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Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)

Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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gutes Drittel dieser Höhe aus Erde und Stein und nicht aus Eis bestand. Der Hang war zu steil für die Pferde, fast ebenso schwierig zu erklettern wie die Faust der Ersten Menschen; trotzdem war er immer noch leichter zu bezwingen als die glatte, senkrechte Fläche der eigentlichen Mauer. Zudem war der Bergrücken dicht bewaldet und bot dadurch Deckung. Früher waren die Brüder in Schwarz regelmäßig mit Äxten ausgezogen und hatten die herandrängenden Bäume zurückgeschlagen, doch jene Tage gehörten schon lange der Vergangenheit an, und hier wuchs der Wald bis ans Eis heran.
    Der Tag versprach feucht und kalt zu werden, und in der Nähe der Mauer würde es noch feuchter und kälter sein, unterhalb dieser Tonnen von Eis. Je näher sie kamen, desto mehr hielten sich die Thenns zurück. Sie haben die Mauer noch nie gesehen, nicht einmal der Magnar, erkannte Jon. Sie macht ihnen Angst. In den Sieben Königslanden hieß es, die Mauer kennzeichne das Ende der Welt. Für sie stimmt das ja genauso. Es war lediglich die Frage, auf welcher Seite man stand.

    Und wo stehe ich? Jon wusste es nicht. Um bei Ygritte zu bleiben, musste er mit Leib und Seele ein Wildling werden. Verließ er sie und kehrte zu seinen Pflichten zurück, würde der Magnar ihr das Herz herausschneiden. Und wenn er sie mitnahm ... vorausgesetzt, sie wäre einverstanden, was ganz und gar nicht sicher war ... nun, er konnte sie schlecht zur Schwarzen Festung bringen, damit sie dort unter den Brüdern lebte. Ansonsten durften ein Deserteur und ein Wildling kaum irgendwo in den Sieben Königslanden auf einen freundlichen Empfang hoffen. Wir könnten nach Gendels Kindern suchen, schätze ich. Obwohl die uns vermutlich eher auffressen als aufnehmen würden.
    Jarls Männer beeindruckte die Mauer nicht, stellte Jon fest. Die haben das alle schon mal gemacht. Jarl rief einige Namen, nachdem sie unterhalb des Bergrückens abgestiegen waren, und elf Wildlinge versammelten sich um ihn. Alle waren jung. Der Älteste war noch keine fünfundzwanzig, und zwei von ihnen waren jünger als Jon. Ein jeder war jedoch dünn und zäh; sie sahen sehnig und kräftig aus und erinnerten ihn an Steinschlange, jenen Bruder, den Halbhand zu Fuß losgeschickt hatte, als Rasselhemd sie gejagt hatte.
    Im Schatten der Mauer machten sich die Wildlinge bereit, legten sich dicke aufgerollte Hanfseile um eine Schulter und quer über die Brust und zogen eigentümliche Stiefel aus geschmeidiger Hirschhaut an. Die Stiefel hatten Dorne an den Zehen, aus Eisen bei Jarl und zwei anderen, aus Bronze bei einigen anderen und bei den meisten aus angespitztem Knochen. Kleine Steinhammer hingen an ihren Gürteln, dazu eine Ledertasche mit Pflöcken. Ihre Eisbeile waren Geweihstücke mit angespitzten Enden, die mit Fellstreifen an Holzgriffen befestigt waren. Die elf Kletterer teilten sich in drei Gruppen zu je vier auf; Jarl war der zwölfte Mann. »Manke hat jedem Mann der ersten Gruppe, die oben ankommt, ein Schwert versprochen«, verkündete er ihnen, wobei sein Atem dunstig in der kalten Luft hing. »Schwerter aus dem Süden, geschmiedet
in Burgen. Und euer Name soll in einem Lied zu hören sein, das er hierüber singen wird, das gibt’s noch dazu. Was mehr kann ein freier Mann verlangen? Hinauf, und sollen die Anderen den Letzten holen!«
    Die Anderen sollen sie alle holen, dachte Jon, während er ihnen zuschaute, wie sie den steilen Hang des Bergrückens hinaufstiegen und zwischen den Bäumen verschwanden. Es wäre nicht das erste Mal, dass Wildlinge die Mauer erklommen, nicht einmal das hundertste Mal. Zwei- oder dreimal im Jahr stießen die Patrouillen auf Kletterer, und manchmal fanden Grenzer die zerschmetterten Leichen jener, die abgestürzt waren. Entlang der östlichen Küste bauten die Eindringlinge häufiger Boote, um durch die Seehundsbucht zu schlüpfen. Im Westen stiegen sie in die schwarzen Tiefen des Schlunds hinunter, um den Schattenturm zu umrunden. Dazwischen jedoch gab es nur eine Möglichkeit, die Mauer zu überwinden ... man musste über sie hinweg, und vielen Räubern war das bereits gelungen. Die wenigsten sind allerdings zurückgekehrt, dachte er mit einem gewissen grimmigen Stolz. Kletterer mussten zwangsläufig ihre Pferde hinter sich lassen, und viele jüngere, unerfahrenere Wildlinge begannen ihren Raubzug, indem sie die ersten Pferde stahlen, die sie fanden. Dann erhob sich lautes Geschrei, Raben wurden losgeschickt, und häufig erwischte die Nachtwache sie dann

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