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Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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kam das Geräusch nicht von draußen. Bran spürte, wie sich die Haare auf seinen Armen aufstellten. Es ist hier drinnen, hier bei uns, und es wird lauter. Er stemmte sich auf die Ellenbogen hoch und lauschte. Der Wind wehte, und die Blätter raschelten ebenfalls, doch das war etwas anderes. Schritte. Jemand kam auf sie zu. Etwas kam auf sie zu.
    Die Wächter waren es nicht, so viel war ihm klar. Die Wächter verließen niemals die Mauer. Dennoch mochte es noch andere Gespenster in der Nachtfeste geben, vielleicht sogar noch schrecklichere. Er erinnerte sich an das, was ihm die Alte Nan über die Irre Axt erzählt hatte, wie er sich die Stiefel ausgezogen hatte und barfuß im Dunkeln durch die Hallen geschlichen war, wobei er keinen Laut machte, und so hatte man nie gewusst, wo er war, nur das Blut, das von seiner Axt und seinen Ellenbogen und seinem roten nassen Bart tropfte, zeigte, dass er da war. Oder vielleicht war es überhaupt nicht die Irre
Axt, vielleicht war es das Ding, das in der Nacht kam. Die Lehrjungen hatten es alle gesehen, sagte die Alte Nan, doch danach hatte jeder dem Lord Kommandanten eine andere Beschreibung geliefert. Drei sind innerhalb eines Jahres gestorben, und der vierte wurde wahnsinnig, und hundert Jahre später, als das Ding wiederkehrte, konnte man die Lehrjungen sehen, wie sie ihm in Ketten hinterherschlurften.
    Natürlich war das nur eine Geschichte. Er machte sich bloß selbst Angst. Es gab kein Ding, das in der Nacht kam, Maester Luwin hatte es ihm erklärt. Wenn es ein solches Wesen gegeben hatte, war es inzwischen längst aus dieser Welt verschwunden, so wie die Riesen und die Drachen. Da ist nichts, dachte Bran.
    Aber die Geräusche waren inzwischen lauter geworden.
    Es kommt aus dem Brunnen, erkannte er. Das machte ihm nur noch mehr Angst. Etwas näherte sich von unter der Erde, aus der Dunkelheit. Hodor hat es aufgeweckt. Er hat es mit seinem blöden Stein geweckt, und jetzt steigt es nach oben. Bei Hodors Schnarchen und dem Klopfen seines eigenen Herzens konnte er kaum etwas hören. Klang das nicht wie Blut, das von einer Axt tropft? Oder war es das leise, ferne Rasseln geisterhafter Ketten? Bran lauschte angestrengt. Schritte. Ganz bestimmt waren es Schritte, und mit jeder Stufe wurden sie ein bisschen lauter. Allerdings vermochte er nicht zu unterscheiden, wie viele Personen es waren. Im Brunnen hallte es zu sehr. Außerdem hörte er kein Tropfen und auch keine Ketten, sondern da war noch etwas anderes – ein hohes dünnes Wimmern, wie von jemandem, der Schmerzen hatte, und schweres, gedämpftes Atmen. Doch die Schritte waren am lautesten. Die Schritte kamen näher.
    Bran hatte zu große Angst, um zu schreien. Das Feuer war bis auf ein wenig Glut heruntergebrannt, und seine Freunde schliefen. Beinahe wäre er aus seinem Leib in den seines Wolfes geschlüpft, aber Sommer war möglicherweise meilenweit entfernt. Außerdem konnte er seine Freunde hier nicht mit dem,
was auch immer aus diesem Brunnen heraufkroch, hilflos im Dunkeln allein lassen. Ich habe sie davor gewarnt hierherzukommen, dachte er kläglich. Ich habe ihnen gesagt, dass es Gespenster in der Nachtfeste gibt. Ich habe ihnen gesagt, dass wir zur Schwarzen Festung gehen sollten.
    Die Schritte klangen schwer, langsam und müde schlurften sie über die Steine. Es muss riesig sein. Die Irre Axt war in den Geschichten der Alten Nan ein großer Mann gewesen, und das Ding, das in der Nacht kam, sogar gigantisch. Damals in Winterfell hatte Sansa ihn damit getröstet, dass die Dämonen der Nacht ihm nichts tun könnten, wenn er sich unter seiner Decke versteckte. Fast hätte er genau das getan, ehe er sich daran erinnerte, dass er ein Prinz war und zudem beinahe schon erwachsen.
    Bran rutschte über den Boden und zog seine toten Beine hinter sich her, bis er mit ausgestreckter Hand Meeras Fuß erreichen konnte. Sie erwachte sofort. Nie hatte er jemanden gekannt, der so schnell aufwachte wie Meera Reet oder der so schnell hellwach war. Bran legte den Zeigefinger auf den Mund, damit sie wusste, dass sie still sein sollte. Sofort hörte auch sie das Geräusch, das sah er an ihrer Miene, die hallenden Schritte, das schwache Wimmern, das schwere Atmen.
    Wortlos erhob Meera sich und griff nach ihren Waffen. Mit dem dreizackigen Froschspeer in der Rechten und dem Netz in der Linken schlich sie barfuß auf den Brunnen zu. Jojen schlief weiter und merkte nichts, während Hodor im Schlaf etwas murmelte und ruhelos um sich trat.

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