Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
nicht kannte, zottige, gestreifte Tiere mit langen gelben Zähnen. Zwischen dem Gasthaus und dem Brunnen saßen ein Dutzend Reiter im Sattel und sahen den Stadtbewohnern dabei zu, wie sie den Käfig des Fetten öffneten und an seinem Arm zerrten, bis die aufgedunsene Leiche zu Boden fiel. Die Hunde fielen sofort über ihn her und rissen das Fleisch von den Knochen.
Arya hörte einen der Reiter lachen. »Hier ist deine neue Burg, du verfluchter Lennister-Bastard«, sagte er. »Ein bisschen eng für einen wie dich, aber wir kriegen dich rein, keine Sorge.« Neben ihm stand ein mürrisch aussehender Gefangener, der mit einem Hanfseil an den Handgelenken gefesselt war. Ein paar der Stadtbewohner warfen Mist nach ihm, doch er zuckte mit keiner Wimper. »In diesem Käfig wirst du verrotten«, rief sein Wächter. »Die Krähen werden dir die Augen aushacken, während wir all dein gutes Lennistergold ausgeben! Und wenn die Krähen ihr Werk getan haben, schicken wir deine Überreste an deinen verdammten Bruder. Obwohl ich bezweifle, dass er dich erkennen wird.«
Der Lärm hatte den halben Pfirsich geweckt. Gendry drückte sich neben ihr ins Fenster, und Tom trat nackt wie an seinem Namenstag hinter sie. »Was ist das für ein verfluchtes Geschrei?«, beschwerte sich Zit vom Bett her. »Da will man ein einziges Mal ausschlafen!«
»Wo ist Grünbart?«, fragte Tom ihn.
»Liegt bei Alraune«, meinte Zit. »Warum?«
»Am besten holen wir ihn. Und Schütze auch. Der Verrückte
Jägersmann ist zurückgekommen und hat einen Neuen für die Käfige mitgebracht.«
»Lennister«, sagte Arya. »Ich habe gehört, dass er ihn Lennister genannt hat.«
»Haben sie den Königsmörder erwischt?«, wollte Gendry wissen.
Unten auf dem Platz traf ein geworfener Stein den Gefangenen an der Wange, und er drehte den Kopf. Nein, nicht den Königsmörder, dachte Arya, als sie sein Gesicht sah. Die Götter hatten ihre Gebete schließlich doch erhört.
JON
Geist war verschwunden, als die Wildlinge ihre Pferde aus der Höhle führten. Hat er begriffen, dass er zur Schwarzen Festung laufen soll? Jon atmete die kalte Morgenluft tief ein und gestattete sich ein wenig Hoffnung. Im Osten war der Himmel dicht über dem Horizont rosa, weiter oben hellgrau. Das Schwert des Morgens hing noch im Süden, und der helle weiße Stern in seinem Heft leuchtete in der Dämmerung wie ein Diamant, doch das Schwarz und Grau des dunklen Waldes verwandelte sich langsam wieder in Grün, Gold, Rot und Braun. Und über den Soldatenkiefern und Eichen, Eschen und Wachbäumen ragte die Mauer auf, deren bleiches Eis unter dem Staub und Schmutz glitzerte, der ihre Oberfläche befleckte.
Der Magnar schickte ein Dutzend Männer nach Westen und ein weiteres Dutzend nach Osten, um die höchsten Hügel zu erklimmen und nach Grenzern im Wald oder Reitern auf dem hohen Eis Ausschau zu halten. Die Thenns trugen Kriegshörner mit Bronzebändern, mit denen sie die anderen warnen sollten, falls die Wache gesichtet wurde. Die anderen Wildlinge reihten sich hinter Jarl ein, Jon und Ygritte folgten mit dem Rest. Dies sollte die Stunde des Triumphs für den jungen Räuber werden.
Von der Mauer hieß es oft, sie sei über zweihundert Meter hoch, aber Jarl hatte eine Stelle ausgesucht, wo sie sowohl höher als auch niedriger war. Vor ihnen erhob sich das Eis steil aus den Bäumen wie eine riesige Klippe, die von windgefrästen Zinnen gekrönt wurde, die mindestens zweihundertfünfzig Meter hoch waren, an manchen Stellen womöglich dreihundert.
Doch das war eine Täuschung, erkannte Jon, während sie näher kamen. Brandon der Erbauer hatte überall, wo es machbar war, seine riesigen Fundamentblöcke entlang der Anhöhen gelegt, und in dieser Gegend ragten die Hügel besonders wild und zerklüftet auf.
Einst hatte er seinen Onkel Benjen erzählen hören, östlich der Schwarzen Festung sei die Mauer ein Schwert und westlich davon eine Schlange. Das stimmte. Sie schlängelte sich über einen riesigen Hügelhöcker, tauchte ins folgende Tal, erklomm für einige Meilen den Grat eines lang gezogenen Granitrückens, zog sich über eine zerklüftete Bergspitze, führte wieder ins nächste Tal, das noch steiler war, und erhob sich dann höher und höher, sprang von Hügel zu Hügel, so weit das Auge reichte, bis zu den Gebirgen im Westen.
Jarl hatte beschlossen, das Eis auf einem Bergrücken anzugehen. Hier ragte die Mauer immerhin stolze zweihundertfünfzig Meter über dem Wald auf, wobei ein
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