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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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heiserer Ruf, die Peitsche knallte und die Kutsche verschwand in der Dunkelheit.
    Liesel stand da, schlug die Hände aneinander, diese verdammte Kälte. Sie kannte den Weg. Ihre Schritte knirschten auf dem verharschtem Schnee, ihre Füße waren eisig, sie zog die Kapuze über ihren Kopf.
    Das kaiserliche Planetarium thronte in dem düsteren Park wie ein trotzig erhobener Fingerzeig, der nach oben gerichtet auf Asgard deutet. Den Sitz der Götter. Der kleine, ummauerte See davor, der sich aus den Mündern von Adlerschnäbeln und Löwenmäulern speiste, war zu Eis gefroren. Neben der vereisten Treppe hatte man die verschiedenen Mondphasen aus von hinten beleuchtetem Glas in eine Statue des Baldur gebaut, so dass sie ewig den rechten Weg nach Wallhall zeigen sollten.
    Liesel schritt die freigeschaufelten Treppen hinauf, dann durch das schmale Seitentor, das in dem dunklen Ziegelstein kaum auszumachen war. Plötzliche Wärme schlug ihr entgegen und ihre Ohren begannen heftig zu kribbeln. Sie nahm den Seitengang hoch zum Vorführraum, die Kapuze zurückschlagend und die Ohren reibend.
    Durch eine verborgene Tür gelangte sie in einen schmalen Korridor, der nur für die Angestellten des Planetariums vorbehalten war und über eine kurze Treppe und eine schmale Luke mitten in den Sternensaal führte. Sie klopfte drei Mal kurz, zwei Mal lang, ein Mal kurz.
    Die Luke wurde geöffnet und der große Kopf von (Wirt) erschien über ihr. Liesel verharrte auf den Stufen, bis er sie heranwinkte. Dramatische Musik war zu vernehmen, Lichter und die sonore Stimme eines Erzählers.
    »Dort in den Tiefen der Vergangenheit liegt das Erbe, der Bund des Feuers …«
    Liesel wurde am Ärmel gepackt und hochgezogen und schon hockte sie hinter der Kanzel des Vorführers, die Füße noch in der Luke baumelnd. Der Kopf des Erzählers wurde von einer kleinen Pulverlampe beleuchtet, eindringlich sprach er in ein Mikrophon und blätterte eben eine Seite seines Skripts um.
    Alfred lächelte sie an. Sie lächelte zurück und blickte erstaunt in die dunkle Kuppel über sich, an der die Sterne so nah waren wie nie zuvor in ihrem Leben. Dort war Asgard, der strahlende Punkt allen Seins. Dort die Äste des Weltenbaums, so schimmernd schön, dass sie für ein paar Momente zu atmen vergaß. Der Erzähler machte eine abfällige Bemerkung über einen Stern, der über Bethlehem gestanden haben soll. Das Publikum buhte und einige pfiffen sogar, dann aber beruhigte sich die Menge wieder.
    Der Wirt reichte Liesel einen Teebecher hinunter. Sie setzte ihn dankbar an die Lippen, roch, dass da mehr als nur Tee drin war, schüttelte missbilligend den Kopf und sah auf. Ein schelmisches Grinsen war die Antwort darauf. Dennoch nahm sie einen tiefen Schluck, der sofort ihre Knochen aus dem Leib pressen wollte. Sie hustete, hielt sich leider zu spät die Hand vor den Mund und fing sich einen irritierten Blick des Erzählers ein, der sich in seinem Stuhl umdrehte. Sie erkannte nur feuerrotes Haar, das zu wilden Zöpfen geflochten war und eine enorme Nase, dann ging die Vorführung auch schon weiter. Liesel musste ein paar Mal schwer Luft holen, dann war es endlich vorbei, dafür aber brandete eine Wärme durch sie, die bis in ihre Füße zu fauchen schienen. Sie nickte dankbar und reichte den vermaledeiten Becher wieder nach oben.
    Den Rest der Vorstellung versteifte sich ihr Nacken, weil sie immer wieder nach oben schaute, fasziniert von den Sternen, die sich so mühelos über einen von Musik umwölkten Nachthimmel bewegten, ihre Positionen veränderten und dazu die Stimme, die erklärte, warum das so war.
    Irgendwann scharrten Schritte, das Licht ging an, Münzen wurden klingend in eine Dose geworfen, Menschen bedankten sich, diskutierten noch leise, andere lachten - jemand rülpste laut, was Liesel ekelhaft fand. Sie stieg weiter hinauf und stand dann in dem leeren Kuppelsaal.
    Der Projektor Magica stand einfach da. Eine bronzene Kugel, gespickt mit den besten Zeiss-Linsen, im Mittelpunkt des mit schwarzen Stoffen verhangenen großen runden Raumes. Wie wunderbar schön die Maschinen manchmal doch aussahen, so ganz anders als alles was sie kannte.
    »Ist sie das?«
    Liesel drehte sich um und erblickte den Erzähler. Er hielt ihr eine Pranke entgegen. Er war Wikinger. Seine roten Zöpfe leuchteten in dem Licht des Sternensaals förmlich wie ein altes Feuer.
    Alfred legte Liesel seinen verdammt schweren Arm um die Schultern, signalisierte damit, dass sie eine waschechte

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