Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Kleidung zerrten. Er lachte und brüllte unanständige Witze, allerdings konnte Catelyn sie wegen der lauten Musik nicht verstehen. Den Großjon jedoch hörte sie. »Überlasst diese kleine Braut mir!«, brüllte er, drängte die anderen Männer zur Seite und warf sich Roslin über die Schulter. »Schaut euch mal dieses kleine Ding an! Da ist ja überhaupt kein Fleisch dran!«
Das Mädchen tat Catelyn leid. Die meisten Bräute versuchten, die Spötteleien zu erwidern oder zumindest so zu tun, als fänden sie das Ganze lustig, doch Roslin war stocksteif vor Furcht und klammerte sich am Großjon fest, als fürchte sie, er könne sie fallen lassen. Weinen tut sie auch, erkannte Catelyn, während sie zusah, wie Ser Marq Peiper der Braut einen Schuh auszog. Hoffentlich geht Edmure sanft mit dem armen Kind um. Auf der Empore wurde noch immer fröhliche, freizügige Musik gespielt, gerade zog die Königin ihr Kleid aus und der König sein Gewand.
Sie wusste, dass sie sich eigentlich hätte zu den Frauen um ihren Bruder gesellen sollen, doch sie hätte allen nur den Spaß verdorben. Deftige Witze waren das Letzte, wonach ihr jetzt der Sinn stand. Edmure würde ihr ihre Abwesenheit vergeben, daran zweifelte sie nicht, war es doch viel schöner, von einer Gruppe lustiger, lachender Freys entkleidet und gebettet zu werden als von einer grämlichen, trauernden Schwester.
Während Mann und Maid aus der Halle getragen wurden und eine Spur von Kleidungsstücken hinter sich zurückließen, sah Catelyn, dass Robb ebenfalls sitzen geblieben war. Walder Frey war empfindlich genug, darin eine Beleidigung seiner Tochter zu sehen. Er sollte sich an Roslins Betten beteiligen, aber steht es mir zu, ihm das zu sagen? Angespannt saß sie da, bis
sie noch andere bemerkte, die geblieben waren. Petyr Pickel und Ser Walen Frey schliefen mit den Köpfen auf den Tischen. Merrett Frey schenkte sich gerade einen weiteren Becher Wein ein, derweil Glöckchen herumschlich und sich Häppchen von den Tellern auf den Tischen stibitzte. Und natürlich war Lord Walder viel zu gebrechlich, um seinen Platz ohne Hilfe zu verlassen. Trotzdem wird er von Robb erwarten, dass er sich am Betten beteiligt. Sie konnte den alten Mann beinahe fragen hören, warum Seine Gnaden die Braut, seine Tochter, nicht nackt sehen wollte. Die Trommeln dröhnten wieder, dröhnten und dröhnten und dröhnten.
Derya Mormont, die neben Catelyn die einzige Frau in der Halle zu sein schien, trat von hinten an Edwyn Frey heran, berührte ihn leicht am Arm und sagte ihm etwas in Ohr. Edwyn machte sich unangemessen heftig los. »Nein«, sagte er zu laut, »fürs Erste habe ich genug getanzt.« Derya erbleichte und wandte sich ab. Catelyn erhob sich langsam. Was geht da vor? Zweifel erfüllten ihr Herz, wo sie einen Augenblick zuvor nur Erschöpfung gespürt hatte. Es ist nichts, versuchte sie sich zu beruhigen, du siehst schon Grumkins im Holzstapel, du bist eine dumme alte Frau geworden, die vor Gram und Furcht krank ist. Irgendetwas schien sich dennoch auf ihrer Miene abgezeichnet zu haben. Sogar Ser Wendel Manderly fiel es auf. »Stimmt etwas nicht?«, fragte er, eine Lammkeule in den Händen.
Sie antwortete ihm nicht. Stattdessen ging sie zu Edwyn Frey hinüber. Die Musikanten auf der Empore hatten König und Königin endlich bis auf die Haut ausgezogen. Fast übergangslos begannen sie mit einem anderen Lied. Niemand sang dazu, doch Catelyn erkannte »Der Regen von Castamaer« sofort, als sie die Melodie hörte. Edwyn eilte auf eine Tür zu. Sie folgte ihm hastig, angetrieben von der Musik. Sechs rasche Schritte, dann hatte sie ihn erreicht. Wer seid Ihr, rief der stolze Lord, dass ich mich soll verbeugen? Sie packte Edwyn am Arm, wollte ihn zu sich herumziehen, und es überlief sie kalt, als sie unter dem Seidenärmel Eisenringe fühlte.
Catelyn schlug ihm so hart ins Gesicht, dass seine Lippe aufsprang. Olyvar, dachte sie, und Perwyn, Alesander. Sie alle sind nicht hier. Und Roslin hat geweint …
Edwyn Frey stieß sie zur Seite. Die Musik übertönte alle anderen Geräusche und hallte von den Wänden wider, als spielten die Steine selbst. Robb warf Edwyn einen wütenden Blick zu, wollte sich ihm in den Weg stellen … und taumelte plötzlich, während ein Armbrustbolzen aus seiner Seite ragte, genau unter der Schulter. Falls er schrie, wurde der Laut von den Dudelsäcken und Hörnern und Fiedeln verschluckt. Catelyn sah, wie sich ihm ein zweiter Bolzen ins Bein bohrte, sah,
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