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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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den Autos herumliefen und die Umgebung sicherten. Es entbehrte nicht eines gewissen Sarkasmus, dass die Veranstaltung ausgerechnet in den Washington Heights stattfand, einem Stadtteil von New York City, in den sich keiner der Besitzer dieser Fahrzeuge jemals verirren würde. Dort lebten überwiegend Emigranten, von denen die meisten froh waren, wenn sie von hier wegkamen.
    »Warum findet es nicht in Manhattan statt?«, hatte er seine langjährige Bekannte Patricia gefragt, die ihn zum Kommen verpflichtet hatte. »Keiner von uns hat Lust und Zeit, in die beschissenen Heights rauszufahren. Bestenfalls kehren wir ohne Felgen zurück!«
    »Weil die Reichen zu den Armen kommen müssen und nicht umgekehrt. So funktioniert Charity nun mal!«, hatte Patricia geantwortet und sein Wehklagen mit ihren blitzweißen Zähnen einfach weggelächelt.
    Als er nun endlich den Eingang der kleinen Baptisten-Gemeinde erreicht hatte, begrüßte Patricia ihn auch schon mit einem Küsschen auf jede Wange. Er verspürte beim Duft ihres teuren Parfüms einmal mehr den Wunsch, sie flachzulegen. Kirche hin oder her. Wenn er vollkommen ehrlich zu sich selbst war, hatte er nur deshalb den Weg hierher gefunden. Sie war gut zwanzig Jahre jünger als er und damit eigentlich schon zu alt für ihn. Doch wo andere nur sexy waren, war sie mit ihrer roten Mähne und den türkisgrünen Augen erotisch, und dies ließ ihn seinen Vorsatz vergessen, sich mit keiner Frau über fünfundzwanzig mehr einzulassen. Und er hatte berechtigte Hoffnung. Obwohl er unaufhaltsam auf die sechzig zusteuerte, stand er noch voll im Saft. Sein Wing-Tsun-Training und bewusste Ernährung hatten seinen Körper davor bewahrt, außer Form zu geraten. Er hatte sogar den Eindruck, dass er fit wie nie war. Außerdem sah er immer noch blendend aus: Manche attestierten ihm sogar eine Ähnlichkeit mit John F. Kennedy. Zwar war sein ehemals dunkelblondes Haupthaar mittlerweile stark ergraut, doch viele seiner Altersgenossen wären froh, wenn sie überhaupt noch welches hätten.
    Schon erblickte er die ersten bekannten und verhassten Gesichter. Ein nicht enden wollender Begrüßungsmarathon aus Händeschütteln und Schultertätscheln begleitete ihn in die große Gemeindehalle bis zu dem Platz, auf dem ein Schild mit seinem Namen stand. So ziemlich jeder New Yorker, der mehr als eine Milliarde Dollar besaß, war in diesem Raum anwesend oder hatte irgendeinen Stellvertreter geschickt. Als er seine Sitznachbarn begrüßte, bemerkte er, dass er als einer der Allerreichsten an einem der Tische ganz vorne platziert worden war. Vor ihm saßen nur noch der Tabak-Erbe Robert Allan Meerbaum, der mexikanische Öl-Unternehmer Garcia Rodriguez und eine sehr alte, französisch sprechende Frau aus Europa, deren Namen ihm nicht einfiel. Er konnte damit leben, zumal Meerbaum und Rodriguez beide große Summen in seinem Fonds investiert hatten. Vermutlich hatte auch die französische Schabracke ihm über irgendwelche Vermögensberater ihr Geld anvertraut, ohne dass sie beide es wussten. An der Wall Street war er eine Legende, und nahezu jeder Superreiche in Amerika und Europa legte einen Teil seines Geldes bei Carter Fields an.
    Patricia betrat ein kleines Podest, das am Kopfende des Raumes aufgebaut war, und begrüßte alle Anwesenden. Mit ihren langen Beinen und dem schwarzen Wollkleid, das in der Mitte ihrer wohlgeformten Oberschenkel endete, sah sie atemberaubend aus. Er blickte sich um und sah, wie auch die anderen mächtigen Männer in diesem Raum an ihren Lippen hingen. Hätte man hier und jetzt eine Nacht mit ihr für einen guten Zweck versteigert, hätte man von dem Erlös vermutlich den afrikanischen Kontinent auf Jahre hinaus vom Hunger befreien können. Für solche Spielchen war Patricia jedoch nicht zu haben. Er hatte es bereits vorsichtig getestet, und dies machte sie als Trophäe nur noch wertvoller. Nachdem sie die Spielregeln des heutigen Nachmittags erläutert hatte, betätigte sie einen überdimensionierten roten Knopf, der hinter ihr auf einer Plastiksäule angebracht war. Die Zeiger einer gigantischen Stoppuhr, die darüberhing, setzten sich in Bewegung.
    Als sie sich wieder zu den Anwesenden umdrehte, quietschte sie einmal, lachte laut auf und drückte mit rudernden Armen erneut den Button. »Die Organisationen!«, rief sie. »Da habe ich doch glatt vergessen, die Vertreter der Organisationen zu bitten, nun gegenüber den Spendern Platz zu nehmen!«
    Carter Fields schmunzelte über ihre

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