Das Locken der Sirene (German Edition)
danke.“
„Klar. Also dann …“ Zach spürte, wie sein Magen nach unten sackte und sein Herz mitnahm. „Natürlich.“
Er legte nicht auf. Er hielt den Atem an und lauschte. Wartete auf dieses schreckliche, leise Klicken. Als es kam, zuckte er zusammen wie unter einem Pistolenschuss. Er hielt den tutenden Hörer in der Hand, bis die Leitung verstummte. Erst dann legte er auf.
25. KAPITEL
N ora wachte am Donnerstagmorgen mit einem Lächeln auf. Sie zog ihren liebsten Businessanzug an – schwarzer Rock, kniehohe schwarze Stiefel und eine weiße Bluse mit schwarzer Krawatte. Sie hörte ein Pfeifen, als sie an Wesleys Zimmertür vorbeiging
„Haben Sie mir etwa gerade hinterhergepfiffen, junger Mann?“ Nora blieb in der offenen Tür stehen.
„Habe ich.“ Er fuhr fort, sein Laptop in seinem Rucksack zu verstauen. „Für wen oder was hast du dich denn heute so chic gemacht?“
Nora wäre beinahe errötet. Sie wusste, dass Wesley sich zu ihr hingezogen fühlte. Er war schließlich erst neunzehn, und sie war alles andere als abstoßend. Aber er hatte immer versucht, sie wie eine Freundin und Mitbewohnerin zu behandeln. Seit ihrer intimen Begegnung Montagnacht jedoch legte er ein etwas spielerischeres Verhalten an den Tag. Er flirtete mit ihr. Und sie fing an, daran Gefallen zu finden.
„Ich gehe zu Kingsley.“ Wesleys Lächeln schwand. „Um ihm zu sagen, dass ich kündige.“ Sofort war das Lächeln wieder da.
„Zach hat den Vertrag also unterschrieben?“ Wesley wirkte so glücklich und hoffnungsvoll, dass es ihr das Herz brach.
„Noch nicht. Aber das wird er.“
Wesley schlang sich den Rucksack über die Schulter und kam zu ihr herüber. Er sah so süß und jung aus mit der Baseballkappe auf den zerzausten Haaren, dass sie ihn am liebsten auf sein Bett geworfen und ihre Krawatte einer sinnvolleren Bestimmung zugeführt hätte.
„Ich muss jetzt zur Vorlesung. Aber vielleicht können wir ja nachher noch ein bisschen Zeit miteinander verbringen. Deine Kündigung sollte gebührend gefeiert werden.“
„Woran hast du gedacht?“ Nora machte einen Schritt auf ihn zu. Mit den hohen Absätzen war sie groß genug, um ihn zu küssen.
Wesley beugte sich vor und flüsterte ganz nah an ihrem Ohr: „Ich habe mir gedacht … wir könnten …“
Nora hielt den Atem an.
„…uns einen Film ausleihen.“ Wesley versetzte ihr einen spielerischen Klaps auf den Po und schob sich an ihr vorbei.
„Du bist so ein Sadist!“, rief sie ihm nach und atmete tief durch. Ihr Herz raste. Sie hörte, wie die Haustür aufging und wieder ins Schloss fiel, dann Wesleys Wagen. Sie versuchte sich daran zu erinnern, was sie hatte tun wollen. Richtig – Kingsley besuchen.
Nora nahm den Aston Martin und fuhr zu einem von Manhattans ältesten und elegantesten Stadthäusern. Es war nicht nur ein Wohnhaus, sondern die Zentrale von New Yorks blühendstem Untergrundgeschäft. Sie gab dem Türsteher die Wagenschlüssel und stieg die schwarze Wendeltreppe hinauf in den zweiten Stock. Mit langen Schritten durchquerte sie den Flur und öffnete die Doppeltür an dessen Ende, ohne vorher anzuklopfen.
Sofort sprangen vier riesige schwarze Rottweiler auf und stürzten sich auf sie.
„Ruhig, ihr Süßen!“ Sie lachte und streichelte die riesigen Hunde.
„Brutus, Dominic, Sadie, Max: Sitz!“, befahl der Mann hinter dem Schreibtisch träge und schnippte mit den Fingern. Alle vier Hunde setzten sich und blickten zu Nora auf, als hofften sie, dass sie den Befehl aufheben würde.
Nora ließ die winselnden Hunde an der Tür zurück und ging auf den Ebenholzschreibtisch zu. Dahinter lehnte sich entspannt ein Mann zurück, von dem niemand vermuten würde, dass ihm ein so nobles Etablissement gehörte. Die Haare waren lang und dunkel und wurden von einem schwarzen Seidenband im Nacken zusammengehalten. Er trug einen modisch zerknitterten Anzug, der im viktorianischen Stil gehalten war und lange Schöße hatte, dazu eine schwarze Weste mit Silberknöpfen. Die Krawatte war nachlässig gebunden, aber das war für ihn nicht ungewöhnlich. An den Füßen trug er die Reitstiefel, die inzwischen sein Markenzeichen waren. Er sah wie ein attraktiver schelmischer Pirat aus, den jemand in einen Anzug gezwängt hatte. Und so verhielt er sich auch – der einzigartige Kingsley Edge höchstpersönlich.
„Ich stand am Fenster, als du vorgefahren bist.“ Er machte eine Pause und nippte an seinem Cocktail. „Heute bist du mit dem Martin
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