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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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sprengte. Anstatt anzuhalten, lenkte derjenige, der seine Hand wie einen Schraubstock um seinen Oberarm gelegt hatte, ihn immer schneller zwischen den Tanzenden durch den Saal. Erst in einer dunklen Nische unterhalb einer der Treppen, die zu den Logen führten, kamen sie beide zum Stehen.
    »Erwähnt nie wieder diesen Namen!«, verlangte der andere mit scharfem, fast drohendem Ton.
    »Aber Ihr seid es doch!«, entgegnete Calzabigi, immer noch perplex von der Reaktion des anderen und dem unfreiwilligen Marsch durch den Opernsaal. Er rieb sich seinen schmerzenden Arm.
    »Dies ist ein Maskenball. Alle scheinen etwas zu sein, was sie nicht sind, und wären sie es doch, so wollten sie nicht, dass es so scheint!«, antwortete der Mann und beobachtete dabei die Umgebung, als wolle er prüfen, dass ihnen wirklich niemand in diese Ecke gefolgt war. »Es gibt nur eine Regel beim Karneval: Lüftet niemals jemandes Maske. Ihr wisst nicht, was Euch dahinter erwartet!«, fügte er außer Atem hinzu.
    Calzabigi rang seinerseits nach Luft und suchte irritiert nach Worten.
    »Aber wenn Ihr es wärt, was hätte Euch nach Berlin verschlagen?«, fragte er.
    »Ich bin es nicht. Aber vielleicht Eure Lotterie.«
    »Dann seid Ihr es!«, rief Calzabigi triumphierend aus.
    »Nun hört endlich auf mit diesem Ratespiel!« Trotz der Maske konnte Calzabigi den Ärger des Mannes sehen. »Hört lieber an, was ich Euch zu sagen habe. Man erzählt sich, Eure Lotteriekasse könnte eine Auffrischung vertragen.«
    »Wer behauptet so etwas?« Calzabigi wurde misstrauisch.
    Sein Gegenüber ignorierte seine Frage und erklärte: »Ich kann Euch hunderttausend Taler besorgen zum Preis von zehntausend.«
    Calzabigi schob seine Maske auf die Stirn. Vielleicht würde der andere es ihm gleichtun und auch sein Gesicht zeigen. Doch seine Hoffnung war vergebens.
    »Nur ein Narr könnte so ein Geschäft in Aussicht stellen«, erwiderte Calzabigi. »Hunderttausend Taler für den Preis von zehntausend. Wie soll das funktionieren?«
    »Sagt Euch der Name Veitel Heine Ephraim etwas?«
    Calzabigi schüttelte den Kopf.
    »Aber Ihr wisst, was Ephraimiten sind?«
    »Die schlechten Münzen?«, meinte Calzabigi.
    Sein Gesprächspartner nickte. »Sie sind benannt nach eben diesem Ephraim. Er ist der Pächter der Münze, und er hat die minderwertigen Münzen im Auftrag des Königs geprägt.«
    »Und?« Calzabigi ahnte jetzt, worauf das Gespräch hinauslief.
    »Ich kann Euch Ephraimiten im Wert von hunderttausend Talern besorgen. Alles, was Ihr dafür geben müsst, sind zehntausend Taler in gutem Geld. So könnt Ihr auf einen Schlag die Lottokasse auffüllen.«
    Calzabigi überlegte. Der Vorschlag war nicht schlecht. Die Lottokasse unterschied nicht zwischen guten und schlechten Münzen. Und Hainchelin würde nichts dagegen unternehmen, wenn er eigenes Geld einlegen würde. Er konnte das frische Geld auch verwenden, um die Werbung anzukurbeln, ein paar faule Einnehmer auszuwechseln oder die Gewinne auszuzahlen.
    »Ich sehe, mein Vorschlag gefällt Euch«, frohlockte der Harlekin.
    »Selbst wenn. Ich habe keine zehntausend Taler.«
    »Kein Problem, ich würde Euch einen Schuldschein über diese Summe ausstellen, den Ihr unterschreiben müsst. Wenn die Lotterie Erfolg hat, könnt Ihr mir das Geld leicht zurückzahlen.«
    Calzabigi stutzte. »Warum solltet Ihr das tun?«
    »Sagen wir einfach, ich möchte Euch helfen.« Der Fremde sprach nun mit sanfterer Stimme. Ganz offensichtlich buhlte er um sein Vertrauen.
    »Aus alter Verbundenheit?«, fragte Calzabigi. Hinter der Maske war keine Regung zu erkennen.
    »Der Herr weiß, warum.« Der Unbekannte bekreuzigte sich und deutete mit der Hand zum Himmel.
    Fröhliches Lachen drang zu ihnen herüber. Eine Frau in einem pompösen roten Kostüm zeigte kreischend auf sie.
    »Da ist er! Kommt!«, wieherte sie. In ihrem Gefolge befanden sich einige der Frauen, die den Fremden vorhin wie eine Truppe ausgehungerter Soldaten belagert hatten.
    »Also entscheidet Euch schnell!«, sagte er und blickte ihn herausfordernd an.
    Calzabigi hielt nach Marie Ausschau, doch sie war nirgends zu entdecken. Er zögerte einen Moment, bevor er erklärte: »Also gut, ich schlage ein!«
    Der Fremde kniff ihm in die Wange. »Ich wusste, dass wir zusammenkommen. Ich werde Euch das Geld und den Schuldschein zukommen lassen. Nun lasst uns wieder der schönsten Nebensache der Welt frönen! Der Liebe!« Er drehte sich dem Saal zu und breitete seine Arme aus, um das

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