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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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Job versprochen hat. Aber jeder weiß, dass er nur deshalb noch hier ist, weil er sich bei den großen Chefs einschleimt. Er lektoriert keine Bücher. Er poliert lediglich Scheiße.“
    Zach lachte. Nora und Mary mussten sich unbedingt kennenlernen, wenn sie das nicht längst getan hatten.
    „Ich weiß sowohl die Loyalität als auch die Metaphorik zu schätzen. Aber wir sollten es wohl jetzt hinter uns bringen, hm? Hübsch“, fügte Zach hinzu, als er ein Paar silbrige Handschellen mit einem Paar winziger Schlüssel aus dem Karton zog.
    „Schön. Sie funkeln hübsch.“ Mary nahm ihm die Handschellen ab und untersuchte sie genauer. „Sie haben das Recht zu schweigen“, begann sie und schlug eine Handschelle um sein linkes Handgelenk. Zach warf ihr einen unzüchtigen Blick zu. „Tut mir leid. Ich fürchte, ich hab zu viele Folgen von
Law & Order
geguckt.“
    „Viel zu viele.“
    Mary nahm den Schlüssel und steckte ihn ins Schloss. Sie drehte ihn, aber die Handschelle öffnete sich nicht.
    „Mist“, hauchte sie entsetzt. „Der Schlüssel passt nicht.“
    „Ach komm.“ Zach nahm ihr den Schlüssel ab und versuchte es selbst. Nichts passierte. „Verfluchte Scheiße!“
    „Boss, das tut mir echt leid“, sagte Mary. „Ich ruf sofort einen Schlüsseldienst an.“
    „Dieser Scheißkerl. Wenn das Finley war, bring ich ihn um. Wer auch immer das war, er wollte, dass das passiert.“
    Mary stürzte aus seinem Büro und verschwand in ihrem eigenen. Er konnte sich ungefähr vorstellen, wie lange ein Schlüsseldienst brauchen würde, um während der Mittagszeit herzukommen.
    Er schaute auf seinen Schreibtisch. Noras Manuskript lag vor ihm. Dann schaute er wieder zur Tür. Er nahm das Telefon und wählte.
    „Ian McEwans Zement- und Inzestimperium …“
    „Nora, wirklich.“
    „Ich liebe es, wenn der Anrufer angezeigt wird. Was kann ich für Sie tun?“
    „Ich habe ein klitzekleines Problem mit einem Paar Handschellen. Wissen Sie, wie man diese Schlösser aufkriegt?“
    „Wenn Sie wüssten, wie viel Zeit meines Lebens ich gefesselt verbracht habe, würden Sie das nicht fragen.“
    Zach schwieg einen Augenblick. Dann sagte er fünf Worte, die auszusprechen ihn erstaunlich viel Überwindung kostete.
    „Ich brauche Ihre Hilfe, Nora.“
    Zach erwartete halb, dass sie ihn auslachen oder aufziehen würde. Stattdessen gab sie ihm jedoch einen Rat, den er zu beherzigen beschloss, und legte auf.
    „Ich habe beim Schlüsseldienst angerufen.“ Mary kam in sein Büro. „Er meint, er wird erst in ein paar Stunden hier sein.“
    „Sag ihm, er braucht nicht zu kommen. Ich habe Nora angerufen. Sie hat mir etwas vorgeschlagen.“
    „Was hat sie gesagt?“
    „Sie sagte: ‚Drei Worte – kommen Sie her.‘“
    Zach stand auf und zog den langen grauen Mantel an. Er stopfte die Hände in die Jackentaschen, damit niemand die Handschellen sah, die von seinem linken Handgelenk baumelten.
    „Und genau das werde ich tun.“
    Auf dem Weg zu den Aufzügen verspannte er sich vor Wut, als Thomas Finley mit einem öligen Grinsen im Gesicht an ihm vorbeiging.
    „Ihre Witze sind nicht lustig, Finley“, erklärte Zach ihm, ohne seinen Schritt zu verlangsamen.
    „Das liegt daran, dass es keine Witze sind, Easton.“ Finley verschwand in seinem Büro, und Zach verspürte den kindlichen Drang, ihm einmal ganz deutlich zu zeigen, was amüsant war und was nicht. Die Vorstellung von einem auf dem Boden liegenden Finley, der Blut spuckte, fand Zach jedenfalls äußerst amüsant.
    J. P. stand am Empfang und hob missbilligend die Augenbrauen.
    „Lange Geschichte“, sagte Zach bloß. Auch wenn er sich am liebsten bei J. P. über Finleys Quälerei beschwert hätte, war er keine Petze. Wenn der Zeitpunkt gekommen war, würde er sich selbst um die Angelegenheit kümmern.
    „Darf ich fragen, wohin du in diesem Aufzug willst?“, fragte J. P.
    „In den Knast. Wohin sonst.“ Die Aufzugtüren glitten auf, und Zach stieg in den Lift. Er schenkte J. P. ein Lächeln und wusste ganz genau, dass es Nora ebenso gehandhabt hätte. „Es geht nur um das Buch.“
    Wenn das überhaupt möglich war, schienen sich J. P.s Augenbrauen noch höher zu ziehen.
    „Es geht nie nur ums Buch, Easton.“
    Als er ihr die Handschellen anlegte, wusste sie, dass sie in Schwierigkeiten steckte. Bei ihrer dritten Begegnung hatte sie auch Handschellen getragen. Allerdings nicht aus Fetischgründen, sondern weil sie in Polizeigewahrsam war. Es hatte an jenem Abend

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