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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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auswirken könnte“, sagte Zach. „Ich stehe für literarische Fiktion, nicht für …“
    „Literarische Friktion?“
    „Ich kann nicht glauben, dass ich das wirklich tue.“ Zach schüttelte den Kopf.
    Nora beugte sich zu ihm herüber. Er war sich plötzlich nur zu sehr der langen, nackten Kurve ihres Halses bewusst. Sie duftete nach Treibhausblumen, die in voller Blüte standen.
    „Ich schon.“ Sie hauchte die Worte in sein Ohr.
    Zach atmete langsam aus.
    „Ich bin ein brutaler Lektor.“
    „Ich mag es brutal.“
    „Ich werde Sie das ganze Buch neu schreiben lassen.“
    „Jetzt versuchen Sie mich heißzumachen, oder? Sollen wir dann mal?“
    „Na gut“, gab er endlich nach. „Retten Sie mich.“
    „Wenn J. P. Ihnen Ärger macht, weil Sie die Party mit mir gemeinsam verlassen haben, sagen Sie ihm, es war die Idee, dass wir uns an die Arbeit an meinem Buch machen. Mir wird J. P. nicht den Popo versohlen.“
    „Da wäre ich mir nicht so sicher.“
    „Ich wusste doch, dass es einen Grund gibt, warum ich den Mann so mag.“
    „Ich muss noch ein paar Leuten Tschüss sagen, bevor wir gehen.“ Zum Beispiel J. P. Und Mary. Und er war noch gar nicht ihrem Ehemann vorgestellt worden. Und Rose Evely natürlich auch.
    „Nein. Das geht nicht“, sagte Nora. „Man verabschiedet sich niemals, wenn man eine Party verlässt. So bleibt immer ein kleines Geheimnis an Ihrer Stelle zurück. Sie werden so viel mehr Spaß daran haben, über uns zu reden, als mit uns zu reden. Können Sie sie schon hören?
Zach Easton ist gerade gemeinsam mit Nora Sutherlin gegangen. Sind sie … Sicher nicht … Natürlich sind sie …“
    „Sind wir nicht“, sagte Zach bestimmt.
    „Ich weiß das. Sie wissen das. Aber die Leute hier wissen es nicht.“
    Zach schaute sich im Raum um. Wo er auch hinschaute, sah er Augenpaare, die immer wieder in seine Richtung blickten. Der intensivste Blick kam von Thomas Finley, dem Kollegen, den er am wenigsten leiden konnte. Zach entging nicht, dass Finley weniger ihn als vielmehr Nora anstarrte. Und der Ausdruck in seinen Augen war nicht gerade freundlich.
    „Ich ziehe es vor, nicht Gegenstand von allgemeinem Klatsch und Tratsch zu sein“, sagte Zach.
    „Zu spät. Aber mit mir zusammen wird es wenigstens richtig guter Klatsch sein.“ Mit kühnem Schritt und erhobenem Haupt ging sie die Wendeltreppe hinunter.
    Zach folgte ihr. Die Menge teilte sich, als sie eine blutrote Schneise mitten durch den Raum zog.
    Endlich befreit von der erstickenden Party, zog Zach seinen Mantel über und atmete tief die stechend kalte Winterluft ein.
    Wenige Sekunden nachdem Nora auf die Straße getreten war, hielt ein Taxi vor ihnen an. Sie glitt mit einer eleganten Bewegung hinein. Zach atmete scharf ein, als ihre Beine mit den schwarzen hohen Stiefeln im Taxi verschwanden. Ein letztes Mal fragte er sich, was, zum Teufel, er da eigentlich tat, bevor er sich neben sie setzte.
    Nora sagte nichts, als er sich zu ihr gesellte. Sie drehte nur ihren Kopf zur Seite und schaute in die Nacht hinaus. Sie schien zu versuchen, die Stadt mit ihrem Blick niederzuringen. Er hatte das Gefühl, die Stadt würde als Erste blinzeln.
    Nervös rieb Zach die leere Stelle an seinem Finger, wo früher sein Ehering gesteckt hatte. Nora streckte den Arm aus, schloss ihre Hand um seinen Ringfinger und schaute ihn fragend an.
    „Grace“, sagte er.
    Nora nickte. „Sie haben eine Prinzessin geheiratet.“
    Princess Grace – so hatte ihre Mutter sie genannt.
    „Sie hasste es, Prinzessin genannt zu werden.“ Zach hörte den Kummer in seiner Stimme.
    Nora hob seine Hand und legte sie an ihren Hals. Sie drückte seine Fingerspitzen an ihre Kehle. Unter der warmen weichen Haut war das Klopfen ihres Pulses eindeutig zu spüren.
    „Søren“, sagte sie und schaute ihm in die Augen. In deren dunklen gefährlichen Tiefen sah er etwas Menschliches schimmern – nicht nur Mitleid, sondern Mitgefühl. Und er spürte, dass sich in ihm etwas ganz und gar nicht Menschliches regte – nicht Leidenschaft, sondern pure animalische Lust. Einen kurzen Augenblick stellte er sich vor, wie seine Finger sich in ihre Schenkel krallten und ihre Lederstiefel ihm den Rücken zerkratzten. Er riss seinen Blick von ihr los, bevor sie dank ihrer unheimlichen Fähigkeit, in ihm wie in einem offenen Buch zu lesen, dieses Bild in seinen hungrigen Augen sah.
    Sie ließ seine Hand in dem Moment los, als das Taxi vor Zachs Apartmenthaus anhielt. Er öffnete die Tür und

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