Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
Vom Netzwerk:
Deal machen: den kleineren Teil der Summe für sich selbst verwenden und den anderen nutzen, um die Welt besser zu machen.
    Halt … sie durfte Chad nicht vergessen. Er würde seinen Anteil fordern, und auch er hätte ihn verdient. Ohne ihn wäre sie niemals auf die Idee gekommen, dem letzten potenziellen Mitspieler das Los zu bringen und somit die Ziehung dieser Lotterie zu retten. Und er finanzierte ihre Reise. Allerdings war sie sich immer noch nicht sicher, ob es richtig gewesen war, ihm zu verzeihen. Unter den gegebenen Umständen hatte sie eigentlich keine andere Wahl gehabt. Darüber hinaus fühlte sie, dass auch jetzt noch ein unsichtbares Band zwischen ihnen beiden bestand. Etwas, was sie nicht in Worte fassen konnte. Als sie nach einem Begriff suchte, der diese besondere Verbindung zwischen ihnen beschreiben konnte, kam ihr plötzlich das Wort »Gier« in den Sinn.
    Ein Frösteln erfasste sie, und obwohl sie unter der heißen Dusche stand, überkam sie eine Gänsehaut. Mit einem entschlossenen Ruck drehte sie den Hebel der Dusche in Richtung der darauf gemalten blauen Markierung und ertrug den Schwall kalten Wassers, der sich nun über sie ergoss. Den Schreck, der ihren Körper erfasste, empfand sie als eine gerechte Form der Selbstbestrafung für ihre selbstzerstörerischen Gedanken.
    Sie spürte, wie ihr Herz gegen das kalte Wasser zu arbeiten begann und das Blut in ihren Adern zirkulierte.
    Ausgerechnet einen Tag, bevor sie hierhergekommen war, hatte dieser Freihold aus dem Gefängnis fliehen müssen. Was für ein Pech. Und warum hatte der Mönch ihr unbedingt seinen Namen sagen wollen, bevor er starb? Der Mörder konnte er wohl unmöglich sein, wenn er erst gestern aus dem Gefängnis ausgebrochen war. Seifenwasser brannte in ihren Augen, und sie versuchte, es auszuspülen.
    Wie sollte sie diesen Henri Freihold jetzt bloß finden, wenn noch nicht einmal die Polizei wusste, wo er war?
    Sie stellte das Wasser ab, öffnete die Glaswand und stieg frierend aus der Dusche. Das große Handtuch war weich und flauschig, und während sie sich damit gründlich abtrocknete, kam langsam die Wärme zurück. Für einen kurzen Augenblick hielt sie inne, weil sie dachte, aus dem angrenzenden Hotelzimmer etwas gehört zu haben, doch als sie konzentriert lauschte, schien alles ruhig zu sein. Vielleicht hatte sie sich getäuscht, und es war nur der Ventilator der Klimaanlage, die das Badezimmer mit Frischluft versorgte.
    Sorgfältig rieb sie anschließend ihre Beine und ihren Oberkörper mit Bodylotion ein. Erneut dachte sie an Chad. Er hatte ihr vorhin am Telefon erzählt, dass er diesen Carter Fields in New York noch nicht ausfindig gemacht hatte. Offenbar war der Kerl aber ein bekannter Börsianer. Chad hatte geflucht und war ziemlich betroffen gewesen, als sie ihm die Geschichte von Henri Freiholds Flucht erzählt hatte. »Was soll ich jetzt tun?«, hatte sie gefragt, und Chad war danach stumm und ratlos gewesen. »Wir sprechen nachher darüber«, hatte er schließlich geraunt und aufgelegt.
    Irgendetwas an seiner Stimme war ihr merkwürdig vorgekommen, sie wusste aber nicht, was. Wenn sie ehrlich war, kam ihr derzeit alles merkwürdig vor. Vermutlich brauchte sie nach dem anstrengenden Pokerturnier und den Ereignissen danach nur etwas Ruhe.
    Sie gähnte und hüllte sich in den dunkelbraunen Bademantel, der zusammengefaltet auf einem Vorsprung neben der Badewanne lag. Als sie sich im beschlagenen Spiegel betrachtete, erinnerte sie der Anblick ein wenig an den in seine braune Kutte gekleideten Mönch. Mit einer raschen Bewegung des Ärmels wischte sie über den Spiegel, und dann sah sie nur noch sich selbst.
    Sie öffnete die massive Tür des Badezimmers und betrat das Wohnzimmer. Der Teppich bestand, untypisch für Hotels, aus groben Knoten, die beim Gehen angenehm ihre Fußsohlen massierten. Musik hallte durch den Raum. Der Fernseher lief. Hatte sie ihn angelassen, bevor sie duschen gegangen war? Auf der Suche nach der Fernbedienung ließ sie ihren Blick suchend über das Sofa, den Glastisch und einen Sessel schweifen.
    Plötzlich blieb sie wie erstarrt stehen.
    In dem Sessel vor den zugezogenen Gardinen saß ein Mann.

45
    B ERLIN , 1764
    »Mir ist kalt!« Die Stimme des kleinen Charles zitterte.
    Calzabigi drehte sich zu ihm um und zog dem Jungen die Mütze tiefer in die Stirn. Dann gab er ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Hinterkopf. »Es kann nicht mehr lange dauern, tapferer kleiner Mann! Sonst schaffen

Weitere Kostenlose Bücher