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Das Löwenamulett

Das Löwenamulett

Titel: Das Löwenamulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schwieger
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ziemlich abstoßend«, sagte ich.
    »Aber gerade deshalb sind wir hinter ihm her.«
    Pacuvius schien die Verwirrung förmlich auf die Stirn geschrieben zu sein. Was redete ich da nur?
    »Wir glauben«, sagte Delia, »dass Urbicus etwas getan hat.
    Etwas sehr Schlimmes, ein Verbrechen.«
    »Und deswegen steckt ein Freund von uns in großen Schwierigkeiten.«
    Pacuvius schüttelte den Kopf. »Ich verstehe kein Wort.«
    »Wir können dir jetzt nicht alles erzählen«, sagte ich.
    »Aber vielleicht morgen.«
    »Ja, morgen«, sagte Delia. »Morgen können wir dir die ganze Wahrheit erzählen. Aber dann ist es wahrscheinlich schon zu spät.«
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    »Moment mal«, sagte Pacuvius. »Was ist morgen schon zu spät? In welchen Schwierigkeiten steckt euer Freund?«
    »Also, das ist so«, druckste ich, »unser Freund soll für eine Sache bestraft werden, die er nicht getan hat.«
    »Und wir sind sicher«, sagte Delia, »dass Urbicus diese Sache getan hat. Doch wir können es leider noch nicht beweisen. Darum müssen wir mehr über Urbicus herausfinden.
    Und zwar heute noch.«
    »Wieso heute noch?«
    »Weil es morgen für unseren Freund zu spät ist.«
    »Was meinst du mit zu spät?«
    Delia sah mich flehentlich an. Wie viel konnten wir ihm verraten?
    »Wenn es uns nicht gelingt«, sagte ich, »Urbicus zu überführen, wird unser Freund morgen schon mit deinen Eltern zusammen spazieren gehen.«
    Pacuvius holte tief Luft und nickte. »Ich verstehe«, sagte er.
    »Und wieso glaubt ihr, dass gerade Urbicus der Täter war?«
    Delia schaute mich fragend an. Ich nickte.
    »Weil unser Freund ihm«, sagte Delia und nestelte an ihrer Tunica, »das hier vom Hals gerissen hat.« Sie streckte Pacuvius das Löwenamulett entgegen.
    Pacuvius nahm das Amulett und betrachtete es eingehend.
    »Das Amulett der Löwentruppe«, sagte er langsam. »Jetzt verstehe ich allmählich.«
    »Unser Freund hat Urbicus auf frischer Tat ertappt«, sagte ich. »Doch Urbicus hat ihn niedergeschlagen und sich aus dem Staub gemacht. Und unser Freund wurde gefasst und soll jetzt verantwortlich gemacht werden. Keiner glaubt ihm, 99

    dass er unschuldig ist. Nur wir. Er hat uns das Amulett gegeben, kurz bevor sie ihn erwischt hatten, und uns um Hilfe gebeten. Wir sind seine einzige Hoffnung.«
    »Wir müssen noch heute den Täter überführen«, sagte Delia. »Morgen ist es für unseren Freund zu spät.«
    »Verstehe«, sagte Pacuvius knapp. Er presste die Lippen aufeinander und drehte das Amulett in seinen Fingern.
    »Wir brauchen einen Beweis«, sagte ich. »Und darum müssen wir in diese finstere Taverne gehen.«
    Pacuvius hörte kaum noch zu, so sehr schien ihn das Löwenamulett zu faszinieren. Ich blickte Delia an. Sollten wir uns einfach auf den Weg machen? Endlich riss sich Pacuvius von dem Amulett los und gab es Delia zurück. Wir hörten Schritte, einen kratzenden Husten, und im nächsten Moment stand Magister Orbilius in der Küche.
    »Ich störe euch nur ungern«, sagte er und hustete erneut,
    »aber ich könnte meinen lieben Neffen jetzt gut in der Werkstatt gebrauchen. Alleine schaffe ich die Arbeit nicht.
    Vier Arme sind stärker als zwei, nicht wahr, mein Bester?«
    Er klopfte Pacuvius mit seiner starken Hand auf die Schulter. Pacuvius zuckte zusammen, das Gesicht schmerzver-zerrt.
    »Wir gehen«, sagte Delia. »Es war sehr nett bei euch.«
    »Wir kommen morgen wieder«, sagte ich und versuchte, Pacuvius aufmunternd anzulächeln. Er schien es nicht zu bemerken. »Morgen oder übermorgen. Und dann erzählen wir dir … na …, du weißt schon.«
    Pacuvius reagierte nicht, rieb sich die Schulter und starrte auf den Fußboden.
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    »Willst du deine Freundinnen nicht verabschieden?«, fragte Magister Orbilius. »Als ich noch so jung war wie du, da haben wir …« Der Rest des Satzes verlor sich in einem neuen Hustenanfall.
    »Wir gehen dann mal«, sagte ich, als sich Orbilius gefangen hatte. Pacuvius machte keine Anstalten, sich zu rühren, als Delia und ich uns erhoben und die Hocker zurück unter den Tisch schoben. Die Aprikosen und den Käse ließen wir unberührt stehen.
    »Vielen Dank für die Milch«, sagte Delia. »Also, dann bis morgen.«
    »Wie?« Pacuvius erwachte aus seiner Starre. »Ja, bis morgen.« Er schüttelte sich. »Vielleicht bis morgen.«

    Zur achten Stunde an den Iden des Juli, am frühen Nachmittag des 15. Juli
    EswarMittaggeworden.HelioshattedenhöchstenPunkt seiner Bahn erreicht. Er war ganz allein dort oben, keine kühlende

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