Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)
Tageszeitungen, die sich normalerweise bemühten, objektiv zu berichten. Allein durch die Überschriften schoss Vals Puls in die Höhe.
Bekennende Masochistin wählt den Freitod.
Suchte sie Erlösung von dem Hunger nach Schmerz?
Ist sie für ihren Herrn in den Tod gegangen?
Ging ihre Sucht nach Sex und Schmerz zu weit?
Val klebte die Zunge am Rachen. Ihr Mund war staubtrocken. Lana Sycamore entpuppte sich als Lustdienerin wie sie selbst auch eine war. Mit knapp einunddreißig Jahren hatte sie Suizid begangen. Angeblich hatte sie eine CD mit melancholischen Klassikstücken auf volle Lautstärke gestellt, einen Strick an der Treppe im Foyer befestigt – das eine Ende am Geländer ganz oben und das andere an ihrem Hals – und war gesprungen, sodass sie sich strangulierte.
Aufgewühlt warf Val ihr Handy in ihre Tasche, als würde eine ätzende Säure aus dem Display laufen. Sie zog ihre Beine an, stellte die Füße auf den Sitz und schlang die Arme um die Knie. Grübelnd knabberte sie an ihrem Daumennagel.
Lana musste Rhys’ Sklavin gewesen sein, immerhin war BDSM ihr gemeinsamen Nenner.
Hatte er sie in die Verzweiflung getrieben, indem er mit ihr dasselbe zermürbende Spiel aus Nähe und Distanz gespielt hatte, wie jetzt mit Val? Oder hatte er von ihr als ultimative Unterwerfung den eigenen Tod gefordert? War er gar in einer Session zu weit gegangen und hatte das Atemkontrollspiel, bei dem sie verstarb, als Selbstmord getarnt? Das traute Val ihm nicht zu, denn er hatte sich ihr gegenüber stets verantwortungsbewusst und fürsorglich verhalten. Aber was wusste sie schon von ihm? So lange und gut kannten sie sich noch gar nicht.
Was auch immer sich zugetragen hatte, so wie Lana wollte Val auf keinen Fall enden! Das erste Mal überlegte sie ernsthaft, Rhys nie wiederzusehen. Aber konnte sie das überhaupt aus eigener Kraft schaffen? Er hatte sie vom ersten Moment an am Haken gehabt, und dieser hatte sich ausgerechnet in ihr Herz gebohrt.
23
Obwohl Valentine ihr ganzes Leben in Las Vegas verbracht hatte, hatte sie die großen Kasinohotels, die den Strip säumten, nur selten betreten. Weder hatte sie das Geld gehabt, um dort ihre Freizeit zu verbringen, noch hatte sie jemals einen Job gesucht, da sie seit ihren Teenagertagen in der Spielbank ihres Vaters gearbeitet hatte. Außerdem standen die Giganten für die totale Reizüberflutung.
Auch das The Venetian, das Venedig als Motto gewählt hatte, besaß ihrer Meinung nach von allem zu viel. Zusammen mit dem Schwesterhotel The Palazzo wies es über viertausend Suiten und ebenso viele Zimmer auf. Bei achtzehn Restaurants, einem gewaltigen Kasino, einer italienisch anmutenden Einkaufsmeile und sogar einem Tussaud-Wachsfigurenkabinett brauchten die Gäste das Resort gar nicht zu verlassen, was sich negativ auf die kleinen Shopping Malls, Bistros und Vergnügungsmöglichkeiten in Sin City auswirkte.
Valentine ging neben Linda an dem künstlichen Kanal vorbei, auf dem Gondoliere in blau-weiß gestreiften Oberteilen, mit roten Schärpen und Strohhüten auf Fahrgäste warteten. Als sie das Gebäude betraten, kam sie sich vor wie in einem Ameisenbau, wenn auch einem mit glänzendem Marmorboden, südländischer Hintergrundmusik und in Stuck eingefassten Deckenmalereien. Die Menschen wirkten klein und unbedeutend. Wie Ameisen unentwegt Nahrung in ihre Behausung trugen, brachte der permanente Besucherstrom Geld herein.
Val war froh, dass Lindas mysteriöser Zettelschreiber ihr eine Eintrittskarte zu dem erotischen Maskenball zugesteckt hatte. So hatten sie nur eine weitere kaufen müssen und sich den Preis geteilt. Offensichtlich ahnte er nichts davon, dass Val eingeweiht war.
Ein Angestellter in einer farbenfrohen Livree, der ständig seine rote Pantalone-Maske zurechtrückte, als säße sie zu locker, zeigte ihnen den Weg durch das Labyrinth der Gänge und erklärte ihnen dies und jenes, als handelte es sich um eine Museumsführung. Ob nun Marketing oder Ablenkung – natürlich fand eine solch prekäre Veranstaltung nicht für die anderen Gäste sichtbar statt –, sie mussten den halben Komplex durchqueren und Vals Füße in den High Heels taten jetzt schon weh. Unglücklicherweise hatte sie die mit den höchsten Absätzen ausgesucht, um besonders sexy auszusehen, dabei hatte sie nicht einmal vor, sich einen dominanten Herrn zu angeln. Sie wollte nur beobachten, dazulernen, sich erregen lassen und sich vielleicht – aber diesen Gedanken empfand sie als ziemlich
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