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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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was?“
    „Das eine oder andere. Wenn Sie weiterfragen, finden Sie es vielleicht heraus.“
    Zach wusste, sie erwartete jetzt von ihm eine Frage über ihr Sexleben. Er beschloss, es anders anzugehen.
    „Abgesehen davon, dass er Sie gelegentlich wahrlich heldenhaft rettet, scheinen Sie nicht wirklich die Dienste eines persönlichen Assistenten zu brauchen. Warum haben Sie Wesley gebeten, bei Ihnen einzuziehen?“
    Nora blinzelte überrascht und griff nach ihrem Glas. Doch dann zog sie die Hand zurück und erwiderte Zachs Blick.
    „Wesley … Der Junge hat mich vom ersten Tag an umgehauen. Er war so verflucht süß. Ich bin nicht besonders oft mit süßen Leuten zusammen. Wenn er in meinem Unterricht saß, bemerkte ich, dass ich etwas tat, das ich ziemlich lange nicht getan hatte.“
    „Und was war das?“
    „Ich habe gelächelt. Ich hatte so viel gearbeitet und ein ziemlich anstrengendes Leben geführt. Wes war in so vieler Hinsicht das absolute Gegenteil von mir – weich, wo ich hart war. Vermutlich ist er auch hart, wo ich weich bin.“ Sie lachte. „Bei ihm fühlte ich mich endlich wieder menschlich – wie ein Mensch, der bis spät in die Nacht wach bleiben kann, um alberne Filme zu gucken und zu reden. Ich hatte vergessen, wie man normal war, oder vielleicht habe ich es auch nie gewusst. Mein Leben wurde schon ziemlich früh sehr bizarr, und es ist seitdem nicht besser geworden. Aber Wesley kam einfach daher, und plötzlich hatte ich, außer Geld zu verdienen, noch einen Grund, morgens aufzustehen.“
    „Lieben Sie ihn?“, fragte Zach.
    „Das sind schon zwei Fragen.“ Nora drohte ihm mit dem Zeigefinger. Sie kippte den Whiskey runter. „Das war jetzt kein Eingeständnis, dass ich den Jungen liebe. Ich wurde nur von ihm dazu getrieben zu trinken.“
    „Könnte mir vorstellen, dass er als Mitbewohner ziemlich frustrierend ist.“
    „Sehr. Niemand, der so sexy ist, sollte tabu sein. Dasselbe könnte ich übrigens auch über Sie sagen.“
    „Ich bin Ihr Lektor, Nora. Ich glaube nicht, dass wir uns in etwas verstricken sollten“, sagte Zach und rutschte unruhig auf dem Sessel herum. „J. P. würde uns umbringen.“
    „Sie haben keine Angst vor J. P., das wissen wir beide. Ich bin es, vor der Sie sich fürchten. Warum eigentlich?“
    Zach dachte über diese Frage einen Moment lang nach. Die drei Schnäpse waren ihm auf leeren Magen schnell zu Kopf gestiegen. Er fühlte sich benommen, und ihm war warm. Er wusste, Nora verdiente eine Antwort, egal, wie sehr es ihm widerstrebte, sie zu geben.
    Er nahm sein Schnapsglas.
    „Ich werde auch dieses Mal antworten. Aber nicht, ohne mir vorher Mut anzutrinken“, sagte er und kippte den Whiskey. Er beugte sich für einen Moment vor und atmete durch. Dann blickte er auf. Nora beobachtete ihn und wartete geduldig. „Sie sind so schön und so wild, dass ich bei Ihnen an Sachen denke, von denen ich glaubte, sie nie wieder zu denken. Ich empfinde etwas, von dem ich glaubte, es nie wieder zu empfinden. Und bei Ihnen fürchte ich einfach, ich könnte irgendwann vergessen, was ich nie vergessen wollte. Sie sind gefährlich.“
    Sie nickte und wirkte nicht besonders geschmeichelt.
    „Sie sind nicht der erste Mann, der mich so bezeichnet. Als ich sechzehn war, hat Søren gemeint, es gebe Selbstmordattentäter im Gazastreifen, die nicht so gefährlich sind wie ich. In dem Alter habe ich es als Kompliment verstanden.“
    „War das während eines Streits?“
    „Nein. Ich sagte ihm, ich wisse, dass er mich liebt. Das war seine Antwort.“
    „Sie waren sechzehn. Wie alt war er?“
    „Dreißig.“
    „Ich dachte, Søren sei als Gesprächsthema tabu?“
    „War er auch. Aber ich werde ziemlich schnell betrunken und verfüge selbst nüchtern nur über sehr wenig Selbstbeherrschung. Sie könnten Søren zehnmal so betrunken machen, wie wir beide es gerade sind, und er hätte immer noch die Selbstbeherrschung eines Eremiten.“
    „Er scheint nicht besonders diszipliniert zu sein, wenn er Sie schon in so jungen Jahren verführt hat.“
    „Jung? Dieser Scheißkerl hat mich warten lassen, bis ich zwanzig war, Zach. Sie sitzen gerade im Büro der berühmtesten Erotikautorin seit Anaïs Nin, und sie erzählt Ihnen, dass sie ihre Jungfräulichkeit erst mit zwanzig verlor.“ Nora schüttelte den Kopf.
    „Ich bin erschüttert. Warum erst so spät?“
    „Wenn er bloß Sex mit mir hätte haben wollen, hätte er mich ohne jeden Zweifel schon am ersten Tag genommen. Aber bei

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