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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Pferd, befreiten seine Handgelenke und rissen ihm die Kapuze vom Kopf. Als er die schmale, steinige Straße sah, das Vorgebirge, das hoch und wild um sie aufragte, und die zerklüfteten, schneebedeckten Gipfel am fernen Horizont, verließ ihn alle Hoffnung noch im selben Augenblick. »Das ist die Bergstraße«, stöhnte er und sah Lady Stark vorwurfsvoll an. »Die östliche Straße. Ihr sagtet, Ihr wolltet nach Winterfell!«
    Catelyn Stark schenkte ihm den Anflug eines Lächelns. »Oft und laut«, gab sie ihm Recht. »Zweifellos werden Eure
Freunde dorthin reiten, wenn sie uns verfolgen. Ich wünsche ihnen eine gute Reise.«
    Noch lange, lange Tage danach erfüllte ihn die Erinnerung mit bitterem Zorn. Sein Leben lang hatte sich Tyrion seiner Gerissenheit gerühmt, der einzigen Gabe, welche die Götter ihm gegeben hatten, und doch hatte diese sieben Mal verdammte Wölfin Catelyn Stark ihn in jeder Hinsicht übertölpelt. Diese Erkenntnis war ihm ein größeres Ärgernis als der bloße Umstand seiner Entführung.
    Sie machten nur so lange Halt, wie es nötig war, die Pferde zu füttern und zu tränken, und schon waren sie wieder unterwegs. Diesmal ersparte man Tyrion die Kapuze. Nach der zweiten Nacht fesselten sie auch seine Hände nicht mehr, und als sie das Hochland erreicht hatten, machten sie sich kaum noch die Mühe, ihn überhaupt zu bewachen. Es schien, als fürchteten sie seine Flucht nicht. Und warum sollten sie auch? Hier oben war das Land rau und wild, und die kleine Bergstraße war kaum mehr als ein steiniger Pfad. Falls er fortliefe, wie weit konnte er kommen, allein und ohne Proviant? Den Schattenkatzen wäre er ein Leckerbissen, und die Stämme, die in den Bergfestungen wohnten, waren Räuber und Mörder, die sich nur dem Gesetz des Schwertes unterwarfen.
    Und dennoch trieb diese Stark sie gnadenlos an. Er wusste, welches Ziel sie hatte. Es war im selben Augenblick klar geworden, als man ihm die Kapuze vom Kopf zog. Diese Berge waren das Reich des Hauses Arryn, und die Witwe der verstorbenen Rechten Hand war eine Tully, Catelyn Starks Schwester … und keine Freundin der Lennisters. Tyrion hatte Lady Lysa während ihrer Jahre in Königsmund flüchtig kennen gelernt und sah der Erneuerung dieser Bekanntschaft nicht eben freudig entgegen.
    Seine Häscher drängten sich um einen Bach, ein kurzes Stück die Straße hinauf. Die Pferde hatten ihren Durst mit eisig kaltem Wasser gelöscht und kauten an braunen Grasbüscheln herum, die aus Felsspalten wuchsen. Jyck und Morrec
kauerten beieinander, kläglich und trübsinnig. Mohor ragte über ihnen auf, stützte sich auf seinen Speer und trug eine runde Eisenhaube, mit der er aussah, als hätte er eine Schüssel auf dem Kopf. Nicht weit davon saß Marillion, der Sänger, ölte seine Holzharfe und klagte darüber, was die Feuchtigkeit seinen Saiten antat.
    »Wir bräuchten eine Rast«, sagte der unbedeutende Ritter Ser Willis Wode gerade zu Catelyn Stark, als Tyrion sich ihnen näherte. Er war einer von Lady Whents Mannen, halsstarrig und unerschütterlich, und der Erste, der sich im Wirtshaus erhoben hatte, um Catelyn Stark beizustehen.
    »Ser Willis spricht Wahres aus, Mylady«, sagte Ser Rodrik. »Das ist schon das dritte Pferd, das wir verloren haben …«
    »Wir werden mehr als nur Pferde verlieren, wenn uns die Lennisters einholen«, erinnerte sie ihn. Ihr Gesicht war vom scharfen Wind gerötet und ausgezehrt, doch hatte es nichts von seiner Entschlossenheit eingebüßt.
    »Die Chancen dafür stehen schlecht«, warf Tyrion ein.
    »Die Lady hat dich nicht nach deiner Meinung gefragt«, fuhr Kurleket ihn an, ein großer, dicker Esel mit kurzgeschorenem Haar und einem Schweinsgesicht. Er gehörte zu den Brackens und stand im Dienste von Lord Jonos. Tyrion hatte sich besondere Mühe gegeben, sich alle Namen einzuprägen, damit er ihnen später für ihre zartfühlende Behandlung danken konnte. Ein Lennister beglich stets seine Rechnungen. Das würde Kurleket eines Tages erfahren, wie auch seine Freunde Lharys und Mohor und der gute Ser Willis und die Söldner Bronn und Chiggen. Eine besonders harsche Lektion plante er für Marillion, jenen mit der Holzharfe und dem lieblichen Tenor, der sich so mannhaft mühte, Gnom auf Hohn und Flötenton zu reimen, damit er ein Lied über seine Entrüstung schreiben konnte.
    »Lasst ihn sprechen«, befahl Lady Stark.
    Tyrion Lennister setzte sich auf einen Stein. »Mittlerweile dürften unsere Verfolger über die Eng jagen

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