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Das Lustschiff

Das Lustschiff

Titel: Das Lustschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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ihren Protest völlig.
    »Ich werde Sie nicht enttäuschen«, versprach er ihr hoch und heilig.
    »Ich werde Ihnen einen Kinnhaken verpassen, wenn Sie nicht endlich zur Vernunft kommen.« Noch hatte sie Hemmungen, den Mann wegen seines Alters zu schlagen, doch mit jeder Sekunde schwanden die.
    »Hey! Lassen Sie die Frau in Ruhe!«, rief plötzlich jemand hinter ihr. Die Stimme, die einem Mann gehörte, war Carolin vertraut, aber sie konnte sie nicht zuordnen, sich auch nicht umdrehen, da Herr Pan ihre volle Aufmerksamkeit einforderte, indem er versuchte, sie ungeniert zu küssen. Unfassbar! Das konnte doch alles nur ein übler Traum sein.
    Der Mann riss Carolin und Pan auseinander, packte den älteren Herrn bei der Gurgel und drückte ihn mit voller Wucht gegen die Wand.
    »Hörst du schlecht, Opa? Lass die Lady in Ruhe!«
    »Nicht doch, Sie schnüren ihm ja die Luft ab«, sagte Carolin und versuchte die beiden Männer zu beruhigen.
    »Es … kommt nicht wieder vor … versprochen«, keuchte Herr Pan und versuchte vergeblich die Hand an seinem Hals zu lösen.
    »Jetzt lassen Sie ihn doch los, bitte.« Bevor noch ein Unglück geschah.
    Der Fremde hörte auf sie, ließ von Pan ab, und der suchte rasch das Weite, ohne sich noch einmal umzudrehen. Die Sache mit dem Türschloss würde sie dennoch regeln müssen, doch fürs Erste war sie diesen Westentaschencasanova los.
    Der Fremde drehte sich zu ihr um, musterte sie eindringlich. Dieses Gesicht, das spitzbübische Grinsen, das war doch …
    »Josh Sullivan? Was machen Sie denn an Bord der Sea Love ?«
    »Sie?« Er schien überrascht – oder er war ein guter Schauspieler. »Das könnte ich Sie fragen.« Er lachte. Jetzt wusste sie auch, was an seiner Stimme ihr so vertraut vorgekommen war. Dieser unterschwellige amerikanische Akzent, den man nur wahrnahm, wenn man sehr genau hinhörte.
    »Sind Sie mir etwa an Bord gefolgt?« Was für ein unglaublicher Zufall, dass ihre Bekanntschaft aus der Alster-Schwimmhalle ausgerechnet mit Sea Tours reiste.
    »Nein, ich habe eine ganz reguläre Buchung vorgenommen. Vor Ihnen steht kein blinder Passagier.«
    Sie schmunzelte. »Das meinte ich nicht. Ich fragte, ob Sie meinetwegen an Bord sind?« Sie hätte sich am liebsten sofort auf die Zunge gebissen. Was für eine blöde Frage war das denn?
    Er lachte, nahm es mit Humor. »Ich verbringe hier meinen Urlaub. Und Sie sollten froh sein, dass ich das tue.«
    »Ach ja?« Sie konnte ihm nicht ganz folgen.
    »Ja«, bestätigte er. »Wäre ich nicht zufällig an Bord, dann hätte ich Sie nicht vor diesem zudringlichen Kerl retten können.«
    »Mich retten?« Das schlug ja nun wirklich dem Fass den Boden aus. Carolin brauchte keinen Retter, sie hätte sich jederzeit allein verteidigen können. Erst recht, wenn ihr Gegner ein deutlich älterer Herr war! Zugegeben, er war unerwartet kräftig gewesen, und sie hatte Hemmungen gehabt, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Trotzdem wäre sie auch allein klargekommen. Das musste sie immerhin auch. Sie war die Sicherheitsoffizierin.
    »Bilden Sie sich mal nicht zu viel ein, Sullivan.«
    »Das brauche ich nicht. Ich habe Sie gerettet, das ist ein Fakt.« Sein Lächeln wurde breiter und triumphierender. Es gefiel ihm, sie aufzuziehen. Das sah sie in seinen frechen Augen.
    »Ich habe keine Hilfe gebraucht«, rechtfertigte sie sich.
    »Das sah für mich aber anders aus.«
    »Dann unterlagen Sie eben einem Irrtum.«
    »Sie sind ganz schön undankbar.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben mich schon verstanden.«
    »Na schön, eins steht auf jeden Fall fest.«
    »Und das wäre?«
    »Sie sind genauso anstrengend, wie ich Sie in Erinnerung habe.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sie müssen mich ja nur noch elf Tage ertragen.«
    Das klang, als wäre es wenig! Warum musste er auch ausgerechnet ein Ticket für die Sea Love buchen? Nicht nur, dass sie erst mal den Schock mit dem Liebesdeck verarbeiten musste, jetzt befand sich auch noch ein Mann an Bord, den sie auf erschreckende Weise anziehend fand. Aber diese Anziehung verwandelte sich in Ernüchterung, als ihr klar wurde, warum er ausgerechnet mit der Sea Love reiste. Dies war nicht irgendein Schiff. Und die Gäste, die an Bord der Sea Love gingen, reisten aus einem ganz bestimmten Grund mit diesem Liner. Sie alle waren auf Vergnügungen der besonderen Art aus, wollten sich mal so richtig austoben. Josh Sullivan bildete da sicher keine Ausnahme.
    Störte sie der Gedanke etwa? Carolin verdrängte ihn gleich wieder.

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