Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
Vom Netzwerk:
getötet?«, hatte Tyrion gesagt wie ein Narr.
    Es wäre ein sehr guter Moment gewesen, um den Mund zu halten und in der Verbeugung zu verharren. Das sah er nun ein. Bei allen sieben Höllen, er hatte es auch da schon gewusst. Die Hohe Halle der Arryns war lang, schmucklos und derart abstoßend kalt mit diesen Mauern aus blauädrigem, weißem Marmor, doch die Gesichter um ihn waren noch wesentlich kälter gewesen. Die Macht von Casterlystein war hier in weiter Ferne, und es gab keine Freunde der Lennisters im Grünen Tal von Arryn. Unterwürfigkeit und Schweigen wären seine beste Verteidigung gewesen.
    Doch für Vernunft war Tyrion zu übellaunig gewesen. Zu seiner Schande hatte er auf der letzten Etappe ihres Aufstiegs zur Hohenehr, der den ganzen Tag in Anspruch nahm, versagt, da seine verkümmerten Beine unterwegs aufgaben. Bronn hatte ihn den Rest des Weges getragen, und die Erniedrigung hatte Öl in die Flammen seines Zornes gegossen. »Ich muss ja ein eifriger, kleiner Kerl sein«, hatte er mit bitterem
Sarkasmus gesagt. »Ich frage mich, wann ich die Zeit hatte, all diese Morde zu begehen.«
    Er hätte bedenken sollen, mit wem er es zu tun hatte. Lysa Arryn und ihr halbirrer Schwächling von einem Sohn waren bei Hofe nicht eben für ihre Liebe zum Scherzen bekannt gewesen, besonders nicht, wenn diese sich gegen sie selbst richteten.
    »Gnom«, hatte Lysa kalt geantwortet, »Ihr werdet Eure spöttische Zunge hüten und höflich zu meinem Sohn sprechen oder ich verspreche Euch, dass Ihr es bereuen werdet. Erinnert Euch, wo Ihr seid. Hier ist Hohenehr, und das sind die Ritter aus dem Grünen Tal, die Ihr um Euch stehen seht, ehrliche Männer, die Jon Arryn liebten. Jeder Einzelne von ihnen würde für mich sterben.«
    »Lady Arryn, sollte mir etwas geschehen, würde mein Bruder Jaime mit Freude erwarten, was sie tun.« Schon als er die Worte ausgespuckt hatte, war ihm bewusst gewesen, dass sie eine Dummheit waren.
    »Könnt Ihr fliegen, Mylord von Lennister?«, hatte Lady Lysa gefragt. »Haben Zwerge Flügel? Falls nicht, solltet Ihr klug genug sein, die nächste Drohung, die Euch in den Sinn kommt, herunterzuschlucken.«
    »Ich habe keine Drohung ausgesprochen«, hatte Tyrion geantwortet. »Das war ein Versprechen.«
    Der kleine Lord Robert war aufgesprungen, derart beunruhigt, dass er seine Puppe hatte fallen lassen. »Ihr könnt uns nichts tun«, hatte er geschrien. »Keiner kann uns hier was tun. Sag es ihm, Mutter, sag, dass uns hier keiner was tun kann.« Der Junge hatte zu zucken begonnen.
    »Die Ehr ist uneinnehmbar«, hatte Lysa Arryn ihm gelassen erklärt, ihren Sohn nah an sich herangezogen und ihn in ihren fleischigen, weißen Armen gehalten. »Der Gnom versucht, uns Angst zu machen, mein kleiner Liebling. Die Lennisters sind allesamt Lügner. Niemand wird uns etwas tun, mein süßer Junge.«
    Teufel noch eins, damit hatte sie ohne Zweifel Recht. Nachdem
er gesehen hatte, welchen Weg man nehmen musste, konnte sich Tyrion gut vorstellen, wie es einem Ritter erginge, der versuchte, sich in seiner Rüstung den Weg freizukämpfen, während es von oben Steine und Pfeile regnete und sich ihm bei jedem Schritt ein neuer Feind entgegenstellte. Albtraum beschrieb es nicht mal im Ansatz. Kein Wunder, dass Hohenehr niemals eingenommen worden war.
    Dennoch hatte sich Tyrion nicht zum Schweigen bringen können. »Nicht uneinnehmbar«, hatte er gefrotzelt, »nur unbequem einzunehmen.«
    Der junge Robert hatte mit zitternder Hand auf ihn gezeigt. »Ihr seid ein Lügner . Mutter, ich will ihn fliegen sehen.« Zwei Gardisten in himmelblauen Umhängen hatten Tyrion bei den Armen gepackt und ihn vom Boden aufgehoben.
    Allein die Götter wussten, was man mit ihm gemacht hätte, wäre da nicht Catelyn Stark gewesen. »Schwester«, hatte sie von unterhalb der beiden Throne aus gerufen, »ich bitte dich, zu bedenken, dass dieser Mann mein Gefangener ist. Ich will nicht, dass ihm etwas geschieht.«
    Einen Moment lang hatte ihre Schwester sie kühl angesehen, dann war sie aufgestanden und majestätisch zu ihm herabgeschritten, wobei sie ihre langen Röcke hinter sich hergezogen hatte. Einen Augenblick lang hatte er gefürchtet, dass sie ihn schlagen würde, doch stattdessen hatte sie Befehl gegeben, ihn loszulassen. Ihre Männer hatten ihn zu Boden gestoßen, seine Beine hatten unter ihm nachgegeben, und Tyrion war gestürzt.
    Er musste wirklich sehenswert gewesen sein, als er darum kämpfte, wieder auf die Beine zu kommen,

Weitere Kostenlose Bücher