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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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Panik in ihr aufstieg. Wenn sie ihn nicht aufhielt, würde er sie hier, auf dem Fußboden der Aufzugkabine, nehmen, während Zach vor den Türen wartete. Wenn sie sich nicht daran hinderte, würde sie es ihm erlauben. „Du hast die Wahl zwischen Wesley oder
dir
.“ Søren packte ihren Hals. Seine Finger gruben sich in ihre weiche Haut. Es schmerzte, und trotzdem wollte sie um nichts in der Welt, dass er damit aufhörte. Sie wollte, dass er sie zu Boden stieß. Er sollte ihr wehtun, sie schänden, sie als sein Eigentum markieren und ihr alles nehmen … Aber sie erinnerte sich an das Versprechen, das sie Wesley gegeben hatte, und bei dem Gedanken, ihn zu verlieren, erfasste sie eine neue Angst. Ohne ihn wäre das Haus so leer …
    Nora drückte sich an ihn. Sie würde niemals einen anderen so sehr wollen wie Søren.
    „Jabberwocky“, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Im nächsten Augenblick waren Sørens Hände nicht mehr auf ihr. Selbst sie war insgeheim entsetzt, dass sie das Wort ausgesprochen hatte. In all den gemeinsamen Jahren war es erst das zweite Mal, dass sie diesen Ausweg suchte.
    Søren blickte sie an. Sie erwartete fast, dass er wütend war, aber er schien merkwürdigerweise zufrieden zu sein.
    „Lass mich gehen, Søren“, bat sie. Sie war zu müde, um noch länger mit ihm zu streiten. „Ich bin jetzt ganz auf mich gestellt. Ich liebe, wen ich liebe, und ich ficke, wen ich ficke.“
    Søren griff nach dem Schlüssel, drehte ihn aber wieder nicht im Schloss.
    „Tu, was du nicht lassen kannst. Geh jetzt.“ Er schenkte ihr ein arrogantes Grinsen, drehte den Schlüssel und öffnete die Tür. Nora eilte heraus und warf sich in Zachs wartende Arme.
    „Hast du nicht etwas vergessen, Eleanor?“, rief Søren hinter ihr her. Sie verzog das Gesicht und atmete tief durch. Sie versuchte Zach anzulächeln, ehe sie sich wieder Søren zuwandte, der jetzt auf der Schwelle zwischen der Aufzugkabine und dem Flur stand.
    Sie vollführte einen flüchtigen Knicks. Aber das genügte Søren nicht. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie auf die Stirn.
    „Mein Kleines …“, hauchte er und drehte seinen Kopf so, dass er seine Wange gegen ihre Stirn drücken konnte. Das hatte er schon so oft mit ihr gemacht. Eine Million Mal? Nie hatte es seine Wirkung verfehlt, immer hatte sie ihm daraufhin vergeben.
    Sie blickte zu ihm auf und lächelte. Die Wut war vergessen. Er war noch immer eine zu große Kraft in ihrem Leben, um sich im Streit zu trennen. Sie löste sich nur widerstrebend von ihm. Insgeheim fragte sie sich, ob sie den Rest ihres Lebens damit verbringen würde, diesen Mann zu verlassen.
    „Oh,
clora al clero
.“ Sie seufzte, und Søren lachte. Es war das echte Lachen, das sie in letzter Zeit so selten hörte und so sehr vermisste. Sie lächelte und kehrte mit nur einem Hauch des Bedauerns im Herzen zu Zach zurück.
    Zach wartete noch immer geduldig auf sie. Irgendetwas an ihm hatte sich während der Zeit mit Søren tatsächlich verändert. Sie wollte ihren Mantel nehmen, aber Zach reichte ihr stattdessen seine Hand und zog sie eng an sich. Allein weil sie es konnte, löste sie den weißen Schal von Zachs Oberarm. Zach blickte sie fragend an, und sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu. Dann warf sie den weißen Schal Søren vor die Füße. Søren schaute erst den Schal an und dann sie.
    „Wie leicht es dir doch fällt, zu vergeben, Eleanor.“ Søren starrte sie mit seinen klugen und allwissenden Augen an. „Wie bereitwillig du die Sünden der anderen vergibst. Sag mir eins, Kleines: Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du dir dann auch deine eigenen Sünden vergeben?“
    Darauf wusste Nora keine Antwort. Kurz erhellte ein Lächeln Sørens Gesicht. Er machte einen Schritt zurück, und die Türen des Aufzugs schlossen sich. Søren fuhr zurück in den Kessel, der ihn unten erwartete.
    In der Hölle waren neue Qualen fällig.

23. KAPITEL
    Z ach war dankbar für die kühle Nachtluft, die sie nach der erstickenden Atmosphäre des Clubs auf dem Weg zum Parkhaus begrüßte.
    „Es tut mir leid, Zach“, sagte Nora, als sie das Auto erreichten. „Ich hätte dich vor Søren warnen sollen.“
    „Ich verstehe jetzt jedenfalls, warum du es bisher vermieden hast. Es muss aus vielen Gründen sehr schwierig sein, eine Beziehung mit ihm zu führen …“
    „Wem sagst du das. Es war, als wäre ich mit einem verheirateten Mann zusammen. Nur war dieser Mann zufällig mit Gott und der gesamten katholischen Kirche

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