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Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition)

Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition)

Titel: Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Fischer , Manfred Maurenbrecher
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jener russischen Frau fanden, mit der er als junger Mann in den Kriegswirren ein Verhältnis gehabt hat, brachte ich die Beichte damit in Zusammenhang – vielleicht wollte er sein Geheimnis geschulten und gesegneten Ohren anvertrauen.
    Ich dachte auch an ein Lied, das ich aufgenommen hatte; Manfreds Text schildert ein Erlebnis aus dem Zweiten Weltkrieg, der uns Nachkriegskinder geprägt hat, wenngleich wir ihn nicht selbst erlebt haben. Immer wenn ich die letzte Strophe der »Schwarzen Katze« singe, sehe ich in die Augen meines Vaters…
    Kleines Haus am Wiesengrund
    weit in einer Winterwelt,
    Mädchen vor dem off’nen Herd
    träumt, dass ihr ein Prinz gefällt.
    Das ist lange, lange her,
    und die Zeiten waren schwer,
    und Krieg war.
    Junger Mann in Uniform
    hat Befehl zum großen Brand,
    springt mit Stiefeln durch die Tür,
    hinter der das Mädchen stand.
    Da zerbrach ihm sein Gewehr,
    sprach: »Ich kenn mich selbst nicht mehr,
    seit Krieg war …«
    Oben auf dem Dach die schwarze Katze
    blieb die Nacht lang wach und schaute zu,
    wie die Liebe kam, mit sanfter Tatze
    schnurrt sie ihren Frieden noch dazu.
    Im kleinen Haus am Wiesengrund
    lebt ein alter Mann bis heut,
    Dame aus der bess’ren Welt
    reist in die Vergangenheit.
    Vor der Türe bleibt sie stehn,
    hat zwei Augen nicht gesehn,
    seit Krieg war.
    Und oben auf dem Dach die schwarze Katze
    bleibt die Nacht lang wach und schaut zu,
    wie die Liebe kommt, mit sanfter Tatze
    schnurrt sie ihren Frieden noch dazu.
    Sieben Leben lang mit sanfter Tatze
    schnurrt sie ihren Frieden noch dazu. 12
    Wieder kam die Familie zu einer Beerdigung zusammen, trauerte um den Vater – wo die Mutter kaum gegangen war. Auf sein Ableben hatten wir uns durch die lange Zeit seiner Krankheit aber vorbereiten können. Das ist erträglicher als ein plötzlicher Tod.
    Weihnachten 1995 war für uns Geschwister das erste ohne unsere Eltern. Eine schmerzliche Form des endgültigen Erwachsenwerdens, wenn man eine Generation nach oben rutscht.
    Und auch das kommende Jahr sollte von Einschnitten geprägt sein. 1996 endete meine Ehe mit László nach fünfundzwanzig Jahren Beziehung. Das muss man erst mal verarbeiten. Die Scheidung zog sich hin. Ich wollte klare Verhältnisse schaffen, keine Absicherung für ihn sein oder im Fall der Fälle gar Unterhalt an ihn zahlen müssen. Er wiederum hatte uns im Dunkeln gelassen über seinen wachsenden beruflichen Erfolg, er brauchte das Geld für seinen »Neustart«. Wir einigten uns also auf die von mir angestrebte Gütertrennung. Über Nacht hatte ich alle Lebenshaltungskosten allein am Hals, aber damit hatte ich gerechnet. László gründete nach unserer Scheidung eine neue Familie.
    Bei all dem Stress meldete sich mein Körper zu Wort. Seit dem Schock über den Tod meiner Mutter hatte ich zunehmend mit Allergien zu kämpfen, ich bekam regelmäßig Schnupfen, wenn Hasel und Birke blühten oder im Herbst vom Beifuß. Für eine Sängerin ist das sehr unerfreulich. Schnupfen beeinträchtigt das Singen. Inzwischen kann ich damit umgehen, doch anfangs war ich ziemlich hilflos.

    Eines Tages rief mich Jürgen von der Lippe an. Wir kannten uns seit Anfang der Achtziger, als ich öfters in Köln beim WDR aufgetreten war, manchmal waren wir gemeinsam zurück nach Berlin geflogen. Er war ein freundlicher Kollege und richtig bekannt geworden, seit er Geld oder Liebe moderierte. Jetzt wollte jeder in seine Sendung, weil er die Musiker, die bei ihm auftraten, immer sehr aufmerksam anmoderierte, was in den meisten Fällen zu einem erfolgreichen CD-Verkauf führte. Auch ich hatte die Erfahrung bereits gemacht, dass ein Auftritt in einer guten TV-Sendung mehr bewirken konnte als Interviews in tausend Radiosendern. Das Besondere bei Jürgen von der Lippe war, dass er keinen Unterschied zwischen nationalen und internationalen Künstlern machte. Es gab nur gute oder schlechte Musik für ihn.
    Ich hatte Jürgen mein letztes Album mit einem privaten Anschreiben zugeschickt. Das taten sicher viele, und ich versprach mir nicht allzu viel davon. Umso überraschter war ich nun, als er tatsächlich zurückrief und mir einen Auftritt anbot. Freude! Ich fragte, an welches Stück er gedacht habe. Er meinte: »Abflug in die Stadt«. Das war nicht gerade mein Favorit, deshalb bat ich ihn, bei Gelegenheit noch einmal in das Album reinzuhören. »Okay«, sagte er, »ich höre und melde mich wieder.«
    Ich wartete mit Spannung auf seine Entscheidung und war gleichzeitig nervös, ob

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