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Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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man ihn nicht gelehrt.
    Er suchte noch immer nach Worten, als wieder eine Orange mit lautem Klatschen direkt neben dem Fürsten auf den Boden fiel. Doran zuckte bei dem Geräusch zusammen, als habe es ihn irgendwie verletzt. »Genug«, seufzte er. »Es ist genug. Lasst mich allein, Areo. Lasst mich noch ein paar Stunden den Kindern zuschauen.«
    Bei Sonnenuntergang kühlte sich die Luft ab, und die Kinder gingen zum Abendmahl hinein, doch der Fürst verharrte unter seinen Orangenbäumen und betrachtete die stillen Becken und das Meer dahinter. Ein Diener brachte ihm eine Schale mit purpurroten Oliven, Fladenbrot, Käse und Kichererbsenbrei. Davon aß der Fürst ein wenig und trank einen Becher des süßen, schweren Starkweins, den er so gern mochte. Als der Becher geleert war, füllte er ihn nach. Irgendwann in den tiefschwarzen Stunden des Morgens suchte ihn der Schlaf in seinem Stuhl heim. Erst dann rollte der Hauptmann ihn die mondbeschienene Galerie entlang, vorbei an kannelierten Säulen und durch einen eleganten Bogengang, zu einem großen Bett mit frischen, kühlen Leinenlaken in einem Zimmer am
Meer. Doran stöhnte, als der Hauptmann ihn umbettete, doch die Götter meinten es gut mit ihm, und der Fürst wachte nicht auf.
    Die Schlafzelle des Hauptmanns grenzte an die Gemächer des Fürsten. Hotah ließ sich auf dem schmalen Bett nieder, holte Wetzstein und Öltuch aus ihrer Nische und machte sich an die Arbeit. Halte deine Langaxt scharf, hatten ihm die Bärtigen Priester an dem Tag gesagt, an dem sie ihm das Zeichen einbrannten. Das hatte er stets befolgt.
    Während er die Axt wetzte, dachte er an Norvos, an die Oberstadt auf dem Hügel und die Unterstadt am Fluss. Er erinnerte sich noch immer an den Klang der drei Glocken, an das tiefe Läuten von Noom, das durch Mark und Bein ging, an die stolze, kräftige Stimme von Narrah und das silbrig süße Lachen von Nyel. Er konnte den Winterkuchen wieder schmecken, den Ingwer, die Pinienkerne und die Kirschen, dazu Nahsa zum Hinunterspülen, die fermentierte Ziegenmilch, die mit Honig gesüßt in einem Metallbecher gereicht wurde. Seine Mutter sah er vor sich, in ihrem Kleid mit dem Kragen aus Eichhörnchenfell, das sie nur einmal im Jahr trug, wenn sich die Familie anschaute, wie die Bären die Sündertreppe hinuntertanzten. Und er roch den Gestank verbrannter Haare, als der Bärtige Priester ihm das Brandmal in die Mitte der Brust setzte. Bei dem heftigen Schmerz hatte er geglaubt, sein Herz würde aussetzen, trotzdem hatte Areo Hotah nicht mit der Wimper gezuckt. Über der Axt war das Haar niemals nachgewachsen.
    Erst als beide Schneiden so scharf waren, dass man sich damit hätte rasieren können, legte der Hauptmann sein Weib aus Eberesche und Eisen aufs Bett. Gähnend zog er seine schmutzige Kleidung aus, warf sie zu Boden und streckte sich auf der Strohmatratze aus. Wenn er an das Brandzeichen dachte, begann es zu jucken, und er musste sich kratzen, ehe er die Augen schloss. Ich hätte die heruntergefallenen Orangen einsammeln sollen, dachte er und fiel in Schlaf, derweil er von dem säuerlich
süßen Geschmack träumte und davon, wie klebrig sich der rote Saft an den Fingern anfühlte.
    Zu bald stellte sich die Dämmerung ein. Vor den Stallungen stand die kleinste Pferdesänfte mit drei Tieren bereit, die aus Zedernholz mit dem roten Seidenbehang. Der Hauptmann wählte als Begleitung zwanzig Speere von den dreißig aus, die in den Wassergärten postiert waren; die Übrigen blieben und wachten über Gelände und die Kinder, von denen einige Söhne und Töchter großer Lords und reicher Kaufleute waren.
    Obwohl der Fürst davon gesprochen hatte, beim ersten Tageslicht aufzubrechen, wusste Areo Hotah, dass er trödeln würde. Der Maester half Doran Martell beim Bad und verband ihm die geschwollenen Gelenke mit Leinen, welches in lindernde Tinkturen getaucht war, während der Hauptmann ein Schuppenhemd aus Kupfer anlegte, wie es seinem Rang gebührte, und darüber einen wallenden Mantel aus grau-gelber Sandseide, damit die Sonne nicht auf das Kupfer brannte. Es versprach, ein heißer Tag zu werden, und der Hauptmann hatte sich schon vor langer Zeit von dem schweren Pferdehaarumhang und dem nietenbeschlagenen Lederpanzer verabschiedet, die er in Norvos getragen hatte, denn in Dorne wurde man darunter gekocht. Den eisernen Halbhelm mit dem Scheitel aus spitzen Stacheln hatte er behalten, doch jetzt trug er ihn in orange Seide gehüllt, wobei er den Stoff um die

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