Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)
hat, Onkel. Und auch ich muss mich jetzt auf Euch verlassen können.«
»Du brauchst eine Hand«, sagte er, »und Jaime hat abgelehnt.«
Er spricht frei heraus. Also gut. »Jaime … Ich habe mich bei Vaters Tod so verloren gefühlt, dass ich kaum wusste, was ich sagte. Jaime ist tapfer, aber auch ein wenig töricht, wenn wir ehrlich sind. Tommen braucht einen erfahreneren Mann. Einen älteren …«
»Maes Tyrell ist älter.«
Ihre Nasenflügel bebten. »Niemals.« Cersei strich sich eine Locke aus der Stirn. »Die Tyrells treiben es zu weit.«
»Du wärst eine Närrin, wenn du Maes Tyrell zu deiner Hand ernennst«, räumte Ser Kevan ein, »aber eine noch größere, wenn du ihn dir zum Feind machst. Ich habe gehört, was in der Halle der Lampen vorgefallen ist. Maes hätte es besser wissen sollen, als eine solche Angelegenheit in der Öffentlichkeit anzusprechen, aber trotzdem war es unklug, ihn vor dem halben Hof zu beschämen.«
»Besser das, als einen weiteren Tyrell im Rat ertragen zu müssen.« Sein Tadel ärgerte sie. »Rosby wird einen passablen Meister der Münze abgeben. Ihr habt seine Sänfte gesehen, mit den Schnitzarbeiten und Seidenvorhängen. Seine Pferde tragen besseres Zeug als die meisten Ritter. Ein Mann, der so reich ist, sollte keine Probleme haben, Gold aufzutreiben. Was die neue Hand angeht … wer wäre besser geeignet, das Werk meines Vaters zu vollenden, als der Bruder, der in all seine Entscheidungen eingeweiht war?«
»Jeder Mann braucht jemanden, dem er vertrauen kann. Tywin hatte mich und früher deine Mutter.«
»Er hat sie sehr geliebt.« Cersei weigerte sich, an die tote Hure in seinem Bett zu denken. »Ich weiß, dass sie jetzt vereint sind.«
»Dafür bete ich.« Ser Kevan sah ihr einen Moment lang
ins Gesicht, ehe er antwortete: »Du verlangst zu viel von mir, Cersei.«
»Nicht mehr als Vater.«
»Ich bin müde.« Ihr Onkel langte nach seinem Weinkelch und trank einen Schluck. »Ich habe eine Frau, die ich seit zwei Jahren nicht gesehen habe, einen toten Sohn, um den ich trauere, einen zweiten Sohn, den ich vermählen und zu einem Lord machen muss. Burg Darry muss wieder befestigt werden, die Ländereien müssen beschützt, die verbrannten Felder gepflügt und neu bestellt werden. Lancel braucht meine Hilfe.«
»Tommen ebenfalls.« Cersei hatte nicht erwartet, dass sie Kevan würde zureden müssen. Bei Vater hat er sich nie geziert. »Das Reich braucht Euch.«
»Das Reich. Ja. Und das Haus Lennister.« Er nippte abermals an seinem Wein. »Sehr wohl. Ich bleibe und diene Seiner Gnaden …«
»Sehr gut«, wollte sie sagen, doch Ser Kevan hob die Stimme und übertönte sie.
»… wenn du mich nicht nur zur Hand, sondern auch zum Regenten ernennst und dich nach Casterlystein zurückziehst.«
Einen halben Herzschlag lang starrte Cersei ihn fassungslos an. » Ich bin die Regentin«, erinnerte sie ihn.
»Du warst es. Tywin hegte nicht die Absicht, dir diese Rolle weiterhin zu lassen. Er hat mir von seinen Plänen erzählt, dich zum Stein zurückzuschicken und einen neuen Gemahl für dich zu finden.«
Cersei spürte, wie der Zorn in ihr aufstieg. »Davon hat er gesprochen, ja. Und ich habe ihm gesagt, es sei nicht mein Wunsch, abermals zu heiraten.«
Ihr Onkel blieb ungerührt. »Wenn du dich gegen eine neue Heirat entscheidest, werde ich dich nicht zwingen. Was alles andere betrifft … du bist jetzt die Lady von Casterlystein. Dein Platz ist dort.«
Wie kannst du es wagen?, hätte sie am liebsten geschrien.
Stattdessen sagte sie: »Ich bin jedoch auch die Königin Regentin. Mein Platz ist bei meinem Sohn.«
»Dein Vater dachte da anders.«
»Mein Vater ist tot.«
»Zu meinem Kummer und zum Leid des ganzen Reiches. Mach die Augen auf, und sieh dich um, Cersei. Das Königreich liegt in Trümmern. Tywin wäre vielleicht in der Lage gewesen, die Dinge wieder ins Lot zu richten, aber …«
» Ich werde die Dinge ins Lot bringen.« Cersei dämpfte ihre Stimme. »Mit Eurer Hilfe, Onkel. Wenn Ihr mir so treu dient wie meinem Vater …«
»Du bist nicht dein Vater. Und Tywin hat stets Jaime als seinen rechtmäßigen Erben betrachtet.«
» Jaime … Jaime hat ein Gelübde abgelegt. Jaime denkt nicht, er lacht nur über alles und jeden und spricht aus, was immer ihm in den Kopf kommt. Jaime ist ein hübscher Narr.«
»Und dennoch war er deine erste Wahl für die Hand des Königs. Was sagt das über dich, Cersei?«
»Ich habe Euch doch gesagt, ich war vor Trauer von
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