Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)
befehlt, Mylady.«
Zorn blitzte über Goldys Gesicht. »Nennt mich nicht so. Ich bin eine Mutter, keine Lady. Ich bin Crasters Weib und Crasters Tochter und eine Mutter. «
Der Schwermütige Edd hielt den Säugling, während Goldy auf den Karren stieg und ihre Beine mit einem muffigen Pelz zudeckte. Inzwischen war der Himmel im Osten mehr grau als schwarz. Der Linkshändige Leo wollte unbedingt endlich aufbrechen. Edd reichte das Kind hinauf, und Goldy legte es sich an die Brust. Vielleicht sehe ich die Schwarze Festung zum letzten Mal, dachte Sam, während er sich auf seine Stute schwang. So
sehr er die Schwarze Festung einst gehasst hatte, jetzt zerriss es ihn fast, von hier fortzugehen.
»Also dann«, befahl Bulwer. Eine Peitsche knallte, und die Karren rumpelten langsam durch die Furchen der Straße, während um sie herum der Schnee niederging. Sam verweilte bei Klydas und dem Schwermütigen Edd und Jon Schnee. »Also«, sagte er, »lebt wohl.«
»Du auch, Sam«, sagte der Schwermütige Edd. »Das Boot wird schon nicht untergehen, ganz bestimmt. Boote gehen nur unter, wenn ich an Bord bin.«
Jon schaute den Karren nach. »Als ich Goldy das erste Mal gesehen habe«, sagte er, »saß sie in Crasters Bergfried, dieses magere Mädchen mit dem dunklen Haar und seinem dicken Bauch, und drückte sich aus Angst vor Geist mit dem Rücken an die Wand. Er war zwischen ihre Kaninchen geraten, und ich glaube, sie hatte Angst, er würde ihr den Leib aufreißen und den Säugling verschlingen … Aber sie hätte sich nicht vor dem Wolf fürchten müssen, nicht wahr?«
Nein, dachte Sam. Craster war die Gefahr, ihr eigener Vater.
»Sie hat mehr Mut, als sie ahnt.«
»Das gilt auch für dich, Sam. Ich wünsche dir eine schnelle, sichere Reise, und pass gut auf sie und Aemon und das Kind auf.« Jon lächelte sonderbar und traurig. »Und setz deine Kapuze auf. Die Schneeflocken schmelzen in deinem Haar.«
ARYA
Fern und schwach brannte das Licht, tief am Horizont leuchtete es durch den Meeresdunst.
»Es sieht aus wie ein Stern«, sagte Arya.
»Der Stern der Heimat«, erwiderte Denyo.
Sein Vater erteilte Befehle. Seeleute kletterten die drei hohen Masten hinauf und herunter, huschten am Takelwerk entlang und refften die schweren violetten Segel. Unten zogen und zerrten die Ruderer auf zwei großen Bänken mit aller Kraft an ihren Riemen. Das Deck neigte sich knarrend, als die Galeasse Tochter des Titanen nach Steuerbord krängte und langsam herumkam.
Der Stern der Heimat. Arya stand am Bug, eine Hand ruhte auf der vergoldeten Galionsfigur, einer Jungfrau mit einer Schale voller Früchte. Einen halben Herzschlag lang erlaubte sie sich, so zu tun, als läge ihre Heimat vor ihr.
Aber das war dumm . Ihre Heimat war dahin, ihre Eltern waren tot, und ihre Brüder hatte man erschlagen, alle außer Jon Schnee auf der Mauer. Dorthin hatte sie eigentlich gewollt. Das hatte sie dem Kapitän gesagt , doch selbst die eiserne Münze hatte nicht vermocht, ihn umzustimmen. Arya schien niemals dorthin zu gelangen, wohin sie sich auf den Weg gemacht hatte. Yoren hatte geschworen, sie in Winterfell abzuliefern, nur war sie stattdessen in Harrenhal gelandet und Yoren im Grab. Als sie von Harrenhal nach Schnellwasser geflohen war, hatten Zit und Anguy und Tom Sieben sie gefangen genommen und sie zum Hohlen Hügel geschleppt. Dann hatte der Bluthund sie entführt und zu den Zwillingen mitgenommen. Arya hatte
ihn sterbend am Fluss liegen lassen und war nach Salzpfann weitergezogen, wo sie eine Überfahrt nach Ostwacht an der See zu finden hoffte, nur …
Braavos könnte gar nicht so schlecht sein. Syrio stammte aus Braavos, und Jaqen ist möglicherweise auch dort. Jaqen hatte ihr die eiserne Münze geschenkt. Er war eigentlich kein richtiger Freund gewesen, nicht so wie Syrio, aber was hatten Freunde ihr je eingebracht? Ich brauche keine Freunde, solange ich Nadel habe. Sie strich mit dem Daumenballen über den glatten Knauf des Schwertes und wünschte sich, wünschte sich …
Ehrlich gesagt hatte Arya keine Ahnung, was sie sich wünschen sollte, nicht mehr, als sie wusste, was sie unter diesem fernen Licht erwartete. Der Kapitän hatte ihr die Überfahrt gewährt, jedoch keine Zeit gehabt, sich mit ihr zu unterhalten. Ein paar Mitglieder der Mannschaft mieden sie, andere machten ihr Geschenke – eine Silbergabel, fingerlose Handschuhe, einen Schlapphut aus Wolle mit Lederflicken. Ein Mann zeigte ihr, wie man Seemannsknoten band. Ein
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