Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)
gewagt – vor aller Augen selbst Lust verschaffen. Außerdem wollte sie sich überzeugen, dass Rhys nicht der Zettelschreiber war.
Verlegen zog Val den Umhang enger um ihren Körper. Ihre Freundin und sie hatten sich in einem Anflug von geiler Vorfreude Roben ausgeliehen, die jenen in dem Roman Die Geschichte der O nachempfunden waren. Die Ballkleider waren im Schritt vorne und hinten so weit gerafft, dass der Hintern halb herausschaute und die Scham zu erahnen war. Das Oberteil bestand aus einem Korsett ohne Körbchen. Der Stoff des Capes rieb bei jeder Bewegung über Vals Brustspitzen und heizte ihre Erregung an. Es gab auch Varianten, in denen alles offen lag, doch Val und Linda hatten sich für die etwas zahmere Version entschieden. Die Schneiderin Karen, eine Freundin von Linda, bot frivole Outfits in einem Internetshop an und erhoffte sich Werbung davon, dass Linda und Val ihre Kostüme trugen.
Mit jedem Schritt, den sie dem Saal näher kamen, prickelte Valentines Schoß intensiver. Als sie bemerkte, dass sich ihre Finger um die Maske in ihrer Hand krampften, lockerte Val sie sofort wieder, um die Pfauenfedern, die den oberen Rand säumten, nicht abzuknicken. Linda setzte ihre Moretta aus goldfarbenem Samt bereits auf, worauf Val es ihr gleichtat.
Nun, da sie an der Garderobe ankamen und ihre Capes abgeben mussten, schämte sich Val für ihr offenherziges Kostüm. Immer wieder strich sie über den grün-schwarzen Stoff, als könnte sie ihn damit glätten und zumindest vorne verlängern. Sie hatte den Eindruck, dass alle – die Garderobendamen, die Gäste und die livrierten Diener – auf ihre Spalte oder ihren Busen starrten, doch in Wahrheit beachtete niemand sie. Die Angestellten bewahrten Professionalität und die anderen Besucher hatten nichts Eiligeres zu tun, als vor den Spiegel neben dem Eingang zu treten und ihre Aufmachung zu prüfen.
Als Linda der Garderobiere ihre Tasche reichte, zitterte sie. Ihre so selbstsichere Freundin nervös zu erleben, war für Val etwas völlig Neues. Die Blondine schaffte sogar das Kunststück, auf den Saum ihres Kleids, eines Traums aus Himmelblau und Gelb, zu treten, obwohl er nur an den Seiten herabhing. Val fing die Strauchelnde auf und sie kicherten beide aufgeregt.
Ein schwarzer Vorhang verhüllte den Zugang zum Veranstaltungsort. Ein Angestellter, dessen Gesicht sich vollkommen hinter einer Volto, einer neutral weißen Maske, verbarg, schob den Stoff beiseite, sodass sie eintreten konnten, um ihn sogleich wieder hinter ihnen zu schließen.
Der Saal hieß sie mit schummrigem Licht willkommen. Er mutete an wie ein riesiger venezianischer Wintergarten bei Nacht. Überall standen Sofas und Sessel mit edlen Bezügen. Deckenhohe Benjamine und Farne dienten als Abtrennung und unterstrichen das mediterrane Flair, das man mit wenigen Hilfsmitteln erschaffen hatte. Eine komplette Seite bestand aus Fenstern, durch die man die normalen Gäste des Hotelkasinos beobachten konnte, die sich in der Shopping Mall mit italienisch anmutenden Geschäften tummelten.
»Die da draußen sehen uns aber nicht, oder?«, fragte Linda leise und saugte ihre Unterlippe ein.
Val schüttelte den Kopf. »Von außen ist das Glas verspiegelt. Schau nur, dort drüben betrachtet sich eine Schwarzhaarige in der Scheibe und zieht ihren Lippenstift nach.«
Wenn die wüsste, dachte sie und lächelte beim Anblick eines Strafbocks, der unweit der Fremden auf der anderen Seite des Fensters stand.
Klassische Musik beschallte den Saal. An einer Bar wurden Cocktails angeboten und Angestellte servierten Champagner. Letzterer war im Preis inklusive, weshalb Val und Linda sich bedienten. Mit den Gläsern in den Händen flanierten sie durch den Raum. Zwischen den Polstermöbeln entdeckten sie einen Folterstuhl, einen Beistelltisch, auf dem Schlaginstrumente lagen, einen Pranger, eine Sklavenliege und einen niedrigen Käfig.
Jedes Mal erschrak Val innerlich, dann wallte Hitze in ihr auf.
Ihre Nippel waren allein durch die Vorstellung, was im Laufe der Nacht in diesen vier Wänden alles passieren konnte, wie elektrisiert. Jeder Luftzug kitzelte sie. Ihre Brustwarzen zogen sich immer mehr zusammen. Unauffällig hielt sie die Hand mit der Champagnerflöte vor ihren Busen, doch schon im nächsten Moment kam sie sich lächerlich vor. Ja, man starrte sie an, aber wohlwollend und mit einem erregten Funkeln in den Augen. Als ihr das bewusst wurde, straffte sie ihre Schultern und drückte den Rücken durch, um ihre
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