Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)
zu nehmen. Das hatte sie nun davon. »Woher soll ich wissen, dass du es bist, der sich an mir bedient, und nicht ein Tourist?«
»Weißt du nicht.« Sein selbstzufriedenes Grinsen wurde breiter. Immerhin kehrte die Wärme in seinen Blick zurück und er trat hinter seinem Schutzwall hervor.
Sie machte sich ernsthaft Sorgen. Die meisten Urlauber schauten sich zwar nur Rhyolite an, die berühmteste der Geisterstädte. Skelleton dagegen war hauptsächlich unter Einheimischen bekannt, da es dort nicht viel zu sehen gab. Die Häuser waren fast vollkommen zerfallen und die Natur eroberte die Ruinen zurück. Dennoch wurden dort ab und zu Partys gefeiert, Jugendliche hingen dort ab, wenn sie Schule schwänzten, und einige der schmierigeren Tourguides fuhren mit ihren Gruppen jede noch so langweilige Attraktion an, um Geld zu scheffeln.
»Zeig mir, wie sehr du mit mir zusammen sein willst.« Er neigte sich vor und für einen Moment sah es so aus, als wollte er sie küssen. Doch er schaute ihr lediglich tief in die Augen und richtete seinen Oberkörper sogleich wieder auf. »Bleibst du fern, weiß ich, dass du mit meinen Konditionen nicht einverstanden bist, und unsere Wege trennen sich für immer. Erscheinst du jedoch, werde ich dir zeigen, dass meine Variante die richtige ist, und dir genau das geben, was du brauchst.«
Damit wandte er sich ab und verschwand wieder im Haus der fremden Frau.
Eifersüchtig starrte Valentine zu dem Fenster hinüber, hinter dem Licht eingeschaltet wurde. Noch auf der Fahrt nach Weeping Willow wäre sie fast hinter dem Lenkrad eingeschlafen. Jetzt war sie ironischerweise hellwach.
Sie musste nachdenken.
Sie musste eine Entscheidung treffen.
Sie musste den Namen Lana Sycamore vergessen. Doch das schien ihr unmöglich.
14
Je näher der Feierabend kam, desto unruhiger wurde Valentine. Sie würde nach Hause fahren, noch eine halbe Stunde fernsehen und dann ins Bett gehen, alleine, so wie in der Zeit, bevor sie Rhys Snowden kennengelernt hatte. Das kam ihr nun langweilig und banal vor. Höchstwahrscheinlich würde sie ohnehin nicht schlafen können. Ihre Gedanken kreisten um Rhys. Warum wollte er sie in dieser Nacht nicht sehen? Warum machte er eine Pause? Verbrachte er den Abend mit dieser mysteriösen Lana?
Sie schaute auf die Armbanduhr, eine Wanduhr gab es im Kasino nicht, damit die Spieler jegliches Zeitgefühl verloren. Denn je länger sie im Decadency blieben, desto mehr Geld setzten sie ein. Halb elf. Ein letztes Mal bat sie Rick, ihren Spieltisch zu übernehmen.
»Du hast aber eine schwache Blase heute«, frotzelte er. »Linda verdrückt sich heute auch ständig. Heckt ihr beiden etwas aus?«
Überrascht schaute sie ihn an. Was meinte er damit? »Nein.«
»Ach, komm schon, mir kannst du euer kleines Geheimnis anvertrauen.« Verschwörerisch dämpfte er seine Stimme. »Was ist es?«
»Du spinnst ja.« Ihr wurde heiß. Sie wandte sich von ihm ab und eilte auf die Tür zu, die zu den Separees und den Personalräumen führte. Niemand durfte etwas von ihrer erotischen Liaison mit Rhys erfahren, das gehörte zur Abmachung. Schon weil Jacob sonst stinksauer sein und sie vermutlich feuern würde.
Verliebe dich nicht in Rhys Snowden , hatte er sie gewarnt, ausgerechnet er, wo er doch mit Rhys befreundet war. Seine Worte fielen ihr wieder ein, als sie durch den Korridor auf das Spielzimmer des frivolen Zirkels zuging. Davor blieb sie stehen und lauschte. Hier hatte alles angefangen. Sehnsüchtig hatte sie davorgestanden, so wie jetzt. Doch inzwischen hatte sich ein weiteres Gefühl hinzugesellt. Heimlich, still und leise hatte es sich in ihren Brustkorb eingenistet. Es wuchs und gedieh, wie aber Val durch die Kollision mit Rhys in Weeping Willow erfahren hatte, fiel ihr Verlangen nach mehr als nur Sex bei ihm nicht auf fruchtbaren Boden.
Warum war er dann eifersüchtig gewesen, als er gesehen hatte, dass ein fremder Mann, ihr Vater, sie von der Arbeit abgeholt hatte? Entweder maß er mit zweierlei Maß oder er drehte sich wie ein Fähnchen im Wind, wusste nicht, was er wollte. Vielleicht lag das in seiner Natur. Möglicherweise war sein Charakter ebenso ambivalent wie seine Augenfarbe. War seine Seele nun giftgrün und schmutzig wie Brackwasser oder rein wie das Blau des Ozeans?
Egal, was der Grund für sein wankelmütiges Verhalten war, es machte Valentine traurig und zunehmend sauer.
Kein einziges Geräusch drang aus dem Separee zu ihr. Es schien immer noch leer zu sein. Offenbar
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