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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Hauptmann sich nicht rührte. Er hätte gelächelt, wenn ihm nicht der Mut dazu gefehlt hätte.
    »Dann also Winterfell«, sagte er stattdessen. Es war ein langer Ritt, wie er bereits wusste, nachdem er gerade erst von dort gekommen war. So manches konnte auf dem Weg geschehen. »Mein Vater wird sich fragen, was aus mir geworden ist«, fügte er hinzu und fing den Blick des Ritters auf, der angeboten hatte, sein Zimmer zu räumen. »Er wird jedem eine erkleckliche Belohnung zahlen, der ihm berichtet, was heute hier geschehen ist.« Natürlich würde Lord Tywin nichts dergleichen tun, doch Tyrion wollte es dann wiedergutmachen, sobald er frei wäre.
    Ser Rodrik warf einen Blick auf seine Herrin, der Lage angemessen besorgt. »Seine Männer kommen mit«, erklärte der alte Ritter. »Und wir danken Euch allen, wenn Ihr Schweigen über das bewahrt, was Ihr hier gesehen habt.«
    Tyrion konnte sein Lachen gerade noch herunterschlucken.
Schweigen? Der alte Narr. Wenn er nicht das ganze Wirtshaus mitnahm, würde sich die Nachricht im selben Moment ausbreiten, in dem sie fort waren. Wie ein Pfeil würde der freie Ritter mit der Goldmünze in der Tasche nach Casterlystein fliegen. Wenn nicht er, dann ein anderer. Yoren würde die Geschichte gen Süden tragen. Der einfältige Sänger würde ein Lied daraus machen. Die Freys würden es ihrem Herrn melden, und allein die Götter wussten, was der tun würde. Lord Walder Frey mochte durch Eid an Schnellwasser gebunden sein, aber er war ein vorsichtiger Mann, der schon lange lebte, indem er stets dafür sorgte, dass er auf der Siegerseite stand. Zumindest würde er seine Vögel gen Süden nach Königsmund schicken, doch vielleicht wagte er auch weit mehr.
    Catelyn Stark verschenkte keine Zeit. »Wir müssen sofort aufbrechen. Wir werden frische Pferde brauchen und Proviant für unterwegs. Ihr Männer, seid versichert, dass euch der ewige Dank des Hauses Stark gewiss ist. Sollte sich einer von euch dazu entschließen, uns bei der Bewachung unserer Gefangenen zu helfen und sie sicher nach Winterfell zu bringen, so verspreche ich ihm eine ordentliche Belohnung.« Mehr war nicht nötig. Die Narren stürmten vor. Tyrion sah sich ihre Gesichter an. Ganz sicher sollten sie ihren Lohn bekommen, das schwor er sich, wenn auch vielleicht nicht ganz so, wie sie es sich vorstellten.
    Doch selbst noch, als man ihn nach draußen schaffte, die Pferde im Regen sattelte und seine Hände mit einem Stück Seil fesselte, verspürte Tyrion Lennister eigentlich noch keine Furcht. Sie würden ihn niemals bis nach Winterfell bringen, darauf wollte er wetten. Nach einem Tag schon wären ihnen Reiter auf den Fersen, Vögel würden sich in die Lüfte schwingen, und sicher würde sich einer der Flusslords bei seinem Vater lieb Kind machen wollen und zu Hilfe eilen. Tyrion gratulierte sich eben zu seiner Scharfsinnigkeit, als ihm jemand eine Kapuze über die Augen zog und ihn in einen Sattel hob.

    Im scharfen Galopp ging es durch den Regen, und es dauerte nicht lange, bis Tyrion Krämpfe in den Oberschenkeln bekam und sein Hinterteil vor Schmerzen brannte. Selbst nachdem sie das Wirtshaus weit hinter sich gelassen hatten und Catelyn Stark einen raschen Trab angeschlagen hatte, war es eine elende, unbequeme Reise über unebene Erde, was durch seine Blindheit noch verschlimmert wurde. Jedes Schwanken, jede Biegung drohte ihn vom Pferd zu werfen. Die Kapuze dämpfte die Geräusche, sodass er nicht verstehen konnte, was man um ihn herum sprach, und der Regen durchweichte den Stoff, der an seinem Gesicht klebte, bis selbst das Atmen zum Kampf wurde. Das Seil scheuerte seine Handgelenke wund und schien im Verlauf der Nacht immer enger zu werden. Gerade will ich mich mit gebratenem Geflügel an ein warmes Feuer setzen, da muss dieser jämmerliche Sänger den Mund aufmachen, dachte er traurig. Der jämmerliche Sänger war mit ihnen gekommen. »Daraus lässt sich ein großartiges Lied machen, und ich werde es sein, der es tut«, hatte er Catelyn Stark erklärt, als er seine Absicht verkündete, mit ihnen zu reiten, um zu sehen, wie das »glorreiche Abenteuer« ausginge. Tyrion fragte sich, ob der Junge das Abenteuer noch immer so »glorreich« finden würde, wenn die Reiter der Lennisters sie erst eingeholt hatten.
    Schließlich nahm der Regen ein Ende, und das Licht des frühen Morgens sickerte durch den nassen Stoff über seinen Augen, als Catelyn Stark den Befehl zum Absteigen gab. Grobe Hände zogen ihn von seinem

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