Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)
traf sich die Runde in dieser Nacht nicht. Wenn jetzt immer noch kein einziger von ihnen hier war, würde auch niemand mehr kommen. Sie hatte das Spielzimmer fast stündlich überprüft. Nun gab sie die Hoffnung auf, wenigstens Rhys’ Anblick für einen kurzen Moment zu erhaschen, um an seiner Reaktion festzustellen, ob er noch verärgert war oder ob seine Augen wieder strahlten, wenn er sie sah.
Sich vorzustellen, dass er Spaß hatte – mit ihr –, während sie sich quälte, machte Val fuchsig. Ihr latenter Masochismus bezog sich einzig und allein auf ihre erotische Neigung und die Sessions. Aber Rhys brachte ihr inneres Gleichgewicht ins Wanken. Das missfiel ihr. Es machte sie unglücklich.
Ihre Zufriedenheit war an Rhys gekoppelt. Ihre Gedanken kreisten permanent um ihn und den Darkroom. Sie hatte keine Lust mehr, sich mit ihren Freunden zu treffen, die Bürgermeisterwahl interessierte sie nicht und sie ertappte sich öfter dabei, wie sie Löcher in die Luft starrte.
Sex konnte süchtig machen, besonders wenn man ihn mit einem wahren Künstler auslebte. War sie bereits dabei, sich in BDSM zu verlieren? Oder hatte das bittersüße L-Wort sie erwischt?
Valentine gefiel nicht, dass Rhys sich in ihrem Herzen eingenistet hatte. Aber noch mehr missfiel ihr, dass er nicht genauso verrückt nach ihr war wie sie nach ihm.
Um ihn aus ihrem Kopf zu bekommen, wenigstens für ein paar Stunden, entschloss sie sich, auszugehen, wild zu feiern und die Nacht durchzutanzen. Erneut prüfte sie die Uhrzeit. Die meisten ihrer Freunde hatten einen völlig anderen Rhythmus als sie, deshalb würde es schwer werden, jemanden zu finden, der spontan und an einem Wochentag nach Mitternacht noch mit ihr die Klubs der Sin City unsicher machte.
Seufzend wandte sie sich ab, um zurück ins Kasino zu gehen, und sah gerade noch, wie Linda in den Gang zu ihrer Rechten abbog. Natürlich! Ihre Freundin hatte ebenfalls um Mitternacht frei. Sie hatten darüber gesprochen, mal wieder zusammen feiern zu gehen. Vielleicht hatte die lebenslustige Blondine ja noch nichts vor.
Valentine beeilte sich, ihr zu folgen. Kam es ihr nur so vor, oder schlich Linda durch den Flur? Die Kellnerin öffnete den Eingang zur Kantine nicht ganz, sondern schlüpfte durch einen Spalt, der gerade so groß war, dass sie hindurchpasste, und schloss die Tür leise hinter sich.
Irritiert blieb Val stehen.
Das Abendessen im Aufenthaltsraum war schon vor Stunden abgeräumt worden. Ob sie sich dort mit jemandem traf? Das schien Val abwegig, denn keiner der Angestellten machte um diese Zeit Pause. Entweder hatte ihre Schicht gerade erst begonnen oder sie endete um vierundzwanzig Uhr.
Zögerlich setzte Val ihren Weg fort. Sie steckte ihren Kopf in das Zimmer, um sich rasch zurückziehen zu können, sollte sich Linda mit einem Mann verabredet haben. Doch die Stühle waren leer. Ihre Freundin war nirgends zu sehen.
Zuerst krauste Valentine überrascht ihre Stirn, dann lachte sie innerlich über sich selbst. Wahrscheinlich bediente sich Linda gerade an den Speisen, die vom Dinner übrig geblieben und in den Kühlschrank gestellt worden waren. Hinter den Tischen befand sich zwar eine kleine Industrieküche, jedoch wurde dort nie gekocht. Jacob hielt es für wirtschaftlicher, Essen liefern zu lassen, als Küchenpersonal einzustellen, hatte er ihr erklärt. Das Decadency war im Vergleich zu den Hotelkasinos The Mirage , Caesar’s Palace , zum Bellagio und dem MGM ein Winzling und zudem eine reine Spielbank ohne Übernachtungsmöglichkeit für die Gäste. Daher blieb die Anzahl der Angestellten pro Schicht überschaubar.
Plötzlich hörte Val ein Geräusch, das sie nicht zuordnen konnte. Es handelte sich um ein Klatschen. Oder doch eher um einen Schlag? Es passte nicht an diesen Ort. Vielleicht war das der Grund, warum sie es nicht identifizieren konnte. Grübelnd trat sie ein.
Sie öffnete ihren Mund, um nach ihrer Freundin zu rufen, doch eine Vorahnung hielt sie davon ab. Linda musste sich in dem Teil der Küche, der im Dunkeln lag, aufhalten. Warum? Und was tat sie dort, das diese Laute verursachte?
Vorsichtig beugte sich Valentine über den Tresen und spähte in den gefliesten Nachbarraum. Er schien um die Hälfte kleiner zu sein als das Speisezimmer, aber das täuschte, denn er ging hinter der Wand nach rechts weiter. Val sah Linda nicht sofort, da die Küche nur indirekt von dem gedimmten Oberlicht, das über den Tischen glomm, erhellt wurde. Als Erstes fiel ihr ein
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