Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
Hohen Vater, zwischen Kerzen und Kristallen und dem widerwärtig süßen Geruch des Todes. Sein Rücken
schmerzte von der schweren Rüstung, seine Beine waren beinahe taub. Er verlagerte das Gewicht und packte das goldene Großschwert fester. Zwar konnte er kein Schwert mehr schwingen, doch immerhin vermochte er noch, eines zu halten. Seine fehlende Hand pochte. Das reizte ihn fast zum Lachen: Er hatte mehr Gefühl in der Hand, die er verloren hatte, als im Rest des Körpers, der ihm geblieben war.
    Meine Hand sehnt sich nach einem Schwert. Ich muss jemanden töten. Varys, für den Anfang, aber zunächst muss ich den Stein finden, unter dem er sich verkrochen hat. »Ich habe dem Eunuchen befohlen, ihn auf ein Schiff zu bringen, nicht in Euer Schlafgemach«, erklärte er der Leiche. »Das Blut klebt ebenso an seinen Händen wie an … an Tyrions.« Das Blut klebt ebenso an seinen Händen wie an meinen, hatte er sagen wollen, doch die Worte waren ihm im Hals stecken geblieben. Was immer Varys getan hat, ich habe ihn dazu veranlasst.
    In jener Nacht hatte er in der Kammer des Eunuchen gewartet, nachdem er sich schließlich entschieden hatte, seinen kleinen Bruder nicht sterben zu lassen. Während er dasaß, hatte er seinen Dolch mit einer Hand geschärft und eigentümlichen Trost aus dem Kratzen des Stahls gezogen, über den er den Stein zog. Als er Schritte hörte, stellte er sich neben die Tür. Varys kam in einer Wolke aus Puder und Lavendel herein. Jaime trat hinter ihm hervor, versetzte ihm einen Tritt in die Kniekehle, kniete sich auf seine Brust, setzte ihm das Messer unter das weiche, weiße Kinn und drückte seinen Kopf nach oben. »Ach, Lord Varys«, sagte er freundlich, »was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen.«
    »Ser Jaime?«, keuchte Varys. »Ihr habt mich erschreckt.«
    »Das lag in meiner Absicht.« Als er den Dolch drehte, rann ein Tropfen Blut über die Klinge. »Ich dachte, Ihr würdet mir vielleicht helfen, meinen Bruder aus seiner Zelle zu holen, ehe Ser Ilyn ihm den Kopf abschlägt. Es ist zwar ein hässlicher Kopf, das stimmt, aber er hat nur den einen.«
    »Ja … also … wenn Ihr nur … die Klinge fortnehmt … ja,
vorsichtig, wenn es Euch beliebt, Mylord, vorsichtig, oh, ich bin verletzt …« Der Eunuch berührte seinen Hals und starrte das Blut an seinen Fingern an. »Den Anblick meines eigenen Blutes habe ich schon immer verabscheut.«
    »Ihr werdet noch einiges mehr zu verabscheuen haben, solltet Ihr mir nicht helfen.«
    Varys richtete sich mühsam zum Sitzen auf. »Euer Bruder … falls der Gnom unerklärlicherweise aus seiner Zelle verschwinden sollte, wird man F-Fragen stellen. Ich würde um mein Leben f-fürchten …«
    »Euer Leben gehört mir. Mir ist es gleichgültig, was für Geheimnisse Ihr kennt. Wenn Tyrion stirbt, werdet Ihr ihn nicht lange überleben, das verspreche ich Euch.«
    »Ah.« Der Eunuch leckte das Blut von seinen Fingern. »Ihr verlangt da etwas Ungeheuerliches von mir … den Gnom freizulassen, der unseren liebreizenden König umgebracht hat. Oder haltet Ihr ihn für unschuldig?«
    »Unschuldig oder nicht«, hatte Jaime gesagt, ganz der Narr, der er war, »ein Lennister begleicht stets seine Schulden.« Die Worte waren ihm so leicht über die Lippen gegangen.
    Seitdem hatte er nicht mehr geschlafen. Er sah seinen Bruder vor sich, wie sich der Mund unter dem Nasenstummel des Zwergs zu einem Grinsen verzog, während der Fackelschein über sein Gesicht spielte. »Du armer, dummer, blinder, verkrüppelter Narr«, hatte er bösartig gefaucht. »Cersei ist eine verlogene Hure, sie hat Lancel und Osmund Schwarzkessel gevögelt und vermutlich auch Mondbub, nach allem, was ich weiß. Und ich bin das Ungeheuer, als das mich alle bezeichnen. Ja, ich habe deinen abscheulichen Sohn getötet.«
    Er hat nicht gesagt, dass er auch unseren Vater umbringen will. Hätte er es gesagt, wäre ich eingeschritten. Dann wäre ich jetzt der Sippenmörder, nicht er.
    Jaime fragte sich, wo sich Varys verstecken mochte. Wohlweislich war der Meister der Flüsterer nicht in seine Gemächer zurückgekehrt, und auch bei der Durchsuchung des Roten
Bergfrieds war er nicht zum Vorschein gekommen. Möglicherweise hatte der Eunuch dasselbe Schiff genommen wie Tyrion, um nicht bleiben und peinliche Fragen beantworten zu müssen. Falls es sich so verhielt, befanden sich die beiden inzwischen auf hoher See und teilten in der Kabine einer Galeere eine gute Flasche Arborgold.
    Solange mein Bruder

Weitere Kostenlose Bücher