Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)
losgeschickt, um in seinem Namen mit Weißwasserhafen zu verhandeln. Manderly hat den Kerl in eine Zelle geworfen. Er fragt uns, was er mit ihm machen soll.«
»Er soll ihn herschicken, damit wir ihn befragen können«, schlug Lord Sonnwetter vor. »Der Mann weiß vielleicht eine Menge, das für uns von Wert sein könnte.«
»Lasst ihn sterben«, meinte Qyburn. »Sein Tod wäre eine Lektion für den Norden, damit man dort weiß, wie mit Verrätern verfahren wird.«
»Das sehe ich allerdings genauso«, stimmte die Königin zu. »Ich habe Lord Manderly angewiesen, ihm unverzüglich den Kopf abzuschlagen. Damit dürfte jede Möglichkeit ausgeräumt sein, dass Weißwasserhafen Stannis unterstützt.«
»Stannis wird eine neue Hand brauchen«, merkte Auran Wasser kichernd an. »Vielleicht den Rübenritter.«
»Den Rübenritter?«, fragte Ser Harys verwirrt. »Wer ist dieser Mann? Ich habe noch nie von ihm gehört.«
Wasser antwortete nicht, sondern verdrehte nur die Augen.
»Und falls sich Lord Manderly weigert?«, wollte Sonnwetter wissen.
»Das wird er nicht wagen. Der Kopf des Zwiebelritters ist die Münze, mit der er das Leben seines Sohns kauft.« Cersei lächelte. »Der fette alte Narr mag den Starks auf seine Weise treu gewesen sein, doch nachdem die Wölfe von Winterfell ausgelöscht sind …«
»Euer Gnaden hat Lady Sansa vergessen«, warf Pycelle ein.
Die Königin fuhr auf. »Diese kleine Wölfin habe ich ganz bestimmt nicht vergessen.« Sie weigerte sich, den Namen des Mädchens auszusprechen. »Ich hätte sie in die Schwarzen Zellen werfen sollen, als Tochter eines Verräters, doch stattdessen habe ich sie in meinem eigenen Haus aufgenommen. Sie hat Haus und Herd mit mir geteilt und mit meinen Kindern
gespielt. Ich habe sie genährt, gekleidet und versucht, diesem dummen Menschenkind ein wenig Wissen über die Welt zu vermitteln, und wie hat sie mir diese Güte gedankt? Sie hat geholfen, meinen Sohn zu ermorden. Wenn wir den Gnom finden, finden wir auch Lady Sansa. Sie ist nicht tot … aber ehe ich mit ihr fertig bin, das verspreche ich Euch, wird sie Gebete zum Fremden schicken und ihn um seinen Kuss anflehen.«
Darauf folgte betretenes Schweigen. Haben sie ihre Zungen verschluckt?, dachte Cersei gereizt. Sie begann sich zu fragen, warum sie sich überhaupt mit einem Rat abgab.
»In jedem Fall«, fuhr die Königin fort, »ist Lord Eddards jüngere Tochter bei Lord Bolton, und er wird sie mit seinem Sohn Ramsay vermählen, sobald Maidengraben gefallen ist.« Solange das Mädchen seine Rolle spielte, um ihren Anspruch auf Winterfell zu untermauern, würde sich keiner der Boltons viel darum scheren, dass es eigentlich der Spross eines Haushofmeisters war, der lediglich von Kleinfinger herausgeputzt worden war. »Wenn der Norden eine Stark braucht, geben wir ihm eine.« Sie ließ sich von Lord Sonnwetter den Becher neu füllen. »Auf der Mauer hat sich indes ein weiteres Problem ergeben. Die Brüder der Nachtwache haben den Verstand verloren und Ned Starks Bastard zu ihrem Lord Kommandanten gewählt.«
»Schnee heißt der Junge«, sagte Pycelle, was wenig dienlich war.
»Ich habe ihn einmal kurz in Winterfell gesehen«, sagte die Königin, »obwohl die Starks ihr Bestes getan haben, um ihn zu verstecken. Er sieht seinem Vater sehr ähnlich.« Die unehelichen Kinder ihres Gemahls sahen ihrem Vater ebenfalls sehr ähnlich, allerdings hatte Robert wenigstens die Schicklichkeit besessen, sie ihr nicht unter die Augen kommen zu lassen. Einmal, nach dieser leidigen Sache mit der Katze, hatte er herumgelärmt, dass er irgendeine uneheliche Tochter an den Hof holen wolle. »Tut, was Ihr wollt«, hatte sie zu ihm gesagt, »aber
Ihr könntet herausfinden, dass die Stadt kein gesunder Ort für ein heranwachsendes Mädchen ist.« Der Bluterguss, den sie sich damit eingehandelt hatte, war nur schwer vor Jaime zu verbergen gewesen, doch sie hatte nichts mehr von dem Bastardmädchen gehört. Catelyn Tully war eine Maus, sonst hätte sie diesen Jon Schnee noch in der Wiege erstickt. Stattdessen hat sie mir die Drecksarbeit hinterlassen. »Schnee teilt ebenfalls Lord Eddards Vorliebe für Verrat«, sagte sie. »Der Vater wollte Stannis das Reich übergeben. Der Sohn überlässt ihm Ländereien und Burgen.«
»Der Nachtwache ist es verboten, in einem Krieg innerhalb der Sieben Königslande Partei zu ergreifen«, erinnerte Pycelle die Anwesenden. »Seit Tausenden von Jahren sind die Schwarzen Brüder dieser Tradition
Weitere Kostenlose Bücher