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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Parting in Stockholm und Danziger in North Carolina. Alle drei haben schon vor über einem Monat ihre Fondsanteile bei Ihnen gekündigt und die sofortige Auszahlung gefordert. Bis heute haben Sie noch nicht einmal reagiert, nur neue Depotauszüge übersandt. Zahlen Sie die drei aus. Sofort!«
    Carter lachte laut auf, um den Eindruck zu erwecken, dass ihn dieser Vorwurf nicht aus der Ruhe bringen konnte. Wegen der Erregung in seinem Inneren geriet ihm jedoch das Lachen eine Spur zu hell. »Warum machen Ihre Klienten nicht einen Termin bei mir im Büro?«, entgegnete er. »Was schleichen Sie sich hier wie ein Bandit herein und lauern mir auf? Ich werde den Sicherheitsdienst holen!« Er schaute hinüber zu Patricia, als wolle er sie herüberwinken. Doch sie bemerkte ihn nicht.
    »Meine Mandanten versuchen Sie seit drei Wochen zu erreichen. Sie gehen nicht an Ihr Mobiltelefon, in Ihrem Büro war ich geschlagene sechsmal in den vergangenen zwei Wochen, ohne sie einmal anzutreffen. Dann habe ich gelesen, dass Sie hier sein werden.« Die Stimme des Finanzberaters wurde nun lauter.
    Viele Klienten, Anwälte und Finanzberater waren in den vergangenen Monaten in sein Büro gekommen und hatten sich vergeblich um einen Termin bemüht. Glaubte er seiner Sekretärin, hatte sogar ein wahrhaftiger Mönch darum gebeten, ihn zu sprechen. Jetzt hetzte man ihm schon Gottes Diener auf den Hals …
    »Ich bin ein vielbeschäftigter Mann …«, wandte er ein und schob die Visitenkarte von sich weg. Ein hastiger Blick auf die Uhr: noch vierzig Sekunden. »Sie können doch nicht einfach –«
    »Mr. Fields, ich habe es mir angeschaut«, fiel ihm der Finanzberater ins Wort. »Ich bin spezialisiert auf die Analyse von betrügerischen Anlagen. Ihre Zahlen können nicht stimmen. Ich weiß, dass Sie mit Ihrem Fonds Front Running betreiben – oder aber ein Schneeballsystem . Und ich weiß, dass Sie durch die Entwicklung an den Finanzmärkten in den vergangenen Monaten in eine Lawine hineingeraten sind. Zahlen Sie meine Mandanten sofort aus, und vielleicht werden Sie nicht von der Lawine überrollt. Ziehen Sie die Reißleine!«
    Carter blickte sich erneut hilfesuchend um, offensichtlich hatte weiterhin niemand mitbekommen, dass ihr Gespräch eine ganz andere Wendung genommen hatte. Die große Uhr zeigte noch zwanzig Sekunden. Patricia betrat bereits wieder das Podium.
    »Machen Sie einen Termin«, forderte Carter sein Gegenüber auf. Die Sitzfläche unter ihm kam ihm plötzlich wie eine heiße Kochplatte vor.
    »Ich werde morgen Nachmittag um sechzehn Uhr zu Ihnen ins Büro kommen«, erklärte Peter Haye mit aufgeregter Stimme. »Und dann will ich, dass Sie die Auszahlung vorbereitet haben. Keine Ausflüchte!« Er drehte sich kurz zur großen Stoppuhr um. Noch sieben Sekunden. »Mr. Fields, noch sind Sie groß. Sollten Sie die Gelder morgen nicht an meine Klienten auszahlen, werde ich der SEC einen Bericht übergeben. Die werden Sie in kleine Stücke zermalmen.«
    Das laute Klingeln der Stoppuhr ließ augenblicklich alle Gespräche im Raum verstummen. Während er aufstand, schob Peter Haye seine Visitenkarte zurück in Carters Richtung.
    »Denken Sie an den Müsli-Effekt!«, zischte er, dann wandte er sich mit einem breiten Lächeln zum Gehen.
    Carter saß zusammengesunken auf seinem Stuhl und starrte auf den leeren Platz vor sich. Er spürte, wie ein Schmerz seinen Nacken hinaufkroch und sich in seinem Kopf festsetzte, und schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, blickte er in das freundliche Gesicht einer jungen Afrikanerin.
    »Mr. Fields, haben Sie sich das schon einmal vorgestellt – Sie öffnen Ihren Wasserhahn, und kein Wasser sprudelt heraus?« Sie blickte ihn erwartungsfroh an.

7
    L AS V EGAS
    Als der Techniker den Lift per Handkurbel in das Erdgeschoss des Hotels befördert und die Tür aufgestemmt hatte, war der Kabine eine komplett bekleidete Trisha entstiegen. Frisch geschminkt, mit zum Pferdeschwanz streng nach hinten gebundenen Haaren und mit erhobenem Haupt hatte sie, ihren Koffer hinter sich herziehend, den Empfangsbereich des Hotels durchquert. Nichts war mehr zu erahnen von dem nackten Geschöpf, das sich gut eineinhalb Stunden zuvor in den Fahrstuhl gerettet hatte. Von Chad war weit und breit nichts zu sehen. Selbst wenn er ihr aus dem Hotelzimmer gefolgt war, hätte er niemals vermutet, dass sie im Fahrstuhl zwischen den Stockwerken feststeckte. Er wusste, dass sie normalerweise niemals den Aufzug

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