich von der Mauer aufgebrochen bin. Was Bowen Marsch oder Ser Denys inzwischen veranlasst haben, kann ich nicht sagen.«
»Wie viele Krähen sind in den Burgen geblieben?«, fragte Styr.
»Fünfhundert in der Schwarzen Festung. Zweihundert im Schattenturm, vielleicht dreihundert in Ostwacht.« Jon fügte dreihundert Mann zu der Schätzung hinzu. Wenn es nur so einfach wäre ...
Jarl ließ sich jedoch nicht täuschen. »Er lügt«, sagte er zu Styr. »Oder er zählt jene hinzu, die sie auf der Faust verloren haben.«
»Krähe«, warnte der
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