Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
Vom Netzwerk:
das Blut der Könige, das goldene Blut des alten Valyria, das Blut des Drachen. Drachen paarten sich nicht mit dem Vieh auf der Weide, und die Targaryen mischten ihr Blut nicht mit dem geringerer Menschen. Dennoch plante Viserys nun, sie an einen Fremden, einen Barbaren, zu verkaufen.

    Als sie sauber war, halfen ihr die Sklavinnen aus dem Wasser und trockneten sie ab. Das Mädchen bürstete ihr Haar, bis es wie geschmolzenes Silber glänzte, während die alte Frau sie mit einem Blumenduft aus den dothrakischen Steppen salbte, je einen Tupfer auf die Handgelenke, hinter die Ohren, auf die Spitzen ihrer Brüste, und einen letzten kühl auf ihre Lippen, die unten zwischen ihren Beinen. Sie kleideten sie mit Tüchern, die Magister Illyrio heraufgesandt hatte, dann kam der Umhang, dunkle, pflaumenfarbene Seide, die das Veilchenblau ihrer Augen unterstreichen sollte. Das Mädchen zog die vergoldeten Sandalen über ihre Füße, während die alte Frau eine Tiara in ihrem Haar befestigte und goldene, mit Amethysten besetzte Armreifen über ihre Handgelenke schob. Schließlich kam der Halsschmuck, ein schwerer, goldener Torques, verziert mit alten, valyrischen Hieroglyphen.
    »Jetzt seht Ihr aus wie eine Prinzessin«, stellte das Mädchen atemlos fest, als sie fertig waren. Dany betrachtete ihr Antlitz im versilberten Spiegelglas, das Illyrio freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. Eine Prinzessin , dachte sie, doch erinnerte sie sich an die Worte des Mädchens, Khal Drogo sei so reich, dass selbst seine Sklaven goldene Manschetten trügen. Plötzlich wurde ihr ganz kalt, und sie spürte eine Gänsehaut auf ihren nackten Armen.
    Ihr Bruder wartete in der kühlen Eingangshalle, saß am Teich und spielte mit einer Hand im Wasser. Er stand auf, als sie erschien, und musterte sie kritisch. »Stell dich dorthin«, erklärte er. »Dreh dich um. Ja. Gut. Du siehst aus wie …«
    »Eine Königin«, sagte Magister Illyrio, als er durch den Torbogen trat. Für einen derart massigen Mann bewegte er sich erstaunlich anmutig. Unter losen Gewändern aus flammenfarbener Seide wackelten Ringe aus Fett. Gemmen glitzerten an allen Fingern, und sein Leibdiener hatte ihm den gelben Gabelbart geölt, bis er wie reines Gold schimmerte. »Möge der Herr des Lichts Euch an diesem glücklichen Tage mit Segnungen überhäufen, Prinzessin Daenerys«, sagte der
Magister, als er ihre Hand nahm. Er neigte den Kopf und ließ einen kurzen Blick auf seine schiefen, gelben Zähne hinter dem Gold des Bartes zu. »Sie ist ein Traum, Majestät, ein Traum«, erklärte er ihrem Bruder. »Drogo wird entzückt sein.«
    »Sie ist zu dürr«, sagte Viserys. Sein Haar, vom selben Silberblond wie ihres, war mit einer Spange aus Drachenknochen am Hinterkopf festgebunden. Es wirkte streng und hob seine harten, ausgemergelten Züge hervor. Er stützte seine Hand auf den Griff jenes Schwertes, das Illyrio ihm geliehen hatte, und sagte: »Seid Ihr sicher, dass Khal Drogo so junge Frauen mag?«
    »Sie hat ihre Blutungen. Sie ist alt genug für den Khal «, erklärte Illyrio nicht zum ersten Mal. »Seht sie Euch an. Dieses weißgoldene Haar, die purpurnen Augen … sie ist vom Blut des alten Valyria, zweifellos, zweifellos … und hochwohlgeboren, Tochter des alten Königs, Schwester des neuen, es kann ihr nicht misslingen, unseren Drogo zu verzücken.«
    »Wahrscheinlich«, sagte ihr Bruder zweifelnd. »Die Wilden haben einen seltsamen Geschmack. Jungen, Pferde, Schafe …«
    »Erwähnt dies Khal Drogo gegenüber lieber nicht«, warnte Illyrio.
    Wut blitzte in den violetten Augen ihres Bruders auf. »Haltet Ihr mich für einen Narren?«
    Der Magister verneigte sich leicht. »Ich halte Euch für einen König. Nur allzu oft geht Königen die Vorsicht des gemeinen Mannes ab. Ich bitte um Verzeihung, falls ich Euch gekränkt haben sollte.« Er wandte sich ab und klatschte in die Hände, um seine Träger zu rufen.
    Die Straßen von Pentos waren finster, als sie sich in Illyrios kunstvoll geschnitztem Palankin auf den Weg machten. Zwei Diener liefen voraus, um ihnen den Weg zu leuchten, trugen verzierte Öllampen aus hellblauem Glas, während ein Dutzend starker Männer die Stangen auf ihre Schultern hoben. Drinnen, hinter den Vorhängen, war es warm und
stickig. Dany konnte den Gestank von Illyrios blasser Haut trotz seiner schweren Duftwasser riechen.
    Ihrem Bruder, der sich neben ihr auf den Kissen räkelte, fiel das nicht weiter auf. In Gedanken war er weit jenseits

Weitere Kostenlose Bücher