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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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der Meerenge. »Wir werden nicht sein ganzes Khalasar brauchen«, sagte Viserys. Seine Finger spielten am Heft der geliehenen Klinge herum, doch Dany wusste, dass er noch nie im Ernst ein Schwert geschwungen hatte. »Zehntausend wären schon genug. Ich könnte die Sieben Königslande mit zehntausend dothrakischen Schreihälsen überrennen. Das Reich wird sich für seinen rechtmäßigen König erheben. Tyrell, Rothweyn, Darry, Graufreud, sie alle haben für den Usurpator nicht mehr übrig als ich. Die Dornischen brennen darauf, Elia und ihre Kinder zu rächen. Und die kleinen Leute werden zu uns stehen. Sie rufen nach ihrem König.« Unsicher sah er Illyrio an. »Das tun sie doch, nicht?«
    »Sie sind Euer Volk, und sie lieben Euch sehr«, sagte Magister Illyrio freundlich. »Auf Festungen überall im Reich erheben Männer heimlich ihre Gläser zu einem Trinkspruch auf Eure Gesundheit, während Frauen Drachenbanner nähen und sie für den Tag Eurer Rückkehr von jenseits des Meeres verstecken.« Schwerfällig zuckte er mit den Schultern. »Das zumindest melden mir meine Spione.«
    Dany hatte keine Spione, keine Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, was irgendwer jenseits der Meerenge tat oder dachte, doch sie misstraute Illyrios schmeichlerischen Worten, wie sie allem misstraute, was Illyrio anging. Ihr Bruder jedoch nickte eifrig. »Eigenhändig werde ich den Usurpator erschlagen«, versprach er, der noch nie jemanden getötet hatte, »wie er meinen Bruder Rhaegar erschlagen hat. Und auch Lennister, den Königsmörder, für das, was er meinem Vater angetan hat.«
    »Das wäre nur angemessen«, sagte Magister Illyrio. Dany sah den leisen Hauch eines Lächelns um seine vollen Lippen spielen, doch ihrem Bruder fiel nichts auf. Nickend schob er einen Vorhang zurück und stierte in die Nacht hinaus, und
Dany wusste, dass er ein weiteres Mal die Schlacht am Trident schlug.
    Khal Drogos neuntürmiges Anwesen stand an den Fluten der Bucht, die hohen Steinmauern waren von hellem Efeu überwuchert. Die Magister von Pentos hatten es dem Khal geschenkt, wie Illyrio ihnen erklärte. Die Freien Städte waren den Reiterlords gegenüber stets großzügig. »Es ist nicht so, dass wir diese Barbaren fürchteten«, erklärte Illyrio lächelnd. »Der Herr des Lichts würde unsere Stadtmauern gegen eine Million Dothraki schützen, das zumindest verspricht der rote Priester … doch wozu ein Risiko eingehen, wenn deren Freundschaft so billig zu haben ist?«
    Ihr Palankin wurde am Tor aufgehalten, der Vorhang grob von einer Hauswache zurückgerissen. Der Mann besaß die kupferfarbene Haut und die dunklen Mandelaugen eines Dothraki, doch sein Gesicht war bartlos, und er trug die bronzene Pickelhaube der Unbefleckten. Magister Illyrio knurrte ihm etwas in der groben Sprache der Dothraki zu, der Wachmann antwortete nicht minder grob und winkte sie durchs Tor.
    Dany bemerkte, dass die Hand ihres Bruders den Griff seines geliehenen Schwertes fest umklammerte. Fast wirkte er so ängstlich, wie er war. »Unverschämter Eunuch«, murmelte Viserys, während sich der Palankin dem Anwesen näherte.
    Magister Illyrios Worte waren wie Honig. »Viele bedeutende Männer werden heute Abend auf diesem Fest sein. Solche Männer haben Feinde. Der Khal muss seine Gäste schützen, und Euch vor allen anderen, Majestät. Zweifellos dürfte der Usurpator gut für Euren Kopf bezahlen.«
    »O ja«, sagte Viserys finster. »Er hat es versucht, Illyrio, das kann ich Euch versichern. Seine gedungenen Mörder folgen uns überallhin. Ich bin der letzte Drache, und sicher wird er nicht ruhig schlafen, solange ich noch lebe.«
    Der Palankin wurde langsamer und hielt. Die Vorhänge wurden zurückgeworfen, und ein Sklave bot seine Hand an,
um Daenerys herauszuhelfen. Seine Manschette war, wie sie bemerkte, aus gewöhnlicher Bronze. Ihr Bruder folgte ihr, die eine Hand noch immer fest am Griff seines Schwertes. Zwei Männer waren nötig, um den Magister Illyrio wieder auf die Beine zu bekommen.
    Im Inneren des Gebäudes war die Luft von schwerem Duft erfüllt, Gewürze, Stechbrand, süße Zitrone und Zimt. Man geleitete sie durch die Eingangshalle, wo ein Mosaik aus buntem Glas den Untergang Valyrias darstellte. Öl brannte in schwarzen Eisenlampen entlang der Wände. Unter einem Bogen verschlungener Steinblätter verkündete ein Eunuch ihre Ankunft. »Viserys aus dem Geschlecht Targaryen, der Dritte seines Namens«, rief er mit hoher, hübscher Stimme, »König der

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