Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Butterstampfer zu: »Narr! Sing uns ein Lied. Ein langes Lied am besten. ›Der Bär und die Jungfrau hehr‹ wäre uns recht.«
»Das wäre es!«, erwiderte der riesige Narr. »Es wäre wirklich recht! Soll ich es singen, während ich Kopfstand mache, Mylady?«
»Klingt es dann besser?«
»Nein.«
»Dann bleib auf den Füßen. Wir wollen doch nicht, dass dein Hut herunterfällt. Wie ich mich erinnere, wäschst du dir nie die Haare.«
»Der Wunsch von Mylady ist mir Befehl.« Butterstampfer verneigte sich, rülpste gewaltig, richtete sich auf, drückte den Bauch heraus und grölte: »Es lebte ein Bär, ein Bär, ein BÄR! Ganz schwarz und braun und voll Fell war er ...«
Lady Olenna beugte sich mühsam vor. »Schon als ich noch ein jüngeres Mädchen war als du, wusste ich, dass im Roten Bergfried die Wände Ohren haben. Nun, das Lied wird ein Weilchen dauern, und so lange können wir Mädels uns offen unterhalten.«
»Aber«, wandte Sansa ein, »Varys ... er weiß Bescheid, immer ...«
»Sing lauter!«, schrie die Dornenkönigin Butterstampfer zu. »Meine alten Ohren sind halb taub. Warum flüsterst du, fetter Narr? Für Geflüster bezahle ich dich nicht. Sing!«
»... DER BÄR!«, donnerte Butterstampfer, und seine kräftige tiefe Stimme hallte im Gebälk wider. »O KOMM DOCH HER , RIEF JEMAND, ZUM JAHRMARKT HER! ZUM JAHRMARKT HER, FRAGT ER, ABER ICH BIN EIN BÄR! GANZ SCHWARZ UND BRAUN, SO SAGTE ER!«
Die runzlige alte Dame lächelte. »In Rosengarten sitzen viele Spinnen zwischen den Blumen. Solange sie sich um ihre eigenen Belange kümmern, lassen wir sie ihre kleinen Netze spinnen, doch wenn sie uns in den Weg geraten, zertreten wir sie.« Sie tätschelte Sansas Hand. »Und jetzt, Kind, die Wahrheit. Was für ein Mann ist dieser Joffrey, der sich selbst Baratheon nennt, aber wie ein Lennister aussieht.«
»DIE STRASS ENTLANG, KREUZ UND QUER ... KREUZ UND QUER! DREI JUNGS, EINE ZIEGE UND EIN TANZENDER BÄR!«
Sansa war, als schlüge ihr Herz bis hinauf in den Hals. Die Dornenkönigin war ihr so nah, dass sie ihren säuerlichen Atem riechen konnte. Ihre hageren dünnen Finger umklammerten Sansas Handgelenk. Auf der anderen Seite lauschte Margaery. Ein Schauer durchlief sie. »Ein Ungeheuer«, flüsterte sie zitternd und konnte kaum ihre eigene Stimme hören.
»Joffrey ist ein Ungeheuer. Er hat über den Schlachterjungen gelogen und Vater dazu gebracht, meinen Schattenwolf zu töten. Immer, wenn ich sein Missfallen erregt habe, ließ er mich von der Königsgarde verprügeln. Bösartig und grausam ist er, Mylady, so ist es. Und die Königin ebenfalls.«
Lady Olenna Tyrell wechselte einen Blick mit ihrer Enkelin. »Aha«, sagte die alte Frau, »das ist sehr schade.«
Oh, ihr Götter, dachte Sansa entsetzt. Wenn Margaery ihn nicht heiratet, wird Joffrey wissen, dass ich daran schuld bin. »Bitte«, platzte sie heraus, »sagt die Hochzeit nicht ab ...«
»Keine Angst, Lord Plusterfisch ist entschlossen, Margaery zur Königin zu machen. Und das Wort eines Tyrells ist mehr wert als das ganze Gold von Casterlystein. Zumindest galt das in meinen Tagen. Dennoch danken wir dir für die Wahrheit, Kind.«
»... TANZTEN UND DREHTEN SICH AUF DEM WEG ZUM JAHRMARKT HER! ZUM JAHRMARKT HER!« Butterstampfer hüpfte und brüllte und stampfte mit den Füßen.
»Sansa, würdest du gern einmal Rosengarten besuchen?« Wenn Margaery Tyrell lächelte, ähnelte sie ihrem Bruder Loras sehr. »Die Herbstblumen stehen jetzt in voller Blüte, und es gibt Haine und Brunnen, schattige Höfe und Säulengänge aus Marmor. Mein Hoher Vater hält sich stets Sänger am Hofe, die süßer singen als Butterstampfer, dazu Flöten-, Geigen- und Harfenspieler. Wir haben die besten Pferde und Vergnügungsbarken, mit denen man auf dem Mander fahren kann. Bist du mit der Beizjagd vertraut, Sansa?«
»Ein wenig«, gab sie zu.
»OH SÜSS WAR SIE, REIN, BLOND UND HEHR! UND IHR HAAR DUFTETE NACH HONIG SEHR!«
»Rosengarten wird dir genauso gut gefallen wie mir, da bin ich mir sicher.« Margaery strich Sansa eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Nachdem du es einmal gesehen hast, wirst du nie wieder fortwollen. Und das musst du ja vielleicht auch nicht.«
»REIN UND HEHR! UND IHR HAAR DUFTETE NACH HONIG SEHR!«
»Pst, Kind«, sagte die Dornenkönigin darauf scharf. »Sansa hat uns noch nicht einmal geantwortet, ob sie uns besuchen möchte.«
»Oh, aber das würde ich zu gern tun«, meinte Sansa. Rosengarten klang nach dem Ort, von dem sie
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